Bochum. Was passiert während der Sommerferien eigentlich in einer Schule? Mehr, als man glaubt – wie das Beispiel eines Bochumer Gymnasiums zeigt.
Eine Woche ist es noch bis zum Schulstart. Doch in der Theodor-Körner-Schule (TKS) in Bochum-Dahlhausen ist schon richtig was los. Pausenlos klingelt das Telefon im Sekretariat. Hier wurde die Bücherbestellung vergessen, dort wird von einer zugezogenen Familie um ein Aufnahmegespräch gebeten. Sekretärin Birgit Schimkat-Voigt ist mächtig im Stress. Auch nebenan greift Schulleiterin Sabine Panitzek ständig zum Hörer. „Wir schieben hier Informationen von links nach rechts“, meint sie. Von Sommerferien keine Spur.
Bochum: Ferien? Von wegen – in der Schule ist immer was los
Die Sprüche vom Traumberuf Lehrer mit zig Wochen Urlaub im Jahr kennt die 46-Jährige natürlich auch. Sie verdreht die Augen und versichert lächelnd: „Auch wir Lehrer haben nicht mehr Urlaub als andere Berufstätige auch.“ Während die Schüler am letzten Schultag sechs freien Wochen entgegensehen, wird an den Schulen erstmal weitergearbeitet. „Wir bereiten vieles nach, kümmern uns um die Verträge von neuen Kollegen und müssen ja auch die Nachprüfungen organisieren.“ Diese stehen am Mittwoch, 2. August, an. „Das betrifft zum Glück nur fünf Schüler“, sagt Panitzek.
Nach den ersten eineinhalb Wochen gehe es dann auch am Gymnasium an der Keilstraße etwas ruhiger zu. „Wir haben aber die ganze Zeit über einen Bereitschaftsdienst, für einen eventuellen Austausch mit Stadt und Bezirksregierung und für Unvorhersehbares.“ Und auch die Post werde regelmäßig durchgeguckt. Dies betreffe die Schulleitung, aber auch die Koordinatoren der Jahrgangsstufen.
Generell seien alle Kolleginnen und Kollegen in den Ferien erreichbar. „Das ist wirklich toll“, lobt Panitzek, sei aber mitunter aber auch nötig. „Wie in diesem Sommer, wo nach den Ferien zwei neue Lehrer bei uns anfangen. Da müssen ja Gleichstellungsbeauftragte und Lehrerrat mitentscheiden. Das haben wir in den Ferien geregelt.“
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Zeit für einen normalen Urlaub bleibe aber, versichert Panitzek. Ab der fünften Ferienwoche gehe es dann allerdings schon wieder los. Mit am zeitraubendsten sei die Unterrichtsverteilung, in deren Folge der Stundenplan erstellt werde. „Ich schließe mich dann für ein langes Wochenende ein und lege anschließend unseren zwei Kolleginnen, die sich um die Stundenpläne kümmern, mein Ergebnis vor“, erklärt Sabine Panitzek. „Das ist Tetris auf hohem Niveau, da wird ordentlich gepuzzelt.“
Man müsse ja alles abdecken und möglichst viele Interessen unter einen Hut bekommen: „Welcher Lehrer macht wie viele Stunden? Hat einer fünf Stunden aufgestockt? Wo nehme ich anderen Kollegen diese Stunden weg? Wer möchte zwischendurch eine Freistunde? Wer zieht lieber sechs Stunden durch?“ Das sei dann immer wie Weihnachten mit vielen Wunschzetteln.
Der Stundenplan werde dann auch jetzt, eine Woche vor dem Unterrichtsstart, an die Lehrer verschickt. „Damit alle Bescheid wissen und gegebenenfalls auch die Kinderbetreuung planen können.“ Nebenbei kümmert sich die Schulleiterin auch noch um die Bauarbeiten am Schulgelände („Wir bekommen neue Fenster“), um die Einteilung der Schwimmzeiten und den Raumplan. Zu den fünf sechsten Klassen kämen jetzt auch noch fünf Fünfer hinzu. „Das freut uns sehr, aber dafür benötigen wir natürlich auch Platz.“
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Wie die Fünftklässler nächste Woche begrüßt werden, gehe man jetzt auch gerade durch. Auf jeden Fall passend zur Überraschung, die Sabine Panitzek für Kollegium sowie Eltern und Schüler hat: „Unserer TKS wurde das Fair-Trade-Siegel verliehen“, verkündet sie. „Auch eine Nachricht, die wir per Mail während der Sommerferien erhalten haben.“ Die neuen Schülerinnen und Schüler bekommen zum Start daher nachhaltig produzierte Turnbeutel, Brotdosen und Postmappen.
„Wir freuen und wirklich alle sehr, dass es wieder losgeht“, sagt Sabine Panitzek, die nach dem Empfang der Fünftklässler direkt schon die nächste große Aufgabe zu stemmen hat: „Wir wurden ins Netzwerk der Unesco-Schulen aufgenommen und sollen dazu am 11. August eine Veranstaltung auf die Beine stellen.“ Auch das wird jetzt schon in Angriff genommen. Während der Ferien...