Das Planetarium Bochum erklärt, was die Sterne im Juni für Überraschungen bereithalten. Auch das Phänomen „leuchtende Wolken“ gehört dazu.
Der Juni ist der Monat mit den kürzesten Nächten. Genau am 21. Juni um 16.58 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit erreicht die Sonne ihre nördlichste Position am Himmel. Dann verschwindet sie erst um 21.52 Uhr unter dem Bochumer Horizont. Bereits um 5.14 Uhr geht sie wieder auf.
- Monatlich erklärt uns die Leiterin des Planetariums Bochum, Prof. Dr. Susanne Hüttemeister, an dieser Stelle den aktuellen Sternenhimmel.
Für Astronomen wird es noch nicht einmal in den sieben Stunden und 22 Minuten, in denen die Sonne nicht zu sehen ist, wirklich dunkel. Denn ihr tiefster Stand liegt nur bei gut 15 Grad unter dem Horizont. Im Norden bleibt am Horizont immer ein Rest Dämmerung erhalten, der allerdings am durch Stadtlicht aufgehellten Bochumer Himmel nicht sehr auffällig ist.
Kurz nach Sonnenuntergang, deutlich vor den ersten Sternen, ist die helle Venus als Abendstern im Westen zu sehen. Am 4. Juni erreicht sie ihren größten Abstand von der Sonne. Dann geht sie um kurz vor 1 Uhr MESZ unter.
Zu Monatsende verabschiedet sie sich schon um kurz vor Mitternacht vom Himmel, sie dominiert aber den ganzen Juni über den abendlichen Himmelsanblick. Die Venus rückt im Lauf des Monats immer näher an den Mars heran. Da sie viel heller ist, kann sie dabei helfen, den schon sehr lichtschwach gewordenen roten Planeten zu finden.
Morgens ist der Saturn zu sehen
Am Sternenhimmel sind kurz vor Mitternacht im Südwesten die Sternbilder des Frühlings noch gut zu sehen, vor allem Löwe, Jungfrau und Bärenhüter mit seinem sehr hellen Hauptstern Arktur. Oberhalb des Löwen findet sich der Große Wagen, Rücken und Schwanz der viel größeren Großen Bärin.
Im Süden steht der Herkules, und darunter, dicht über dem Horizont, das Tierkreissternbild Skorpion. Das Sommerdreieck, das von den hellsten Sternen der Sternbilder Schwan, Leier und Adler gebildet wird, ist hoch im Südosten bereits auffällig. Es bleibt durch die gesamte kurze Juninacht sichtbar.
Wer am frühen Morgen, gegen 4 Uhr, zum noch beinahe dunklen Himmel schaut, kann den Ringplaneten Saturn entdecken, der kurz vor 1.30 Uhr aufgeht. Auch der deutlich hellere Jupiter macht sich tief im Osten bemerkbar: Etwa um 3 Uhr klettert er über den Horizont.
Leuchtende Wolken – diese Phänomen steckt dahinter
Auch wenn Juninächte kurz und nicht ganz dunkel sind: Besonders in den Stunden nach Sonnenuntergang und vor Sonnenaufgang bieten sie eine besondere Chance. Dann sind im Norden manchmal Leuchtende Nachtwolken sichtbar.
Diese silbrig-weißen, oft faserigen Wolken aus Eiskristallen sind mit einer Höhe von über 80 Kilometern die bei weitem höchsten Wolken in der Erdatmosphäre. Sie sind nur im Sommer zu sehen, wenn die Sonne zwischen 6 und 16 Grad unter dem Horizont steht. Dann liegen die Leuchtenden Nachtwolken noch im Sonnenlicht, während der Himmel ansonsten bereits dunkel ist.
Viele Sagen ranken sich um Sternbilder
Das Sternbild Skorpion ist im Juni die gesamte, wenn auch kurze Nacht, zu sehen. Seine höchste Stellung erreicht es kurz nach Mitternacht. Allerdings stehen Kopf und Scheren des Skorpions dann nur 10 bis 15 Grad hoch. Der südlichste Teil des Sternbilds, der Stachel, klettert in Bochum nie über den Horizont. Um ihn zu sehen, ist eine Reise mindestens ans Mittelmeer nötig. Da der Skorpion ein Sternbild des Tierkreises ist, kennen die meisten Menschen seinen Namen. In seinem Sternenmuster wurde schon vor Jahrtausenden von den Babyloniern ein Skorpion gesehen.
Viele der Sagen, die sich um den Skorpion ranken, stammen aus dem antiken Griechenland. Oft verknüpfen sie das einprägsame Sommersternbild Skorpion mit dem ebenso auffälligen Orion, der nur im Winter zu sehen ist. Eine Geschichte berichtet, dass der große Jäger Orion vor Artemis, der Göttin der Jagd, prahlte, er könne alle Tiere der Erde erlegen.
Daraufhin sandte Artemis einen Skorpion aus, um den anmaßenden Sterblichen zu töten. Der Kampf zwischen Orion und Skorpion erregte die Aufmerksamkeit des Göttervaters Zeus, der beide an den Himmel versetzte, aber auf verschiedene Seiten, so dass sie nie gemeinsam über dem Horizont stehen.
Der Skorpion steht mitten in der südlichen Milchstraße, beinahe in der Richtung ihres Zentrums. Entsprechend ist die Himmelsgegend sehr reich an Sternen. Sie enthält eine Vielzahl von Sternhaufen, Ansammlungen von hunderten oder gar Tausenden Sternen, die gemeinsam entstanden sind. Noch heute bilden sich in dieser Region Sterne, tief im Inneren von Staub- und Gaswolken, die das helle Band der Milchstraße durchziehen.
Mit bloßem Auge sichtbar
Solche Wolken finden sich auch in der Nähe des hellsten Stern des Skorpions, des Antares. Dieser Stern gehört zu den hellsten am Himmel und ist trotz seiner geringen Höhe über dem Horizont leicht mit dem bloßen Auge sichtbar. Sein Name bezieht sich auf seine rötliche Farbe: Er bedeutet „Anti-Ares“ oder „Rivale des Mars“, weil auch der Planet Mars rötlich ist, beide ähnlich hell sein können und der Mars manchmal im Sternbild Skorpion und damit in der Nähe des Antares zu finden ist.
Antares ist ein seltener roter Überriese, der mehr als 50.000-mal leuchtkräftiger als die Sonne sein dürfte. Läge er in unserem Sonnensystem, und nicht 550 Lichtjahre von uns entfernt, würde er über die Bahn des Mars hinausreichen. Da der Stern mehr als 10-mal so schwer die Sonne ist, wird er eines Tages als Supernova explodieren – wohl erst in etwa einer Million Jahre.
Am Abend des 3. Juni zieht der Vollmond nur etwa ein halbes Grad, was etwa seinem Durchmesser entspricht, an Antares vorbei. Natürlich ist der Vollmond viel heller. Trotzdem bietet sich dann die günstige Gelegenheit, die Position von Antares besonders leicht zu finden.