Das Planetarium Bochum verrät, was der Sternenhimmel im bereits herbstlichen September so zu bieten hat. Es sind Herbst-Sternbilder zu sehen.
Der September ist der Monat des Herbstanfangs: Am 23. September um 8.50 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit überschreitet der Mittelpunkt der Sonnenscheibe den Himmelsäquator von Norden nach Süden. Ab jetzt sind die Nächte wieder länger als die Tage.
- Monatlich erklärt uns die Leiterin des Planetariums Bochum, Prof. Dr. Susanne Hüttemeister, an dieser Stelle den aktuellen Sternenhimmel.
Zwischen dem ersten und dem letzten Tag des Monats wird die Nacht um fast zwei Stunden – oder ganz genau 113 Minuten – länger. Es bleibt also wieder mehr Zeit für die Beobachtung des Sternenhimmels.
Gegen 22 Uhr ist die Abenddämmerung schon seit mehr als einer Stunde vorbei. Im Süden und Westen erscheint der Himmel aber noch sommerlich. Die Sternbilder Leier, Schwan und Adler, die das große Sommerdreieck bilden, stehen hoch am Himmel, und nah am Horizont ist auch der Schütze noch sichtbar. Im Osten gehen die Sternbilder auf, die uns durch eine Herbstnacht begleiten.
Planetarium Bochum erklärt die Sternbilder des Herbstes
Das Sternenviereck des Pegasus, das manchmal auch „Herbstquadrat“ genannt wird, steht schon hoch im Südosten. Daran schließt sich die Andromeda an, und darunter findet man das Tierkreissternbild Fische. Oberhalb der Andromeda fällt die Kassiopeia, das markante „Himmels-W“, auf. Und im Nordosten ist auch der Perseus bereits über den Horizont geklettert.
Die Sternbilder des Herbstes sind durch eine Geschichte aus dem antiken Griechenland miteinander verknüpft. Danach war Andromeda die Tochter der eitlen Königin Kassiopeia, die den Meeresgott Poseidon herausforderte. Denn sie behauptete, dass sie schöner sei als die Nereiden, Nymphen des Meeres, die Begleiterinnen des Poseidon waren.
Der zornige Gott sandte zur Strafe das Seeungeheuer Cetus aus, das als „Walfisch“ unterhalb der Fische ebenfalls am Himmel steht. Um ihr Land zu retten, beschloss die Königin, ihre Tochter Andromeda zu opfern. Erst der Held Perseus konnte die an einen Felsen gefesselte Prinzessin retten und das Monster unschädlich machen.
Heller als der Jupiter ist nur die Venus
Am Abendhimmel zeigen sich die beiden größten Planeten des Sonnensystems. Der Saturn ist bei Sonnenuntergang bereits aufgegangen und steht um 22 Uhr schon 20 Grad hoch. Der Jupiter im Widder erscheint gegen 21.30 Uhr über dem Horizont. Er ist deutlich heller als der Saturn und mitten in der Nacht das auffälligste Objekt am Himmel – natürlich nur, wenn nicht zugleich der Mond zu sehen ist.
Heller als der Jupiter ist unter den Planeten nur die Venus. Die innere Erdnachbarin ist am 13. August zwischen Erde und Sonne hindurchgelaufen und hält sich nun westlich der Sonne auf. Damit ist sie im September „Morgenstern“. Mitte des Monats geht sie gegen 4 Uhr auf, drei Stunden vor der Sonne.
Eine Stunde vor Sonnenaufgang steht sie unübersehbar etwa 20 Grad hoch im Osten. Am 19. September erreicht sie größte Helligkeit, sie strahlt im „größten Glanz“. Das Scheibchen des Planeten ist dann zu gut einem Viertel beleuchtet. Um den 25. September herum zeigt sich auch der kleinste und sonnennächste Planet, der Merkur, am Morgenhimmel. Allerdings steht er eine dreiviertel Stunde vor Sonnenaufgang, wenn es schon dämmert, nur etwa acht Grad hoch im Osten.
Highlight des Monats September ist der Saturn
Der Saturn ist, ähnlich wie der etwas größere Jupiter, ein Gasriese, ein Planet ohne feste Oberfläche. Er hat etwa den neunfachen Durchmesser der Erde und ist rund zehnmal weiter von der Sonne entfernt. Im September ist er im Sternbild Wassermann sehr gut am Abendhimmel sichtbar. Gegen Mitternacht steht er 26° Grad hoch im Süden.
Schon ein kleines Fernrohr zeigt die berühmten Ringe des Saturn. Bereits Galileo Galilei fand vor mehr als 400 Jahren Hinweise auf die Ringe, deutete sie aber als “Henkel“. Knapp 50 Jahre später identifizierte der Niederländer Christiaan Huygens mit einem besseren Teleskop das Ringsystem richtig. Heute wissen wir, dass die Ringe aus unzähligen Eisbrocken bestehen, deren Größe von der eines Staubkorns bis zu der eines Hauses reicht.
Immer neue Monde werden entdeckt
Der Saturn besitzt aber nicht nur Ringe, sondern auch Monde. Lange wechselten sich die beiden Gasriesen, Jupiter und Saturn, darin ab, welcher Planet die meisten bekannten Monde hat. Seit Mai 2023 hat der Saturn aber die deutliche Führung übernommen: Die Zählung steht bei 146 Monden, während es beim Jupiter „nur“ 95 sind.
Der erste Saturnmond wurde 1655 von Huygens gefunden. Titan ist mit einem Durchmesser von mehr als 2500 Kilometern der zweitgrößte Mond des Sonnensystems, knapp hinter dem Jupitermond Ganymed. Er ist der einzige Mond, der eine dichte Atmosphäre besitzt, die wie die Erdatmosphäre überwiegend aus Stickstoff besteht. Allerdings ist es auf der Oberfläche des Titan mit -180 Grad sehr kalt. Dort fließt kein Wasser – dafür gibt es Regen und Seen aus Methan, also flüssigem Erdgas.
Sieben weitere Saturnmonde wurden bis 1850 entdeckt. Darunter ist der mit 500 Kilometern recht kleine Enceladus. Seine eisige Oberfläche ist von tiefen Rissen durchzogen. Vor allem in der Nähe des Südpols schießen daraus Geysire aus Wasser, das natürlich sofort gefriert. Unter dem Eis muss es also einen Ozean geben, der vielleicht bis zu zehn Kilometer tief ist.
Neue Monde messen nur wenige Kilometer
Bis 2022 stieg die Zahl der Saturnmonde auf 83. Darunter sind kleine Monde, die als „Schäferhundmonde“ das Aussehen der Ringe beeinflussen. 63 kleine Monde kamen in diesem Jahr hinzu. Erstmals gesichtet wurden sie von amerikanischen und taiwanischen Astronomen schon vor einigen Jahren. Aber es erfordert eine längere Zeit der Beobachtung, bis man sich sicher sein kann, dass sie wirklich existieren und welche Bahn sie haben. Erst dann werden sie von der Internationalen Astronomischen Union offiziell in den Kreis der Monde aufgenommen - und das geschah im Mai 2023.
Die neuen Monde messen nur wenige Kilometer, sind damit aber immer noch deutlich größer als die größten Brocken der Ringe. Sie haben unregelmäßige Formen und umkreisen den Saturn außerhalb der Bahnen der größeren Monde. Möglicherweise stammen sie aus Zusammenstößen zwischen Körpern, die der Saturn vor Milliarden Jahren, in der Frühzeit des Sonnensystems, eingefangen hat.