Bochum. Die Dauerbaustelle vor der Tür macht einer Bochumer Bäckerei schwer zu schaffen. Eine Kundin will das nicht mit ansehen – und wurde aktiv.

Daniela Ebert aus Bochum macht sich Sorgen um ihren Bäcker. Denn dem mache die große Baustelle vor der Haustür schwer zu schaffen, sagt sie. Seitdem nun die Öffnungszeiten reduziert wurden und das Geschäft sonntags und montags ganz geschlossen bleibt, schrillen bei ihr die Alarmglocken. Zeit, etwas zu unternehmen, findet Ebert.

Bochum: Wegen Baustelle – Kundin will ihrem Bäcker helfen

Es geht um die Bäckerei Hansen an der Hauptstraße 24 in Langendreer. Sie liegt inmitten der Baustelle, die von dem Kreisel am Baumarkt Ziesak bis zur Kreuzung Provinzialstraße/Werner Hellweg reicht. Hier wird die Fahrbahn komplett erneuert. Und diese geschieht seit geraumer Zeit auf Höhe der Bäckerei.

Weil man davor nicht halten kann, bleiben viele Kunden weg. Das hat auch Daniela Ebert mitbekommen. Auf Facebook rief sie daher auf: „Helft mit, einen kleinen Bäckerladen zu retten!“ Sie selbst kaufe seit sechs Jahren dort ein und sei super-zufrieden: „Die Bedienung ist nett, die Brötchen sind günstig und halten auch mal einen Tag länger, und auch auf Extrawünsche wird eingegangen.“

Petra Prütz bedient seit Jahrzehnten in der Bäckerei Hansen an der Hauptstraße in Bochum-Langendreer. So eine Flaute wie jetzt durch die Baustelle hat sie noch nie erlebt.
Petra Prütz bedient seit Jahrzehnten in der Bäckerei Hansen an der Hauptstraße in Bochum-Langendreer. So eine Flaute wie jetzt durch die Baustelle hat sie noch nie erlebt. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Ebert findet die Entwicklung „sehr bedenklich“ und möchte helfen. Ihr Aufruf sei auch schon erhört worden. „Jetzt kürzlich habe ich schon ein paar unbekannte Gesichter im Laden gesehen“, freut sie sich. Die Bedienung habe gesagt, sie habe „heute schon 30 Euro mehr als sonst in der Kasse“. Doch Daniela Ebert reicht das nicht. „Es müssen noch mehr werden.“

Da hätte auch Bäckermeister Franz Hansen nichts gegen. Aus betriebswirtschaftlichen Gründen habe er die Öffnungszeiten anpassen müssen. Geöffnet ist nun nur noch dienstags bis samstags von 5 bis 11 Uhr. Alles andere rechne sich derzeit nicht. Auch der Sonntag nicht. „Das war hinterher so traurig.“

Auch Sabrina Pletz beklagt große Umsatzeinbußen, seit vor ihrem Lottoladen an der Hauptstraße in Bochum-Langendreer wegen der Baustelle nicht mehr gehalten werden darf.
Auch Sabrina Pletz beklagt große Umsatzeinbußen, seit vor ihrem Lottoladen an der Hauptstraße in Bochum-Langendreer wegen der Baustelle nicht mehr gehalten werden darf. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Hinter der Theke steht bereits seit Jahrzehnten Petra Prütz. Sie hat noch die Zeiten erlebt, wo sie eine Kollegin hatte, die nur mit Brötchenschmieren beschäftigt war. Die Hochphase von Opel ist vorbei, doch Lkw-Fahrer kamen noch immer gerne zu Hansen, um sich das Frühstück zu besorgen, sagt die 57-Jährige. „Doch durch die Baustelle jetzt kann hier niemand mehr halten.“

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Kunden wüssten, dass sie kurz in der Einfahrt parken dürften. Aber die „fahrende Laufkundschaft“ halte dann eben woanders, um belegte Brötchen zu holen. Auch vom Wohnviertel gegenüber sei es aktuell nicht so einfach, mal eben über die Straße zum Bäcker zu huschen – die Fahrbahn dort ist komplett Baustelle.

Steht die Filiale – die Hauptbackstube liegt im Werner Zentrum – also vor dem Aus? Franz Hansen gibt sich kämpferisch: „Wir haben keine Pläne, das Geschäft zu schließen. Wir machen weiter. In der Hoffnung, dass es besser wird.“

Noch bis Juli 2024 dauern die Bauarbeiten auf der Hauptstraße in Bochum-Langendreer an.
Noch bis Juli 2024 dauern die Bauarbeiten auf der Hauptstraße in Bochum-Langendreer an. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Die hat auch Sabrina Pletz, die ein paar Meter weiter den Lottoladen führt. Schon vorher seien Parkplätze knapp gewesen, „aber jetzt geht ja gar nichts.“ Zumal zeitgleich auch noch Glasfaserkabel in den Nebenstraßen verlegt würden. „Weggegangen, Platz vergangen“, heiße es dann immer, berichtet Kunde und Nachbar Dieter Windbeutel, der sich gerade ein Rätselheft kauft. „Man beißt sich nur noch durch“, sagt Pletz.

Und das wird auch noch eine Weile so weitergehen. Bis Juli 2024 soll die Baumaßnahme auf der Haupt- und Provinzialstraße noch andauern. Nach aktuellem Stand liege man weiterhin im Zeitplan, heißt es aus dem Rathaus. Die Fahrbahn werde komplett erneuert und mit Radstreifen versehen, die Gehwege erneuert und die Parkplätze zwischen Bäumen neu angeordnet. Letzteres sei mit besonderen Schwierigkeiten verbunden und erfordere ein spezielles Vorgehen. Um die Wurzeln der Bäume nicht zu schädigen, wird ein Saugbagger eingesetzt.

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Anwohnern und Geschäftsleuten wolle man so gut es geht helfen, sagt die Stadt. „Wenn die Möglichkeit besteht, richtet die Baufirma in enger Absprache mit den betroffenen Anliegern und der Stadt Haltemöglichkeiten ein, damit die Kunden das Geschäft erreichen“, versichert Sprecher Thomas Sprenger. Aktuell sie dies allerdings nicht möglich, da der Verkehr direkt vor dem Geschäft liege und das Baufeld auf der östlichen Seite 65 Zentimeter tief sei. Zusätzlich hätten die Gräben, die die Stadtwerke für neue Leitungen ausheben, eine Tiefe von 1,20 Metern.

Sanierung statt neuer Straße

Dass der Flickenteppich Hauptstraße/Provinzialstraße eine Sanierung dringend nötig hatte, ist unbestritten. Über die Route erfolgt die Anlieferung der Opel-Werke II und III, des Baumarktes Ziesak und des künftigen Gewerbes, das sich dort noch ansiedeln wird. Das alles hat Spuren auf der Bundesstraße 235 hinterlassen.

Nachdem die umstrittene Idee, diesen Verkehr über eine neue Straße durch den Grünzug Werner Feld direkt zur A 40 zu steuern, verworfen wurde, stand der Entschluss, die bestehende Verbindung über Haupt- und Provinzialstraße zu erneuern. Die Stadt Bochum erneuert die Hauptstraße auf einer Länge von 900 Metern – bis zur Stadtgrenze zu Dortmund. Ab dort ist die Nachbarkommune zugange.

Die Zeit des Leidens wird noch andauern. Denn wenn die östliche Seite, auf der gerade gearbeitet wird, fertig ist, ist die andere Seite dran – direkt vor Bäcker und Lottoladen. Dann werde erneut geprüft, wie auf die Belange der Geschäftsleute eingegangen werden kann, sagt Sprenger.