Bochum. Gibt es immer mehr Gewalt an Bochums Schulen? Die Polizei Bochum hat auf Nachfrage Zahlen veröffentlicht – mit positiven und negativen Trends.

Geht es auf Bochums Schulhöfen gewalttätiger zu? Die Bochumer Polizei hat auf Nachfrage Zahlen zu Straftaten an und rund um Schulen veröffentlicht. Demnach hat sich 2022 die Zahl der Bedrohungen im Vergleich zum Vor-Pandemie-Jahr 2019 mehr als verdoppelt – von acht auf 26 Fälle. Die Zahl der gefährlichen und schweren Körperverletzungen ist von 21 auf 50 ebenfalls deutlich gestiegen.

Damit liegt Bochum im – unerfreulichen – Trend. Nach einer Anfrage der AfD im Düsseldorfer Landtag hatte die Landesregierung jüngst Zahlen zu Straftaten an NRW-Schulen veröffentlicht. Demnach ist die Zahl der Straftaten mit „Tatörtlichkeit Schule“ landesweit um 22 Prozent angestiegen.

Gewalt an Bochumer Schulen: Pandemie-Jahre fließen nicht in die Statistik ein

Wichtig: Zahlen aus den Jahren 2020/21 sind nicht in die Statistik eingeflossen. „Distanzunterricht und Hybridunterricht haben sich weit in das Jahr 2021 gezogen. Hinzu kommen ausgefallene Klassenfahrten, abgesagte Schulausflüge. Während der Pandemie waren die Fallzahlen wie in fast allen Phänomenbereichen deutlich niedriger und sind damit nicht sinnvoll vergleichbar“, sagt Polizeisprecher Jens Artschwager.

Messer an Bochumer Schulen – zwei Fälle in diesem Jahr bekannt geworden

Zuletzt hatten zwei Gewalttaten mit Messern an Bochumer Schulen für Aufsehen gesorgt. Im Januar hatte ein 16-jähriger Schüler der Maria-Sibylla-Merian-Gesamtschule in Wattenscheid eine Mitschülerin (15) am Bein verletzt.

Mit einem verbotenen Springmesser soll der Jugendliche auf dem Flur vor dem Klassenzimmer in der kurzen Pause hantiert und dabei die Mitschülerin verletzt haben – wohl nicht absichtlich, aber der Vorfall sorgte für Aufregung. Der 16-Jährige wurde wegen Körperverletzung angezeigt und seinen Erziehungsberechtigten übergeben. Die Staatsanwaltschaft ermittelt weiter.

Junge mit Messer am Hals verletzt – mutmaßlicher Täter nicht strafmündig

Und auch bei einem Streit an einer Waldorfschule kam ein Messer zum Einsatz: Ende März war ein Streit unter Schülern an der Widarschule in Bochum-Höntrop eskaliert. Ein Sechstklässler hatte im Streit mit einem Mitschüler ein Messer gezückt. Ein unbeteiligter Junge wurde bei dem Durcheinander auf dem Schulhof von der Klinge am Hals berührt und leicht verletzt. Die Staatsanwaltschaft hat das Verfahren eingestellt, weil der Junge noch nicht strafmündig ist, so heißt es auf Nachfrage.

Ende März war ein Streit unter Schülern an der Widarschule in Bochum-Höntrop eskaliert. Ein Sechstklässler hatte im Streit mit einem Mitschüler ein Messer gezückt.
Ende März war ein Streit unter Schülern an der Widarschule in Bochum-Höntrop eskaliert. Ein Sechstklässler hatte im Streit mit einem Mitschüler ein Messer gezückt. © Noelle

Im Kommissariat für Präventionsvorbeugung, das regelmäßig Kontakt zu den Schulen hat und vor Ort auch verschiedene Projekte durchführt, stellt man keine gestiegene Gewaltbereitschaft fest, so hieß es bereits damals auf Nachfrage.

„Wenn jemand zuschlägt, ist das in der Regel öfter drastischer“, sagt Jens Artschwager. Bochums Schulleiterinnen und Schulleiter wollen ebenfalls keine grundsätzlich gestiegene Gewaltbereitschaft festgestellt haben.

Gute Nachricht: Weniger Drogen-Delikte und weniger Diebstähle

Aber die Statistik der Bochumer Polizei hält abseits von Gewalt auch gute Nachrichten bereit: Sowohl im direkten Schulkontext als auch im Umfeld von Schulen hat es 2022 im Vergleich zum Vor-Pandemie-Jahr 2019 weniger Drogendelikte gegeben. Die Zahl der Diebstähle in Schulen hat sich von 91 auf 43 halbiert, auch im Umfeld von Schulen ist die Zahl von 127 auf 97 deutlich gesunken.