Bochum. Carsharing ist in Bochum noch unterentwickelt. Das soll sich ändern; zunächst mit einem Pilotprojekt. So sehen die Pläne dafür aus.
Ein besseres Radwegenetz, die Ausweitung von Bus- und Bahnangeboten. Bochum will seinem Straßenverkehr eine deutlich ökologischere Ausrichtung geben. Carsharing, die gemeinsame Nutzung eines Fahrzeugs von vielen, spielte dabei bislang eine eher untergeordnete Rolle. Das soll sich ändern. Voraussichtlich im Juni startet ein Pilotprojekt mit Carsharing-Stationen im öffentlichen Straßenraum.
Bochum ist für Carsharing-Anbieter ein attraktiver Standort
Das ist neu. „Bislang hat sich Bochum schwer getan, Carsharing-Stellplätze zur Verfügung zu stellen“, sagt Matthias Kall, Geschäftsführer der Stadtmobil Rhein-Ruhr GmbH. Sein Unternehmen und die Bogestra sind Kooperationspartner der Stadt bei dem Pilotprojekt.
Stadtmobil verspricht sich dabei den „richtigen“ Einstieg in einen durchaus vielversprechenden Markt. Bochum sei als Carsharing-Standort attraktiv – auch wenn wegen der heterogenen Einwohnerstruktur nicht überall das Interesse an so einem Angebot besonders groß sei. „Für bestimmte Menschen ist das Auto weiterhin ein Statussymbol, denen Carsharing schwerer fällt“, so Kall. Die Hauptzielgruppe seien höhere Einkommens- und Bildungsschichten.
Kosten variieren nach Autogröße, Reichweite und Nutzungsdauer
Wer das Carsharing-Angebot von Stadtmobil nutzen möchte, der muss eine Anmeldegebühr in Höhe von 19 Euro bezahlen. Die Nutzungskosten hängen von der Größe des Fahrzeugs, der Leihdauer und der Leihhäufigkeit ab. Im Basistarif liegen die Nutzungskosten (inklusive Kraftstoff und Versicherung) zwischen 34 Cent und 44 Cent je Kilometer und zwischen 2,21 Euro und 7,25 Euro je Stunde (jeweils abhängig von der Fahrzeuggröße). Vier Fahrzeuggrößen werden angeboten. Auch die Kosten für eine 24-stündige Nutzung bzw. pro Woche sind gestaffelt. Nähere Angaben unter: https://rhein-ruhr.stadtmobil.de/privatkunden/unsere-tarife/
Für Abonnenten der Verkehrsunternehmen im VRR, für Mieter verschiedener Wohnungsunternehmen, Besitzer von Neubürger-Gutscheinen und/oder Mitglieder des ADFC bietet das Unternehmen nach eigenen Angaben Partnerrabatte an.
Zurückgezogen aus Bochum hat sich der Anbieter Greenwheels. Dessen Fahrzeuge wurden auf privaten Grundstücken abgestellt.
Auch Nutzfahrzeuge können gemeinsam von mehreren Nutzern gefahren werden. In Bochum bietet diesen Service das bundesweit tätige Unternehmen „CarlundCarla“ an (https://carlundcarla.de/transporter-mieten-bochum). Die Fahrzeugflotte reicht vom Transporter bis zum Neun-Sitzer-Bus.
Die Essener gehören mit ihren mehr als 1500 Fahrzeugen in mehr als 180 Städten zu den großen Anbietern in Deutschland. Bundesweit waren im Vorjahr fast 34.000 Fahrzeuge gemeldet. Die zunächst acht bis zehn Fahrzeuge für das Pilotprojekt in Bochum stellt Stadtmobil zur Verfügung; erst Verbrenner-Fahrzeuge, die möglicherweise später durch E-Autos ersetzt werden.
Fünf Stationen geplant, Buchen über Mutti-App der Bogestra möglich
Schon jetzt ist der Betreiber zwar in Bochum vertreten, aber lediglich als Kooperationspartner von Wohnungsgenossenschaften. Sie stellen die Flächen für Stadtmobil-Fahrzeuge zur Verfügung. Nun sollen die gemeinschaftlich genutzten Fahrzeuge erstmals auch auf öffentlichen Flächen stehen – zunächst an der Ferdinandstraße sowie an den Ecken Wittener Straße/Freigrafendamm, Hunscheidtstraße/Friederikastraße und Herner Straße/Am Bergbaumuseum. Ein weiterer Standort könnte auf Mark 51/7 in Laer entstehen.
Die Fahrzeuge werden von den Nutzern an den Stationen übernommen und dort auch wieder abgestellt. Gebucht werden können sie über Stadtmobil und über die Mutti-App der Bogestra – unmittelbar vor Fahrtantritt ebenso wie mehrere Monate im Voraus.
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Verwaltung arbeitet an einem stadtweiten Carsharing-Konzept
Und das soll erst der Anfang sein. Die Verwaltung arbeitet nach eigenen Angaben an einem stadtweiten Konzept, um mittel- und langfristig das Carsharing-Angebot im öffentlichen Straßenraum zu erhöhen.
Wirtschaftlich tragfähig ist das vor allem in dichten Stadträumen, so der Stadtmobil-Geschäftsführer. Je weiter draußen und je dünner besiedelt, desto schwieriger sei es für private Anbieter. Die Faustregel lautet so: Zweit Drittel des Fahrzeugbestandes wird in dicht besiedelten Bereichen angeboten, ein Drittel als Entwicklungspotenzial außerhalb dieser Räume.
Standorte könnten Vorläufer von Mobilstationen sein
Die ausgewählten Standorte des Pilotprojekts könnten mittelfristig noch eine tragende Rolle in Sachen Mobilität spielen. Schon jetzt verfügen sie über weitere öffentliche Mobilitätsangebote, wie die Verknüpfung mit dem ÖPNV und/oder mit Leihrädern von Metropolradruhr. Sie gelten daher als Vorstufe für Mobilstationen; Orte, an denen der Wechsel unterschiedlicher Verkehrsmittel möglich ist und die über eine hohe Aufenthaltsqualität verfügen.
Der Verkehrsverbund Rhein Ruhr (VRR) hat 2021 eine bundesweite Studie dazu vorgelegt. In Bochum kommen demnach 21 Standorte verteilt über das gesamte Stadtgebiet als Mobilstation in Frage: vom August-Bebel-Platz in Wattenscheid bis zur Heinrichstraße in Gerthe, vom Marktplatz Riemke bis zur Ruhr-Uni in Querenburg.