Bochum. Ein Glasdach schützt U 35-Gäste am Bahnhof Ruhr-Uni Bochum vor Wind und Wetter. Schon 2019 wurden dort erhebliche Schäden festgestellt. Zur Lage.

30 Jahre alt ist das Glasdach über dem Bahnhof der Campuslinie U 35 an der Ruhr-Universität, wo täglich Tausende Studierende, Beschäftigte und Anwohner ein- und aussteigen. Mittlerweile ist die Stahl-Glas-Konstruktion in einem „schlechten Zustand“, wie es in einem bereits 2019 erstellten Prüfbericht heißt. Die Standsicherheit sei sogar beeinträchtigt.

Stadt: Bislang muss der Uni-Bahnhof nicht gesperrt werden

Selbst eine Nutzungseinschränkung ist nach dieser Einschätzung „gegebenenfalls umgehend vorzunehmen“. Die Schäden müssten kurzfristig beseitigt werden. Dabei ist die Mängelliste des vor vier Jahren beauftragten Ingenieurbüros durchaus stattlich. 48 Punkte werden genannt: angefangen von Rostschäden über Schweißnahtrissen bis zu gerissenen Fundamenten. Damals hat der Autor des Prüfberichts die Gesamtnote 3,4 vergeben. Aber: Wenn die Ausbreitung der Schäden nicht gestoppt werde, seien Folgeschäden an weiteren Bauteilen zu erwarten.

Die Stadtbahn-Haltestelle mit dem prägnanten Glasdach (r.) liegt an der Dr.-Petschetl-Brücke. Diese wiederum verbindet die Ruhr-Uni mit dem Unicenter (l.).
Die Stadtbahn-Haltestelle mit dem prägnanten Glasdach (r.) liegt an der Dr.-Petschetl-Brücke. Diese wiederum verbindet die Ruhr-Uni mit dem Unicenter (l.). © www.blossey.eu / FUNKE Foto Service | Hans Blossey

„Bis jetzt ist eine kurzfristige Sperrung noch nicht erforderlich gewesen“, sagt Stadtsprecher Peter van Dyk. Die Verkehrssicherheit ist, so der Bericht, gegeben. Allerdings hat die Verwaltung nun vier Jahre nach dem Prüfbericht eine weitere Bauwerksprüfung durch einen externen Gutachter beauftragt. Dafür sollen die Stahlkonstruktion, die Verglasung und die Betonflächen einzeln erfasst werden. Vom Ausgang der maximal dreimonatigen Bestandsaufnahme soll abhängen, ob das Glasdach und seine Trägerkonstruktion saniert werden können oder abgerissen und neu gebaut werden müssen.

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Unklar bleibt vorerst, wann saniert oder neu gebaut werden soll. „Nach heutigem Stand zwischen kurz- und mittelfristig“, so der Stadtsprecher.

Untersuchung erst nach 16 Uhr

Da der Stadtbahnbahnhof während der Bauwerksuntersuchung weiter geöffnet bleiben soll, empfiehlt die Stadt dem noch zu beauftragenden Gutachter, die Bahnsteige erst nach 16 Uhr zu begehen.

Die Untersuchung im Gleisbereich werden in Absprache mit der Bogestra nachts stattfinden.

Der Prüfbericht von 2019 reicht nach Einschätzung der Verwaltung nicht aus, um alle Schäden zu ermitteln. „Das Dach des Bahnhofs Ruhr-Universität ist zu groß und komplex und die Schadensbilder sind noch nicht klar“, heißt es auf Anfrage. Um die Ausschreibung der Sanierungsplanung vorzunehmen, benötigen wir eine komplette und klare Schadenserhebung mit Sanierungsvorschlägen“, sagt Stadtsprecher van Dyk.

Standsicherheit ist aus Sicht der Stadt nicht in Gefahr

Aber warum erst jetzt? Hat die Verwaltung es versäumt, bereits früher eine detaillierte Bestandsaufnahme zu beauftragen und Schäden zu beheben? „Nein, es wurden verschiedene Schritte unternommen“, heißt es im Rathaus. So seien etwa die Entwässerung des Dachs repariert und verbessert worden.

Gefahr ist aus Sicht der Stadt nicht im Verzug. „Grundsätzlich muss man sagen, das die Prüfberichtsformulierungen durch die Software für die Bauwerks-Prüfung ‘SIB Bauwerke’ mehr oder weniger vorgegeben sind und sich gegebenenfalls drastisch anhören, wenn man als Laie sonst nicht damit zu tun hat. Aus fachlicher Sicht besteht bisher keine Gefahr der Standsicherheit, da das Dach auch im Rahmen der Unterhaltung kontinuierlich beobachtet wird.“

91 Tonnen Stahl wurden beim Bau verwendet

Etwa 70 Meter lang, 22 Meter breit sowie zwischen 7,50 und 12,80 Meter hoch ist das Dach der Uni-Haltestelle, die als Insel zwischen den beiden Fahrbahnen der Universitätsstraße liegt und die von der Dr.-Petschelt-Brücke aus über Treppe und Rolltreppe zu erreichen ist. Allein 91 Tonnen Stahl wurden im Baujahr 1992/93 verwendet. Insgesamt sieben, übereinander lappend liegende Glasflächen – gestützt von Beton und Stahl – sorgen für den Wetterschutz der U 35-Fahrgäste.