Bochum. Mit Hund ins Kino? Im Bochumer Union-Theater ist das erlaubt. Wie geht’s den Vierbeinern dabei? Die WAZ machte den Test. Hält Buddy durch?
Buddy ist geduldig. Die Foto-Session im Foyer und an der Kasse bewältigt er mit Bravour. Im Saal verkriecht er sich brav unter Frauchens Platz. Doch 30 Minuten nach Filmbeginn ist Schluss. Buddy hechelt, ihm ist es deutlich zu warm. Und das Geschehen auf der Leinwand, so scheint’s, hat ihn eh nicht sonderlich interessiert. Hunde im Kino? Zumindest für Buddy kein Wau-, sorry: Wow-Erlebnis.
„Hunde willkommen!“ So wirbt das Union-Theater auf der Kortumstraße auf seiner Homepage. Was im UCI (Ausnahme: Blindenbegleithunde) und im Capitol (mit Verweis auf Allergiker und Besucher mit Angst vor Hunden) strikt untersagt ist, ist im Union ausdrücklich erlaubt. Einschränkung: Die Vierbeiner sollten „nicht bellen, beißen und sauber sein“.
Bochumer Theaterleiter: Bisher gab es noch keine Beschwerden
Neu ist die Regelung nicht. „Vor einigen Jahren hatte ein Besucher gefragt, ob er seinen Hund mitbringen darf. Der sei ganz klein und tue nichts“, berichtet Theaterleiter Max Scharwald. Seither gehe man offensiv mit dem Thema um, zumal die Inhaber – die Eheleute Schneider – selbst Hundebesitzer sind. „So weit ich weiß, sind wir damit das einzige Kino weit und breit.“
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Der große Ansturm von Frauchen und Herrchen bleibe zwar aus. „Aber immerhin haben wir im Schnitt einen Hund pro Tag bei uns, jetzt im Sommer etwas seltener“, sagt Max Scharwald und strahlt: „Wir lieben Hunde!“ Hat sich die Lex Bello bewährt? „In jedem Fall. Wir hatten bisher noch keine einzige Beschwerde von anderen Besuchern. Wir mussten auch noch keinen Hund und Halter vor die Tür setzen.“
WAZ-Test: Wasser und Leckerchen für die vierbeinigen Besucher
Die WAZ macht den Test. Buddy ist dafür hervorragend geeignet. Der achtjährige Labradoodle ist perfekt erzogen und gehorcht aufs Wort. Lust auf neue Erfahrungen hat die schneeweiße Schönheit obendrein. Also: Ab ins Union! Die Komödie „No Hard Feelings“, gerade in Deutschland angelaufen, ist der Film unserer Wahl. Wobei: Buddy hat sich bei der Entscheidungsfindung herausgehalten.
Im Foyer steht ein Wassernapf bereit. Der freundliche Mitarbeiter an der Kasse kramt Leckerchen hervor. Die Hunde-Liebe, sie wird hier offenbar ernst genommen. Das Ticket für Buddy ist nur für den Fotografen bestimmt. „Selbstverständlich zahlen Hunde keinen Eintritt“, schmunzelt Max Scharwald und sieht gnädig darüber hinweg, dass „No Hard Feelings“ erst ab zwölf Jahren freigegeben ist: „Bei Buddy zählen wir in Hundejahren.“
Nach 30 Minuten im Kinosaal wird’s Buddy zu warm
Mit einer XXL-Türe Popcorn nehmen wir im Kino 2 Platz. Nur drei Teenager-Mädchen sitzen mit uns im Saal. Sie staunen, dass ein Hund hereinspaziert kommt. Doch ihr Lachen verrät: nichts dagegen. „Der ist ja echt süß!“
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Buddy darf etwas vom Popcorn kosten. Dann verzieht er sich in den Fußraum, wo er noch während der Werbung sanft entschlummert. Eine halbe Stunde geht das gut. Dann wird Buddy unruhig. Es ist warm. Zu warm für Buddy, der unzweifelhaft signalisiert: Ich würde gern hier raus.
Ergebnis: Kinobesuch für Hunde kann nur eine Notlösung sein
Sein Wunsch wird unverzüglich erhört, obwohl der Film durchaus witzig und die Popcorntüte noch halbvoll ist. Frauchen und Herrchen haben die Gewissheit: Ein Hund im Kino kann allenfalls eine Notlösung sein. Spaß macht’s den Vierbeinern definitiv nicht. Da ist jeder Spaziergang an der frischen Luft für die Tiere schöner.
WAZ-Test: beendet. Buddy: erleichtert. Den Werbeaufsteller im Flur nimmt er nur flüchtig zur Kenntnis. „Demnächst im Kino: LASSIE“, prangt dort neben einem Schäferhund mit Dackelblick. Vielleicht doch noch ein Versuch? Ist doch sein Genre! Buddy schlurft unbeeindruckt zum Ausgang. Das Union sollte besser nicht auf ihn zählen.