Bochum-Weitmar. „Geld. Ein Liederabend“ erzählt in Bochum putzmunter vom vielen Ärger mit Zaster und Kröten. Dazu erklingen große Songs in nie gehörtem Gewand.

Erinnert sich noch jemand an das zauberhafte Rattern einer Registrierkasse? Wo heute das elektronische Piepen der Barcodescanner den Takt vorgibt, machte es früher bei jedem Einkauf „Ratsch“, „Kling“ und „Peng“. Von solch nostalgischen Gefühlen mächtig ergriffen wird man bei einer musikalischen Revue, die das Prinz-Regent-Theater Bochum jetzt zeigt: In „Geld. Ein Liederabend“ geht es um Zaster, Kröten und Kohle – und um das ganze Unheil, das damit verbunden ist. Und ja: Eine uralte Kasse ist auch dabei.

Umjubelter Liederabend im Prinz-Regent-Theater Bochum

Das Thema ist für einen Liederabend clever gewählt, denn zum lieben Geld hat schließlich jeder ein schwieriges Verhältnis. Quer durch die Literaturgeschichte zieht sich seine Spur, unzählige Songs wurden über (und für) Geld geschrieben. Da können Regisseur Hans Dreher und seine beiden Mitstreiter Luise Kinner und Christoph Iacono dermaßen aus dem Vollen schöpfen, dass zweieinhalb Stunden Spieldauer fast zu kurz sind, um einige Aspekte zumindest kurz anzureißen.

Nächste Premiere folgt Anfang Juni

Als letzte Premiere in dieser Spielzeit wird am Donnerstag, 1. Juni, die Komödie „How to date a Feminist“ im Prinz-Regent-Theater zu sehen sein. Das Zwei-Personen-Stück erzählt von einem Paar, das unterschiedlicher nicht sein könnte.

Die Regie führt Alexander Vaassen, der zuletzt das Stück „Dädalus und Ikarus“ mit Roland Riebeling ins PRT brachte (wieder am Sonntag, 11. Juni).

Dabei bewegt sich die Aufführung geschickt zwischen Schauspiel, Lesung und jeder Menge Musik – und macht direkt mit der ersten Szene schon einigen Spaß. Als Einbrecher getarnt steigen Kinner und Iacono mit Taschenlampen ins Theater ein, um den hauseigenen Tresor zu plündern. Weil darin naturgemäß nicht viel zu holen ist, brechen sie ihr Vorhaben rasch ab und widmen sich lieber dem ersten Song: „Never give me your money“ von den Beatles dreht Luise Kinner zu einer heulenden Kreischversion. So kratzbürstig hat man das schöne Lied noch nie gehört.

Schauspielerin Luise Kinner ist die Entdeckung des Abends

Der musikalische Leiter Christoph Iacono begleitet das muntere Spiel an diversen Instrumenten: vom Klavier über Schlagzeug bis zur Melodica. Gehörige Freude scheint es ihm zu machen, bekannte Songs in möglichst ungewöhnliche Arrangements zu gießen, worin er in der Schauspielerin Luise Kinner (die auch super Trompete spielt) eine stimmstarke Partnerin findet. Wie sie gemeinsam Abbas „Money, Money, Money“ in einen Jazz-Club verlegen oder dem Gassenhauer „Money“ von Pink Floyd fast schon zärtliche Noten abringen, das hat viel Charme.

Überhaupt erweist sich Luise Kinner als echte Entdeckung. Ein guter Liederabend braucht immer ein kräftiges Zugpferd, und das liefert die 38-jährige Kielerin, die am Bochumer Folkwang-Theaterzentrum studierte, mit Bravour. Kinner und Iacono sind enorm auf Zack, und dabei doch so bodenständig und sympathisch, dass man ihnen einfach gerne zuschaut und vor allem zuhört.

Dem Thema Geld stellen sich Christoph Iacono und Luise Kinner auf vielfältige Weise. Einmal rattert sogar eine uralte Registrierkasse.
Dem Thema Geld stellen sich Christoph Iacono und Luise Kinner auf vielfältige Weise. Einmal rattert sogar eine uralte Registrierkasse. © Laura Thomas

Es gibt schöne kleine Spielszenen: Da möchte sich Iacono für 3000 Euro ein neues Cembalo kaufen und bittet seine Partnerin um einen Kredit. Fast unbemerkt gleitet ihr Streitgespräch in eine Szene aus Shakespeares „Kaufmann von Venedig“ ab. Oder Kinner beschließt, ihre Abendgage in einen Schredder zu stecken, schließlich lebt es sich ohne Geld ohnehin viel leichter: „Das ist wie Yoga, das befreit“, strahlt sie, während der Fünfziger in kleine Stücke zerteilt wird.

Auch ein Millionär hat’s schwer

Zwischendurch gibt es einige Kapitalismuskritik, es geht um ungleiche Vermögensverhältnisse, um unglückliche Reiche („Der Millionär hat’s schwer“) und ein wenig um Armut. Allzu trübsinnig wird es aber nie, dafür lässt Hans Dreher lieber die Glitzerkugel kreisen, und Kinner haut gehörig auf die Pauke. Lautstarker Beifall!

Dauer: ca. zweieinhalb Stunden inklusive Pause. Wieder am Sonntag, 14. Mai, um 18 Uhr, sowie am Samstag, 10. Juni, um 19.30 Uhr. Weitere Termine in der kommenden Spielzeit. Karten: 0234 77 11 17