Bochum. Neue Heizung einbauen, Dach dämmen inklusive PV-Anlage? Experten können bei der Entscheidung helfen. So finden Sie den richtigen Energieberater.
Galoppierende Energiepreise, das drohende Aus alter Öl- und Gasheizungen, der wachsende Strombedarf für Autos und Smarthome. Viele Bochumerinnen und Bochumer sehen sich mit der Frage konfrontiert, wie sie die richtigen Lösungen für all das finden. Neue Heizung, gedämmte Hauswände und neue Fenster, PV-Anlage auf dem Dach. Das alles kostet nicht nur Geld. Gefragt ist auch eine gute, unabhängige Beratung. Die können Energieberater leisten.
WAZ-Leser sind unzufrieden mit Energieberatern
Wenn sie denn über die nötigen Kenntnisse verfügen. „Wir haben den Eindruck, unser Energieberater hätte selbst eine Beratung gebraucht“, so ein Bochumer, der in den vergangenen Jahren das Haus der Familie aufwendig energetisch hat sanieren lassen.
Und das ist kein Einzelbeispiel. Immer wieder sind der WAZ-Redaktion in den vergangenen Wochen Menschen begegnet, die mit der Leistung ihrer beauftragten Energieberater unzufrieden waren. Eine Familie hat sich sogar zwischenzeitlich von einem getrennt und einen anderen beauftragt.
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Energieberater ist kein geschützter Beruf
Energieberater darf sich nennen, wer eine Fortbildung zum Berater absolviert hat und einen Meisterbrief eines baurelevanten Handwerks oder ein abgeschlossenes Studium in Architektur, Hochbau, technischer Gebäudeausrüstung, Bauphysik, Elektrotechnik oder Ähnliches vorweisen kann. Die Ausbildung ist nicht einheitlich geregelt. Geschützt ist die Bezeichnung „Gebäudeenergieberater“. Er setzt ein Zertifikat der Handwerkskammer voraus.
Im Gespräch mit der Verbraucherzentrale: Wie finde ich einen Energieberater?
Wie finde ich denn nun einen guten Energieberater? Darüber gibt Thomas Zwingmann Auskunft. Er ist Leiter der Gruppe Energie und Klima bei der Verbraucherzentrale Düsseldorf.
Was muss ein guter Energieberater leisten?
Das hängt von der Aufgabenstellung ab. Wenn er einen individuellen Sanierungsfahrplan erstellen soll, dann ist das eine sehr ausführliche Energieberatung. Er muss das Gebäude in Augenschein nehmen, eine komplette Energiebilanz erstellen, d.h. er muss Ingenieurwissen haben und das anwenden können. Wenn er Fördergelder beantragen soll, dann muss er die Förderprogramme kennen und muss beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle Bafa und bei der Deutschen Energieagentur Dena gelistet sein, damit er überhaupt Zugang zu den Förderprogrammen hat. Die Dena führt eine Liste mit Energieberatern, die eine bestimmte Qualifizierung haben. Um dauerhaft auf dieser Liste geführt zu werden, müssen Energieberater Fortbildungen und ausgeführte Projekte nachweisen, damit sie deutlich machen, dass sie auf dem aktuellen Stand sind.
Was dürfen Kunden von Energieberatern erwarten?
Grundsätzlich würde ich empfehlen, wenn ich einen Energieberater beauftragen will, das immer schriftlich zu fixieren. Da entstehen oft Diskrepanzen. Der Energieberater sagt, dieses oder jenes entspricht nicht dem Auftrag, und der Hauseigentümer erwartet das. Wenn ich eine Energieberatung beauftrage, geht es nur um eine Beratung, nicht um eine Planungsleistung. Erwartet der Hausbesitzer eine Skizze, könnte das schon ein Streitpunkt sein. Weil die Grenzen fließend sind, würde ich genau aufschreiben, was der Energieberater tun soll.
Wie finden Verbraucher einen guten Energieberater?
Eine Möglichkeit ist die Dena-Liste, auf der stehen sehr viele Energieberater. Allerdings gibt es da keine wirkliche Qualitätssicherung. Bei 13.000 Beratern ist das extrem schwierig. Natürlich sind bei allen die formalen Voraussetzungen erfüllt. Wie gut der Einzelne aber seine Aufgabe erledigt, erfahre ich darüber nicht. Ich empfehle immer, profitieren Sie von guten Erfahrungen aus ihrem Umfeld, d.h. erkunden Sie sich bei Nachbarn, Freunden, Familienangehörigen. Wenn jemand schon einmal gute Erfahrungen mit einer Energieberatung gemacht hat, würde ich mich da einfach dranhängen. Es gibt natürlich auch Handwerksbetriebe und Architekten, die mit Energieberatern zusammenarbeiten. Das wäre auch eine Möglichkeit und hat den Vorteil, dass im Falle einer Abstimmung die Kommunikation eingestimmt ist.
Was kostet eine Energieberatung?
Das hängt sehr davon ab, welche Leistung ich erwarte. Wenn es einfach darum geht, eine Förderbestätigung für eine Dämmung oder für einen Fensteraustausch zu erhalten, sollte das preiswerter sein, als wenn ich einen Sanierungsfahrplan für ein Mehrfamilienhaus mit 20 Wohneinheiten beauftrage. Die Bafa-Förderung für den individuellen Sanierungsfahrplan beträgt um die 1300 Euro. Je nachdem wie kompliziert das Gebäude ist, kann da noch ein Eigenanteil draufkommen.
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Wenn es nur um eine Beratung geht?
Wenn es nur um das Ausfüllen eines Förderantrags geht, einem Kurzbesuch und einer kurzen Anfahrt, dann sollte das etwa zwischen 300 und 500 Euro liegen.
Welche Erfahrungen hat die Verbraucherzentrale mit Energieberatungen gemacht? Gibt es Beschwerden von Verbrauchern?
Es ist schade, wenn Verbraucher negative Erfahrungen mit Energieberatern gemacht haben, weil diese eine wichtige Funktion ausüben. Wenn das Vertrauen und die Kompetenz nicht da sind, ist das schlecht für das Gelingen eines Projekts. Wir hören vereinzelt, dass die Erwartungen nicht erfüllt wurden oder dass der Sanierungsfahrplan nicht ordentlich gemacht wurde, nur um Fördergelder zu bekommen. Damit wird die große Chance vertan, die im Sanierungsfahrplan steckt. In Zeiten, in denen die ganze Branche mit Aufgaben überlastet ist, wird eher diese Schlunzvariante gewählt. Da kann es schon mal sein, dass die Auftraggeber mit dem Ergebnis nicht zufrieden sind.
Sie haben aber nicht den Eindruck, dass es Berater an Kompetenzen mangelt?
Beim Thema Heizung kriegen wir das hin und wieder gespiegelt. Wir beraten Verbraucher, wenn sie sich zum Beispiel für eine Wärmepumpe interessieren, worauf es ankommt; zum Beispiel dass Wärmepumpen auch in Bestandsgebäuden eingebaut werden können und dafür nicht nur ein komplett gedämmtes Haus in Frage kommt. Dann gehen die Verbraucher motiviert zu einem Energieberater, rufen aber ein paar Wochen später bei uns an und sagen: Der hat mir die drei magischen Fragen gestellt, ist ihr Haus gedämmt, haben sie eine Fußbodenheizung, haben sie eine Photovoltaikanlage? Das habe ich verneint und dann sagt der Berater, bauen Sie doch eine Gasheizung ein. Das ist extrem ärgerlich, weil man merkt, dass die Leute auf einem Stand von vor zehn Jahren sind, was den Stand der Technik betrifft. Das kommt vor.
Auch die Verbraucherzentrale bietet eine Energieberatung an. Was dürfen die Leute denn von Ihnen erwarten?
Wir bieten eine reine Initialberatung an. Wenn die Leute noch gar nicht genau wissen, was sie tun können, bieten wir eine Erstinformation, also die allererste Orientierungsberatung. Die kostet, weil sie gefördert ist, 30 Euro.