Bochum. Bochum lässt 40 alte Industriehallen abreißen. Mehrfach war es in der Vergangenheit dort zu Unfällen unbefugter Besucher gekommen.

Beim geplanten Abriss der riesigen Industriewerkshallen auf dem früheren Gelände der Bochumer Verein Verkehrstechnik (BVV) GmbH an der Alleestraße drückt die Stadt Bochum auf die Tube. Im November sollen die Arbeiten beginnen, Ende Februar 2024 werden die ersten der baufälligen und zum Teil einsturzgefährdeten Gebäude bereits dem Erdboden gleich gemacht sein.

Stadt Bochum lässt Brachfläche roden und Industriehallen abreißen

Nach einem Grundstückstausch 2020 mit dem BVV möchte die Stadt auf ihrem Areal ein neues Gewerbegebiet errichten. Dazu müssen Hallen abgerissen und zum Teil auch stabilisiert werden, Schadstoffe aus Gebäuden und Böden entfernt werden und buchstäblich der Boden für neue Betriebe geschaffen werden. Die Hallen wurden überwiegend zwischen 1917 und 1935 gebaut.

Beginnen sollen die Arbeiten am 1. Oktober. Binnen sechs Wochen soll das Gelände gerodet werden – auf ihm stehen vor allem viele junge Birken – Baustraßen errichtet und Müll beseitigt werden. Der eigentliche Abriss der Gebäude, die – so die mit den Abrissplanungen beauftragten Ingenieure von ZPP – zum Teil marode sind, beginnt am 15. November.

Baustoffe werden auf dem Brachgelände getrennt und entsorgt

Dabei hat das Abrissunternehmen, das nun mit einer Ausschreibung gesucht wird, nur wenig Zeit. „Zwischen dem 15. November und dem 28. Februar müssen die Gebäude abgebrochen werden“, heißt es. Der Grund für den eng gesteckten Zeitplan seien artenschutzrechtliche Einschränkungen. „Die anschließende systematische Zerlegung und Entsorgung des Abbruchmaterials kann auch außerhalb des knappen Zeitfensters erfolgen“, erklärt Stadtsprecher Thomas Sprenger.

Abriss dient der Verkehrssicherung

Auf dem Industriegelände hat es 2020 ein Unglück gegeben.Eine 22-jährige Frau aus Bergheim war zusammengebrochen und später gestorben. Immer wieder kommt es auch in Bochum zu Unfällen von Personen, die sogenannte „Lost Places“, oft verlassene Industriebrachen, aufsuchen.

„Die Verkehrssicherung des Geländes ist vorderstes Ziel der Abbruchmaßnahme“, so Stadtsprecher Sprenger. Die bekannten Keller im Bereich des Abbruchgeländes werden verfüllt und verbleibende Zugänge verschlossen.“ Die Stadt gehe davon aus, „dass durch den Abbruch der verfallenen Gebäude die Anzahl der unbefugten Zutritte, die in der Vergangenheit bereits zu Personenschäden geführt haben, zurückgehen wird.“

Das Abbruchmaterial, darunter Ziegelbruch, Beton, Stahl und andere Stoffe, „wird auf dem Gelände getrennt und anschließend entsorgt oder einer Wiederverwertung zugeführt!, so Sprenger. Das soll im zweiten Quartal 2024 erledigt werden.

Bis Ende 2025 sollen alle maroden Hallen verschwunden sein

Im ersten Abschnitt der Abbruchmaßnahmen werden die im rückwärtigen Grundstücksbereich vorhandenen Ruinen zurückgebaut. Insgesamt wird ein Rückbauzeitraum von etwa sieben Monaten kalkuliert. Ein Teil der Industriehallen, die der Eisenbahnzulieferer BVV behält und auch künftig nutzen möchte, müssen erst stabilisiert und abgetrennt werden, ehe der jeweils andere Teil der Gebäude verschwindet. Dies soll zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen. Insgesamt sollen bis Ende 2025 dann etwa 40 Gebäude mit einer Größe von insgesamt 158.000 Kubikmeter Raum dem Erdboden gleichgemacht werden.

Abgebrochen werden die Hallen zuerst nur bis zum Boden, vorhandene Kellerwände bleiben bestehen. „Die Sanierung des Bodens und Aufbereitung als Baugrund erfolgt gegebenenfalls zu einem späteren Zeitpunkt im Rahmen der Baureifmachung“, sagt der Stadtsprecher

Hunderte Tonnen „gefährliche Abfälle“ auf dem Gelände

Die zu bewältigenden Mengen allein in der nun anstehenden ersten Abbruchphase sind immens. Insgesamt 23 ehemalige Industriebauten auf einer Fläche von 11.000 Quadratmetern und mit einem umbauten Raum von 80.000 Kubikmeter müssen beseitig werden. Die Hallen wurden vornehmlich als Stahlrahmenkonstruktionen mit Mauerwerk und unterschiedlichen Dachformen errichtet. Die Planer rechnen mit etwa 4500 Tonnen Bauschutt, 525 Tonnen Stahlschrott, 3,3 Tonnen Glas und 15 Tonnen Hausmüll, der sich in den Gebäuden und auf dem Gelände befindet.

Dazu kommen „gefährliche Abfälle“, wie es in der Ausschreibung heißt: etwa 890 Tonnen Altholz, 20 Tonnen Asbest, 16 Tonnen Bitumengemische, 15 Tonnen Dämmmaterial und 900 Tonnen verunreinigter Boden. Zur Schadstoffsanierung gehört u.a., die überwiegend asbesthaltigen Fensterkitte und die mit Wellasbestplatten gedeckten Dächer auszubauen.

Auf dem Gelände sollen sich Gewerbebetriebe ansiedeln

Bochum möchte auf der historischen, citynahen Fläche ein neues Gewerbegebiet errichten. Auf dem insgesamt 70.000 Quadratmeter großen Areal sollen kleinteilige Betriebsgelände vor allem für heimische Firmen entstehen. Die Erschließung war vor dem Flächentausch mit dem BVV nicht möglich, weil Werkshallen nördlich der Gußstahlstraße den Weg auf das Gelände versperren. Sie sollen nun verschwinden. Über die Gußstahlstraße und die dortige Werkseinfahrt der BVV wird das Material abtransportiert.