Bochum-Laer. Die Fußgängerbrücke in Bochum-Laer wird per Kran abgebrochen – an nur einem Wochenende. Das hat Folgen aber künftig für die ÖPNV-Nutzer.
Sonntagmittag ist es soweit: Das erste Teilstück der Fußgängerbrücke über die Wittener Straße wird langsam angehoben vom imposanten 650-Tonnen-Kran. Kurz schwebt das Betonelement in der Luft, bis es vom Kran gedreht wird. Passgenau schiebt sich der extralange Lader rückwärts darunter und transportiert das 23 Meter lange Stück ab.
Der eigentliche Abriss der 60 Meter langen Brücke erfolgt an nur einem Tag; der Samstag dient den Vorbereitungen. So werden zunächst die Treppenauf- und -abgänge entfernt und Fundamente freigelegt. Dann folgt die Kleinarbeit: In alle Außenseiten der Brücke müssen Löcher gebohrt werden. In diese werden die Stahlketten eingefädelt, mit denen der Kran alles anheben kann. Dafür wird die Wittener Straße zwischen Werner Hellweg und der Suttner-Nobel-Allee voll gesperrt.
Jedes Brückenelement wiegt über 40 Tonnen
Das Bauwerk wird am Sonntagmorgen der kompletten Länge nach durchtrennt. Der Abbruch erfolgt jeweils nur für eine Hälfte der einzelnen Segmente. „Alles andere wäre selbst für den Spezialkran zu schwer. Jedes Element wiegt über 40 Tonnen“, weiß Markus Holtmann vom Tiefbauamt. Die Maßnahme koste die Stadt einen niedrigen sechsstelligen Betrag.
Drei Unternehmen sind an dem Abriss beteiligt. „Mit der Bogestra haben wir den Termin schon im Januar vereinbart. Es musste ein Sonntag sein, denn dann verkehren hier nur zwei Linien statt sonst vier. Werktags hätten wir den Schienenersatzverkehr nicht bewältigen können“, erklärt Kai Auschrat, Planer beim Tiefbauamt. Den Abbruch begleitet auch Statiker Lwin Tun. „Ich habe das Konzept für den Einsatz des Krans erstellt.“
Anwohner beobachten und fotografieren die Arbeiten
Nach und nach gesellen sich immer mehr Schaulustige hinzu, viele halten den Moment mit der Kamera fest. Die Brücke verband das Opelwerk mit Laer-Mitte. Für die Nachbarn war sie insbesondere als Verbindung zur Haltestelle Laer-Mitte wichtig.
Einer von ihnen ist Nils Elsner, den viel Fachkenntnis auszeichnet. Er ist an beiden Tagen an diesem Wochenende vor Ort. „So etwas passiert ja nicht alle Tage vor der Haustür“, sagt er. Am Samstag habe es mehr Nachbarn gegeben, die das Schauspiel verfolgten. „Die meisten haben nicht so das Durchhaltevermögen. Es ist auch viel Leerlauf dazwischen.“
Zu Verzögerungen kommt es etwa, als ein Festlager auf dem Pfeiler sich nicht so schnell wie geplant freischweißen lässt. Geduld ist gefragt, bis endlich die Stahlketten durch die Bohrlöcher gezogen werden können und der Kran seine Arbeit verrichten kann. Er ist mit zwei Gegengewichten bestückt, für die zwei Begleitfahrzeuge nötig sind.
Haltestelle Laer-Mitte bleibt vorerst gesperrt
Die Haltestelle Laer-Mitte bleibt vorläufig gesperrt und soll erst wieder angefahren werden, wenn an Stelle der Brücke die neue Erschließung zum Gelände Mark 51/7 fertig ist. „Wir könnten ja eine Ampel aufstellen, um den Menschen das Überqueren der Wittener Straße zu ermöglichen. Doch das Problem ist der Gleisübergang. Also müssen Fahrgäste eine der nächstgelegenen Haltestellen ansteuern“, so Auschrat. Zudem müssten neue Schienen verlegt werden, bevor die Straßenarbeiten beginnen können.
Der Abbruch gehe so unkompliziert über die Bühne, weil hier beim Bau in den 70er Jahren lediglich Fertigteile aufgeschoben worden seien. „Die Brücke liegt durch ihr Eigengewicht fest auf; es müssen die Festlager durchtrennt werden.“ Hätte es sich um eine gegossene Betonbrücke gehandelt, so wäre es nicht möglich gewesen, ganze Teile abzuheben.
Sonntagabend wird der Strom wieder eingeschaltet
Gearbeitet wird von früh morgens bis jeweils 22 Uhr. „Es ist ein erschütterungs- und lärmarmer Abbruch. Lediglich die Sägearbeiten machen Krach“, betont Markus Holtmann vom Tiefbauamt. Die Betonelemente und die Treppen lagern auf einem benachbarten Grundstück. Dort wird alles zersägt und zertrümmert.
Auf allen Beteiligten lastet der Druck, bis Sonntagabend fertig werden zu müssen, denn dann wird wieder der Strom für die Straßenbahnen eingeschaltet. „Bei einem Rückbau weiß man nie, was passiert, doch wir werden ganz sicher bis abends fertig“, ist Bauleiter Karl-Heinz Rogalla zuversichtlich.