Bochum. Der Bildhauer Christoph Platz hat wieder zugeschlagen: Für einen Theaterpreis in Bochum schnitzt er erneut einen Promi aus Holz. Wer ist es?

Auf einem versteckt gelegenen Hinterhof kurz hinter der Stadtgrenze zu Herne hat der Bildhauer Christoph Platz aus Bochum seine Werkstatt bezogen. Hier werkelt er gerade mit Fleiß und Hingabe an einer neuen Holzskulptur, die als Siegerpokal bei der Verleihung des Figurenspiel-Wettbewerbs zum Fritz-Wortelmann-Preis vergeben wird. Schon recht gut zu erkennen, ist das markante Gesicht, das die Trophäe zieren wird: Es gehört „Tatort“-Star Dietmar Bär.

Theaterpreis in Bochum zeigt bekannten TV-Kommissar

In den letzten Jahren wurden sämtliche Trophäen des ältesten Kulturpreises der Stadt von Christoph Platz aus einem Stück Kirschholz geschnitzt – und jedes Mal zeigten sie bekannte Bochumer Persönlichkeiten: zunächst Ex-Intendant Claus Peymann, dann den verstorbenen Bildhauer Friedrich Gräsel und schließlich die beiden Schauspielerinnen Jana Schulz und Friederike Becht.

Schauspieler Dietmar Bär, seit 1997 als Kommissar Freddy Schenk beim Kölner „Tatort“ im Einsatz, leiht dem traditionsreichen Bochumer Theaterpreis sein Gesicht.
Schauspieler Dietmar Bär, seit 1997 als Kommissar Freddy Schenk beim Kölner „Tatort“ im Einsatz, leiht dem traditionsreichen Bochumer Theaterpreis sein Gesicht. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Diesmal gehört das Konterfei dem Schauspieler Dietmar Bär, der in Bochum zur Schauspielschule ging und hier schon große Rollen im Theater spielte. Stundenlang Modell sitzen musste Bär dafür nicht: „Er war im Juni bei mir im Atelier und hat sich geduldig von allen Seiten fotografieren lassen“, erzählt Platz. Als Räuberfigur trägt sein Starschnitt aus Holz einen großen Hut. Etwa eine Woche braucht Platz für die Fertigstellung.

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Schwer zu schnitzen war Schauspielerin Friederike Becht

Einer wie Dietmar Bär sei recht einfach zu schnitzen, berichtet der Bildhauer: „Charakterköpfe sind immer gut zu porträtieren.“ Generell gilt: Je markanter das Gesicht, desto schneller geht die Umsetzung. Beinahe die Zähne ausgebissen hat sich Christoph Platz vor zwei Jahren an der Holzfigur von Friederike Becht: „Sie hat ein perfektes Gesicht“, sagt der Künstler. „Wenn man das nicht direkt richtig trifft, ist die ganze Skulptur im Eimer.“ Mit dem Ergebnis war er trotzdem zufrieden: „Friederikes Mutter hat sie sofort erkannt. Das hat mich dann gefreut.“

Bildhauer beschäftigt sich fast ausschließlich mit Holz

Der 59-jährige Bildhauer beschäftigt sich seit vielen Jahren fast ausschließlich mit Holz. In seinem angestammten Werkraum neben dem Schauspielhaus verbrachte er fast drei Jahrzehnte, ehe ihm dort gekündigt wurde und er mit seiner kompletten Holzwerkstatt nach Herne-Eickel ziehen musste. „Ich wohne hier nicht weit entfernt, deswegen passt das schon ganz gut“, sagt er. Den alten Standort an der Oskar-Hoffmann-Straße vermisst er dennoch: „Das Atelier war nah an der Innenstadt und ein echter Treffpunkt“, sagt er. Jetzt fühle er sich etwas wie im Exil, in Ruhe arbeiten kann er in seiner Werkstatt auf dem grün bewachsenen Hinterhof aber dennoch gut.

Die neue Holzfigur des Bildhauers Christoph Platz, die als Siegertrophäe beim Fritz-Wortelmann-Preis in Bochum verliehen wird, zeigt einen bekannten Schauspieler: Dietmar Bär. Noch sind die Arbeiten daran nicht abgeschlossen.
Die neue Holzfigur des Bildhauers Christoph Platz, die als Siegertrophäe beim Fritz-Wortelmann-Preis in Bochum verliehen wird, zeigt einen bekannten Schauspieler: Dietmar Bär. Noch sind die Arbeiten daran nicht abgeschlossen. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Skulpturen von Christoph Platz, der lange im Musischen Zentrum der Ruhr-Uni lehrte, finden sich fast in aller Welt. Gekauft werden sie meist von privaten Sammlern. Nach seinem Studium in Karlsruhe und Münster, wo er auch viel mit anderen Materialien experimentierte, wurde Holz zu seinem liebsten Material. „Das ist ein gewachsener Stoff, nicht industriell hergestellt“, sagt er. „Holz lässt auch nicht alles mit sich machen.“ Beim Sägen, Schnitzen und Hobeln gehe manches schief: „Das ist manchmal wie eine Tischlerarbeit.“

Dietmar Bär kommt zur Preisverleihung

Von Dietmar Bärs Holzskulptur gibt es nur ein Exemplar, das zum Finale des Wortelmann-Preises am Sonntag, 17. September, um 11 Uhr im großen Ratssaal des Rathauses an den Sieger verliehen wird. Daneben werden zehn Abgüsse aus Hartgips hergestellt. Auch Dietmar Bär ist dabei und nimmt seine Skulptur dann selbst in Augenschein.