Bochum. Damit sie Fußball spielen können, haben die Frauen von Viktoria Bochum Geld an den Ex-Verein gezahlt. Dieser sieht sich zu Unrecht angegriffen.
Als sich im März 2023 nahezu die komplette Frauenmannschaft des LFC Laer nach internen Querelen vom Verein abmeldete, sorgte das für Aufsehen in der Bochumer Fußballszene. Zur neuen Saison wollten die Spielerinnen für die DJK Viktoria Bochum auflaufen. Doch das ging nicht – die sechsmonatige Sperre war noch nicht abgelaufen (erst am 9. September). Einzige Lösung: Man zahlt dem abgebenden Verein eine Ablöse. Das haben die Fußballerinnen getan – aus eigener Tasche.
Um spielen zu dürfen: Fußball-Frauen zahlen Ablöse selbst
Die DJK selbst habe das Geld nicht, sagt Frauentrainer Maik Schwenkler. Also sei den Spielerinnen im Prinzip nichts anderes übrig geblieben. Viele hätten die Eltern um Unterstützung gebeten – und eben auf das eigene Konto zugegriffen. Auf dem Internetportal www.paypal.de bitten sie nun um Spenden, um die 3000 Euro, die nötig waren, wieder reinzubekommen. 440 Euro kamen in den ersten Tagen schon zusammen.
Auf dieser Internetseite hält die Damenmannschaft auch mit ihrer Meinung nicht hinterm Berg. „Durch den Vereinswechsel haben wir uns einen Seelenfrieden erhofft, nun stehen wir vor Pflichtspielsperrungen und weiteren Diskriminierungen“, heißt es dort. „Um die am 13. August startende Saison miterleben zu dürfen, müssen wir unsere Spielerinnen von den Sperren freikaufen. Ein Verein entscheidet nun, dass wir zusätzlich noch Geld zahlen, um unser geliebtes Hobby zu leben.“
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Gemeint ist damit der LFC Laer. Mit Überweisung von je 250 Euro pro Spielerin ist die Sperre automatisch aufgehoben, die Ablöse ist gleichbedeutend mit der Freigabe. „Das sind ganz normale Wechselbedingungen“, sagt Frank Gisselmann, zweiter Vorsitzender des LFC Laer. Die Spielerinnen hätten sich mitten in der Saison vom Spielbetrieb abgemeldet, das ziehe den Statuten zufolge eben eine sechsmonatige Sperre nach sich. „Das ist alles rechtens.“
Von der DJK Viktoria sieht Gisselmann den LFC zu unrecht angegriffen. „Das gibt ein falsches Bild wieder und das werden wir dem Verband auch melden“, kündigt er an und gibt zu bedenken: „Da geht das ganze Team – und wir sollen auf eine Ablöse verzichten?“ Mit der Aktion habe man in Kauf genommen, „dass wir Strafe zahlen, wenn wir unsere Damenmannschaft im laufenden Wettbewerb hätten abmelden müssen“. Zum Glück habe man den Spielbetrieb aufrecht erhalten können.
Sicherlich hätte man eine andere Lösung finden können und über die Ablöse reden können, sagt Gisselmann. „Aber ich habe von der Gegenseite keine andere Zahl gehört.“
Dort, bei der DJK Viktoria, habe man sich auch über den Fußballverband geärgert, sagt Trainer Maik Schwenkler. „Um eine Ablösezahlung zu umgehen, hatten wir darum gebeten, unsere ersten vier Saisonspiele verschieben zu dürfen. Zwei gegnerische Vereine hatten dem sogar schon zugestimmt. Doch der Verband lehnte ab. Die Spiele abzuschenken sei auch keine Option gewesen. „Wenn wir dreimal nicht antreten, fliegen wir aus der Liga.“
Für Jörg Kaminski, stellvertretender Vorsitzender des Kreisfußballausschusses, ist in diesem Fall alles sauber abgelaufen. Vier Spiele zu verschieben, gehe nicht. „Wir haben ja einen Rahmenterminplan, der jeweils zu Beginn eines Jahres freigegeben wird.“ Wenn ein Spiel verlegt werde, müsse dieses innerhalb von vier Tagen nachgeholt werden. Außerdem wolle man als Verband da „nicht Tür und Tor öffnen“.
Auch die Zahlung der Ablösesummen, um eine Sperre aufzuheben, sei im Verbandsregelwerk vorgeschrieben, sagt Kaminski. „Es ist gut, dass es diese Regelung gibt. Das nimmt den Druck aus dem Kessel, wenn sich zwei Vereine nicht einigen.“ So wie in diesem Fall. Von daher sei hier alles regelkonform gelaufen.
Gegensätzlicher Saisonstart
Sportlich sind die DJK Viktoria Bochum und die Spielgemeinschaft LFC Laer/FC Bochum II sehr gegensätzlich in die Saison gestartet: Viktoria ist nach einem 8:0-Sieg über den SV Herbede erster Tabellenführer der Kreisliga A. Laer/Bochum II verlor hingegen 0:7 gegen die Spielvereinigung Gerthe und steht auf dem vorletzten Platz.
Für Frank Gisselmann, den zweiten Vorsitzender des LFC Laer, keine Überraschung. Die Mannschaft müsse sich noch finden, zeige aber einen prima Zusammenhalt. „Das ist gut angelaufen.“
Aus beiden Klubs ist nun zu hören, dass die Sache damit erledigt sei. Allerdings will es der Fußballgott so, dass die Vereine mit ihren Frauenteams in einer Gruppe – der Kreisliga A – spielen. Im November habe man die neugegründete Spielgemeinschaft des LFC mit FC Bochum II zu Gast, sagt Maik Schwenkler. Dann wolle man sich nach den eher zwischenmenschlichen Problemen nur noch sportlich bekriegen. „Gewinnen werden die bei uns nicht“, schickt er dann aber doch eine Kampfansage vom Lohring an die Havkenscheider Straße.