Bochum. Der großteils nasse Sommer hat die Getreideernte in Bochum stark beschädigt. Ein Landwirt spricht von einer „Katastrophe“. Der Erlös sinkt enorm.

Das nasse Wetter in den vergangenen Wochen stellt die Landwirtschaft auch in Bochum vor große Probleme. Das Weizengetreide, Hauptanbaufrucht in Bochum, aber auch Roggen und Hafer stehen reif auf den Feldern, konnten aber wegen des Regens zu großen Teilen nicht abgeerntet werden, weil es zu feucht ist.

Landwirt Achim Heinrichs aus Höntrop spricht auf WAZ-Anfrage von einer „Katastrophe“, die die Nässe für die Getreideernte angerichtet habe. Er ist mit 45 Hektar einer der großen Weizen-Produzenten in Bochum. Seit Donnerstag sei er ununterbrochen dabei, den reifen Weizen vom Feld zu holen und das bis jetzt gute Wetter zu nutzen. Den Roggen habe er bereits eingeholt.

„Die Situation auf den Feldern hat sich in der Region dramatisch zugespitzt“

Der landwirtschaftliche Kreisverband Ruhr-Lippe, der für Bochum, Dortmund, Hamm, Herne und den Kreis Unna zuständig ist, schlägt Alarm. Vorsitzender Hans-Heinrich Wortmann: „Die Situation auf den Feldern hat sich in der Region dramatisch zugespitzt.“ Die Gerste hatte Anfang Juli noch bei schönem Wetter geerntet werden können, danach setzte der Dauerregen ein und ließ keine Erntearbeiten zu.

Bei zu hoher Feuchtigkeit im Getreide droht Schimmel

Getreide sollte höchstens 15 Prozent Feuchtigkeit enthalten. Sonst kann es schimmeln und vergären. Eine Nachtrocknung ist zwar möglich, aber wegen der Heizenergie kostspielig. Im schlimmsten Fall kann das Getreide nur noch in einer Biogasanlage verwertet werden.

Ausgewachsener Weizen, der schon wieder gekeimt hat.
Ausgewachsener Weizen, der schon wieder gekeimt hat. © Westfälisch-lippischer Landwirtschaftsverband.

„Das Getreide hat inzwischen massiv gelitten, einige Flächen können wir schon jetzt komplett abschreiben“, sagt Wortmann. „Wir hoffen, dass die Hochdruckwetterlage etwas anhält und nicht immer wieder durch Regenfälle unterbrochen wird,“ so der Landwirt. Sonst gebe es noch mehr Totalausfälle.

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Brotgetreide sei schon jetzt nicht mehr in der Region zu ernten. Beim Weizen, der wichtigsten Getreideart in der Region, und auch beim Roggen habe die Backfähigkeit aller Wahrscheinlichkeit nach so stark gelitten, dass das Getreide nur noch als Futterweizen vermarktet werden könne. „Verbleibt das reife Korn zu lange bei feuchter Witterung auf dem Halm, keimt es dort und es setzen enzymatische Keimungsprozesse ein, was die Backeigenschaften reduziert“, erklärt Wortmann. „Wir hoffen, dass das Getreide nun zumindest noch als Futtergetreide zu nutzen ist“, so der Landwirt.

Preise für Getreide gehen in den Keller

Landwirt Achim Heinrichs kann den Tenor von Wortmanns Aussagen voll und ganz unterstreichen. Auch sein Weizen habe schon gekeimt. Als Brotgetreide scheide es schon lange aus. Er nennt auch Zahlen: Vor zwei Wochen lag der Preis für 100 Kilo Getreide bei 20 bis 22 Euro. Nun droht aber, dass er es an eine Biogasanlage verkaufen muss – für sieben Euro. Weil es aber nur wenige solcher Anlagen gibt, müsse er erst einmal eine finden.