Bochum. „Wer möchte eine schöne Rose haben?“, fragt Aris Petru. Mit bald 86 Jahren ist er der älteste Rosenverkäufer Bochums. Hier ist seine Geschichte.
„Wer möchte eine schöne Rose haben?“, fragt Aris Petru. In jeder Freitag- und Samstagnacht. Wenn’s ihm gut geht auch wochentags. Der gebürtige Grieche ist der wohl bekannteste Blumenverkäufer in Bochum. Und mit bald 86 Jahren auch der älteste.
„Gastarbeiter“: Diese beschämende Bezeichnung hat Aris Petru nie vergessen. 1958 verlässt er seine Heimat, kommt ins Ruhrgebiet, malocht als Möbelschlepper, Straßenarbeiter, im Stahlwerk. In Essen lernt er Hannelore kennen, die Liebe seines Lebens. Sie stirbt vor sieben Jahren, „kurz vor unserer Goldenen Hochzeit“, sagt Aris Petru und seine Augen füllen sich mit Tränen.
Rosenverkäufer mit bald 86: Es begann als Taxifahrer
Damals sattelt er beruflich um, wird Taxifahrer. Stets mit frischen Blumen im Kofferraum. Wenn er einen Fahrgast zu einer Verabredung kutschiert, fragt er: „Haben Sie Rosen dabei?“ Nein, sagen die meisten – und bedienen sich gern beim Kutscher.
Petru erkennt: Aus dem Fahr-Geschäft kann ein lukrativer Nebenjob werden. Vor 40 Jahren ist er abends und nachts erstmals in Essen unterwegs, um in Gaststätten, Bars, Restaurants und Diskotheken Rosen zu verkaufen. „Das waren Zeiten!“, schwärmt er im WAZ-Gespräch. Die Mark sitzt noch locker. Ein blühender Gruß für die Liebste oder die, die es werden soll: Lasst Blumen sprechen! „Oft wurde gleich ein ganzer Strauß gekauft“, erinnert sich Petru, der vielfach doppelt verdient: Er fotografiert die Paare und Gesellschaften samt Rosen mit seiner Polaroid-Kamera. Längst aus und vorbei. „Heute hat ja jeder ein Handy.“
Je später der Abend, desto besser die Umsätze
Schnell weitet er seinen Wirkungskreis aus, stürzt sich auch in Gelsenkirchen und Herne ins Nachtleben. In Bochum zählen der Prater und das Oberbayern (heute „Party-Arena“) seit Jahrzehnten zu seinen bevorzugten Zielen. Und na klar: das Bermudadreieck. „Da war ich viele Jahre täglich.“
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Die duften Jahrzehnten sind passé. Mühsam sei sein Geschäft geworden, schildert Petru. Zwar gelte noch immer: Je später der Abend, desto besser die Umsätze. Verliebte Jungs sind dann deutlich spendabler – was zur Folge hat, dass sein Feierabend erst gegen 5 Uhr in der Früh beginnt. „Doch allgemein halten die Leute ihr Geld mehr zusammen“, beobachtet das Urgestein mit Kleingewerbe.
Eine Rose kostet drei Euro, zwei gibt’s für fünf Euro
„Wer möchte eine schöne Rose haben?“: Die Frage wird meist mit einem Nein oder gar nicht beantwortet. Dabei seien die Menschen in aller Regel nett zu ihm. Dumme, gar beleidigende Sprüche seien selten, schildert Petru. Was auch an seinem, nun ja, fortgeschrittenen Alter und charmant-herzlichen Auftreten liegt. Sein Lächeln: einfach unwiderstehlich...
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Allen Klagen zum Trotz: Gutes Geld wird als Rosenkavalier offenbar noch immer verdient. Wobei der sonst so gesprächige Blumenmann bei diesem Thema schmallippig wird. Eine Rose kostet bei ihm drei Euro, zwei gibt’s für fünf Euro, alles darüber ist Verhandlungssache. Viel mehr lässt er sich nicht entlocken. Woher seine Ware stammt? Von einem Händler seines Vertrauens, der die Rosen meist aus Holland beziehe. Seine Einkaufspreise? „Geschäftsgeheimnis.“ Sein Gewinn: dito. Nur soviel: „Ich komme trotz schmaler Rente über die Runden.“
Auf Bochums bekanntester Partymeile gehört er zum Inventar
Das Bermudadreieck füllt sich zusehens. Zeit zum Aufbruch. In der „Pinte“ sitzen zwei Pärchen. Da könnte was gehen, erkennt der Profi.
Auf Bochums bekanntester Partymeile gehört er zum Inventar. Verduften: Ach was! Wie lange er noch auf Tour sein will? Aris Petru, der im Sommer seinen 86. Geburtstag feiert, denkt kurz nach und schmunzelt: „So lange, wie es der liebe Gott erlaubt.“