Bochum-Gerthe. Nach der Kritik von Eltern und Kitas am Standort für eine Obdachlosenunterkunft sollen die Pläne neu überdacht werden. Bürger werden informiert.
Die Mitglieder der Bezirksvertretung Bochum-Nord haben es sich nicht leicht gemacht. Am Dienstagabend diskutierten sie im nicht-öffentlichen Teil der Sitzung lange und ausgiebig über die umstrittene Obdachlosenunterkunft an der Lothringer Straße, wo sich drei Kindertageseinrichtungen befinden. Am Ende wurde die Verwaltung beauftragt, nach Alternativstandorten zu suchen.
Der Druck auf die Politik wächst. Eltern und Kita-Leitungen stemmen sich gegen die Pläne der Stadt, in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft 42 Wohnungslose – Frauen wie Männer – mit psychischen- und Suchtproblemen im ehemaligen Seniorenheim „Haus Gloria“ unterzubringen. Wegen der Krankheitsbilder soll ein unterstützender Nachtdienst eingesetzt werden. Dennoch ist die Angst da, dass kleine Kinder im Außengelände auf Spritzen oder Scherben stoßen könnten.
Stadt Bochum hat noch keinen Mietvertrag unterzeichnet
Bezirksbürgermeister Henry Donner: „Es ist noch keine Entscheidung gefallen, noch kein Mietvertrag unterzeichnet worden. Wir haben mehrheitlich den ehemaligen Flüchtlingsstandort Bövinghauser Hellweg vorgeschlagen; aber auch andere Möglichkeiten sollten ausgelotet werden.“
Fest steht: Es wird einen Bürgerinformationsabend am 5. September in einer der Schulaulen im Stadtteil geben, veranstaltet von der Verwaltung und moderiert von Henry Donner. Er könne die Kritik der Kitas nachvollziehen, dass die Pläne im Vorfeld nicht kommuniziert worden waren. „Es ist schade, dass die Nachbarn nicht mitgenommen wurden. Den Fehler wollen wir vermeiden, sollte ein anderer Standort in Frage kommen.“
„Schlechtes Beispiel vom Nordbad darf sich nicht wiederholen“
Er selbst habe erst spät von den Plänen für Gerthe erfahren. Die Verwaltung sei stadtweit auf der Suche nach Immobilien, um Wohnungslose getrennt von Geflüchteten beherbergen zu können. Nach der Anmietung des Objektes „Wasserstraße 297“ mit zwölf Plätzen ist die Anmietung weiterer Häuser zur Unterbringung erforderlich. Dabei soll auch zukünftig auf kleinere Gebäude mit intensiven Betreuungseinheiten gesetzt werden.
„Eine schwierige Situation, denn die Möglichkeiten sind begrenzt“, so Donner. „Niemand wehrt sich dagegen, dass Obdachlose untergebracht und betreut werden mit dem Ziel, dass sie später selbstständig in eigenen Wohnungen leben können.“
Er sagt auch: Das schlechte Beispiel vom Nordbad, wo Anwohner von Wohnungslosen belästigt worden waren, dürfe sich nicht wiederholen. „Wenn sich am Ende kein anderer Standort finden sollte als an der Lothringer Straße 21a, müssen wir den Bürgern erklären, warum.“