Bochum. Dekan Franz Naberhaus hatte ursprünglich beteuert, dass die Tierversuche mit Affen an der Ruhruniversität in Bochum im Sommer 2009 eingestellt würden. Doch jetzt ist klar: Die umstrittene Forschung an den Affen geht bis mindestens 2011 weiter. Tierschützer sind empört.

Tierversuche sind immer ein kontroverses Thema. So wurde Ende 2008 viel diskutiert, als noch einmal in den medialen Blickpunkt gerückt wurde, dass auch an der Ruhr-Universität in Bochum Versuche an Affen durchgeführt werden. Damals erklärte der Dekan Professor Franz Naberhaus, dass die Versuche im Sommer 2009 eingestellt würden. „Es lohnt sich nicht, in Bochum für eine kleine Gruppe von Wissenschaftlern eine ganze Infrastruktur für Affenversuche aufrecht zu erhalten”, sagte er in einem Interview der WAZ. Doch die Forschung an den Affen geht noch bis 2011 weiter.

„Die Genehmigungsverfahren sind wenig transparent”

Grundlagenforschung an Affen

Der Deutsche Tierschutzbund geht davon aus, dass die Zahl der Tierversuche in Deutschland seit 2000 ansteigt. In diesem Jahr gab es eine neue Meldeverordnung. Im Jahr 2008 wurden bundesweit 2,7 Millionen Wirbeltiere für wissenschaftliche Zwecke benutzt. 2285 davon waren Affen, wobei in Deutschland offiziell keine Versuche mit Menschenaffen gemacht werden. Nur 92 der Affen wurden in der Grundlagenforschung untersucht, die meisten hielten für Giftigkeitsprüfungen her. Grundlagenforschung zielt auf Erkenntnisgewinn ohne direkten Wirtschafts- oder Anwendungsbezug ab. In Berlin wurden um 2008 Affenversuche am Hirn nicht genehmigt, 2009 auch in Bremen. der letzetere Fall wird aber nun vor Gericht verhandelt.

„Es ist durchaus üblich, dass man auch über seine Pensionierung hinaus seine Forschungsprojekte an der Uni zu Ende bringt”, stellte der pensionierte Professor Klaus-Peter Hoffmann klar, Naberhaus habe nur seine persönliche Meinung kundgetan. Zusammen mit einer siebenköpfigen Forschungsgruppe erforscht Hoffmann das Hirn von Makaken. Ende 2009 berichteten bereits die Welt am Sonntag und Radio Bochum über die invasiven Versuche an den Primaten: Die Affen bekommen Elektroden ins Hirn eingeführt, so dass man ihre Reaktion aufzeichnen kann. Diese Grundlagenforschung an den Tieren sei noch bis 2011 genehmigt, sagte Hoffmann, was danach passiert sei unklar.

Die Bezirksregierung in Arnsberg wird bei der Genehmigung von einer sogenannten Ethikkommission beraten. Die meist sechsköpfige Jury ist üblicherweise mit zwei Tierschutzvertretern und vier Wissenschaftlern, Medizinern oder Veterinären besetzt. „Die Genehmigungsverfahren sind leider wenig transparent”, meinte Dr. Irmela Ruhdel, die Fachreferentin für Alternativmethoden zu Tierversuchen von Deutschen Tierschutzbund. Außerdem gibt die Kommission nur ein nichtbindendes Votum ab.

Was ist ethisch vertretbar?

„Wir vom Tierschutzbund sind grundsätzlich gegen Tierversuche”, bezog Ruhdel Stellung, „aber besonders diese invasiven und belastenden Methoden an der Ruhr-Uni stehen in keiner Relation zum Erkenntnisgewinn”.

Genau darüber streiten sich Befürworter und Gegner von Tierversuchen: Was ist ethisch vertretbar, was nicht? Gegner halten Tierversuche für falsch, unabhängig davon, ob die Ergebnisse für den Menschen nützlich sind oder nicht. Befürworter dagegen stellen menschliche Interessen vor den Tierschutz – Ein Thema, bei dem sich jeder seine eigene Meinung bilden muss.