Bochum. Frühere Real-Mitarbeiter aus Bochum bangen nach der Insolvenz von Mein Real um ihr Geld. Kurios: Sie sind seit Jahren freigestellt.
Nach dem Insolvenzantrag von „Mein Real“ bangt Uwe B. gemeinsam mit 27 Kolleginnen und Kollegen der vor zwei Jahren geschlossenen Real-Filiale in Bochum-Langendreer um sein Geld.
Hintergrund: Nachdem die Metro-Gruppe Real an die russische SCP-Gruppe verkauft hatte, machte die Real-Filiale in Langendreer im November 2021 dicht. Von den damals 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern – viele älter und schon lange dort beschäftigt – sollte nur knapp die Hälfte von Edeka übernommen werden, die anderen rund 40 würden betriebsbedingt gekündigt, hieß es aus Kreisen des Betriebsrates. Edeka wollte vier Monte lang renovieren und dann neu eröffnen. Die Arbeiten laufen allerdings noch heute. Wann Edeka eröffnet, ist weiter nicht sicher.
Real in Bochum-Langendreer ist dicht – Edeka baut jahrelang um
Uwe B. sieht sich selber als „Real-Urgestein“. Im Juli 1984 hatte er in Langendreer – damals noch beim Warenhaus Divi – angefangen. Bald darauf wurde Divi zu Real. Der Einzelhandelskaufmann war dort als „Allrounder“ unterwegs, sagt er. „Getränke zuletzt.“ Im August 2021 schließlich war klar, dass Real in Langendreer dicht machen wird.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien vor die Wahl gestellt worden: Abfindung oder Beschäftigung bei Edeka nach dem Umbau. „49.000 Euro brutto hätte ich bekommen. Da gehen auch noch Steuern runter. Für mich war klar, dass ich weiter arbeiten werde.“
Mit ihm entscheiden sich knapp 30 weitere Real-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für eine Freistellung und dafür, zumindest in naher Zukunft an ihrem Standort weiter arbeiten zu können. Heißt: Sie beziehen bis spätestens Ende 2024 weiter ihr volles Gehalt. „Uns ist versprochen worden, dass wir nach dem Umbau bei Edeka anfangen können“, sagt Uwe B. Doch der verzögere sich weiter, eine Ende ist nicht absehbar. „Was können wir dafür, dass die Baustelle nicht funktioniert.“
Knapp 30 Ex-Real-Mitarbeiter freigestellt
Ihr Gehalt haben die knapp 30 freigestellten Mitarbeiter in der Zwischenzeit von der Real GmbH bekommen. Die allerdings hat Ende September Insolvenz angemeldet. Per Post teilte die Real GmbH Uwe B. und seinen Kollegen am Tag des Insolvenzantrages mit, dass sie „bedauerlicherweise aufgrund der Freistellung aus rechtlichen Gründen gezwungen ist, die laufenden Gehaltsfortzahlungen (...) mit sofortiger Wirkung einzustellen.“
Die Betroffenen stellt das vor große Nöte. „Man entledigt sich so von Altlasten der Mitarbeiter des Unternehmens. Das ist für mich alles unverständlich“, sagt Uwe B.. „Wovon sollen wir nun leben? Wir haben uns schließlich auf diese Vereinbarung verlassen.“
Von der Gewerkschaft Verdi heißt es zunächst: gelassen bleiben – und kein Arbeitslosengeld beantragen. In ersten Verhandlungen habe man bereits für einige Monate erreicht, dass das Gehalt an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter trotz der Insolvenz fließt. Uwe B. zeigt sich dennoch nervös und enttäuscht. „Die Leute müssen doch ihre Verbindlichkeiten, Miete und so weiter bezahlen. So geht man nicht mit langjährigen Mitarbeitern um.“