Bochum. Weil er sich trotz gerichtlichen Verbotes seiner Frau genähert hatte, stand ein Bochumer vor Gericht. Hintergrund ist eine Bedrohung.

640 Fälle von häuslicher Gewalt hat die Polizei im vorigen Jahr auf Bochumer Stadtgebiet registriert. Einer davon wurde am Dienstag vor dem Amtsgericht verhandelt. Es geht um das Kontaktverbot.

Der Angeklagte (35) aus Bochum soll seine Frau (33) – Mutter von fünf gemeinsamen Kindern – bedroht haben. Deshalb durfte er sich seiner Frau sechs Monate lang bis auf 20 Meter Entfernung nicht mehr nähern. Das hatte das Amtsgericht im März 2022 angeordnet. Trotzdem tat der Mann dies, indem er sich in einer Nacht im Juli 2022 Zugang zu dem Haus der Frau verschaffte. Dieser „Verstoß gegen das Gewaltschutzgesetz“ brachte ihn jetzt auf die Anklagebank.

Familienleben soll jetzt wieder intakt sein

Häusliche Gewalt in Bochum- Betroffene schafft den AusstiegMittlerweile lebt der Angeklagte wieder mit seiner Frau und Kindern in einer Wohnung. „Es läuft gut – wie es sein sollte“, sagte er. Seine Frau bestätigt dies im Zeugenstand: „Im Moment super, ich kann nicht klagen.“ Man baue sich wieder etwas auf. Sie habe ihm allerdings gesagt, dass sie bei erneuten Problemen „verschwinden“ werde. Schon seit 15 Jahren seien sie ein Paar.

Im Prozess wurde bekannt, dass die Frau in der Zeit des Näherungsverbotes auch ihrerseits den Mann kontaktiert hatte und dies reichlich, per Telefon. Das Amtsgericht stellte das Verfahren schließlich gegen eine Geldauflage ein: Der Angeklagte, der vom „Bürgergeld“ lebt, muss binnen sechs Monaten 300 Euro an das Frauenhaus der Caritas zahlen.

Bundesweit hat sich die Anzahl der Fälle von häuslicher Gewalt deutlich erhöht, wie das Bundeskriminalamt (BKA) jetzt mitteilte. Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland 240.547 Opfer von häuslicher Gewalt gezählt – 8,5 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Die Zahl der Tatverdächtigen stieg auf 197.348.

Aus Angst und Scham werden viele Übergriffe in der Familie nicht angezeigt

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In Bochum ist die Anzahl der Übergriffe auf einen Partner oder ein anderes Familienmitglied in den vergangenen Jahren auf relativ gleichem Niveau geblieben. Im Jahr 2021 wurden der Polizei 665 Vorfälle bekannt, im Jahr 2022 waren es 25 weniger. Hinzu kommt allerdings eine Dunkelziffer: Aus Angst und/oder Scham werden nicht alle Übergriffe angezeigt.

Rund 85 Prozent der Beschuldigten seien männlich, teilt die Bochumer Polizei mit. Opfer seien aber längst nicht immer nur Frauen. Auch männliche Familienmitglieder griffen sich untereinander an – wie auch weibliche untereinander. Opfer sind auch Kinder und Jugendliche.

Neben einem gerichtlichen Kontaktverbot kann auch die Polizei selbst, ohne das Familiengericht, eine Sanktion zum Schutz vor häuslicher Gewalt verhängen: den Täter oder die Täterin der Wohnung verweisen und ein zehntägiges Rückkehrverbot aussprechen.