Bochum-Langendreer. Die Mängelliste ist lang: Eine Freiwillige Feuerwehr in Bochum hat mit vielen Problemen zu kämpfen. Dabei ist eine Lösung eigentlich gefunden.
- Freiwillige Feuerwehr Langendreer kämpft mit unzumutbaren Zuständen
- Die vier Einsatzfahrzeuge stehen an zwei Standorten, es fehlen Duschen, in den Umkleiden ist kaum Platz
- Einen Standort für ein neues Gerätehaus gäbe es – trotzdem müssen die Feuerwehrleute weiter warten
Wenn die Freiwillige Feuerwehr Bochum-Langendreer im Notfall am Einsatzort ankommt, sitzen alle Handgriffe, greifen die eingeübten Automatismen – Routine eben. Einen Wohnungsbrand zu löschen, bereitet in der Regel keine Probleme. Herausforderungen ganz anderer Art gilt es für die Löscheinheit vor allem rund um die Einsätze zu bewältigen. Denn die 24 Feuerwehrmänner und sechs -frauen müssen mit zum Teil unzumutbaren Zuständen klarkommen.
Unzumutbare Zustände: Feuerwehr in Bochum schlägt Alarm
Schon das gemeinsame und koordinierte Ausrücken der Löscheinheit ist gar nicht so einfach. „Unsere vier Einsatzfahrzeuge stehen an zwei Standorten“, sagt Löscheinheitsführer Volker Diederich. „Zwei am Hauptstandort am Ambergweg, die anderen beiden an der Stifstraße/Dammstraße neben der Nelson-Mandela-Schule.“ Innerhalb der Gruppe gibt es eine feste Aufteilung, wer von wo ausrückt. „Aber es müssen auch immer Fahrer dabei sein“, gibt Diedrich zu Bedenken. Bevor man los könne, werde also erstmal viel telefoniert – was durchaus zu zeitlichen Verzögerungen führe.
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Beim Übungsdienst alles 14 Tagen werden die beiden Löschwagen von der Stiftstraße zur Wache Ambergweg gefahren. Dort stehen sie dann mangels Platz auf der Straße. Gut, dass auf der gegenüberliegenden Seite inzwischen Parkverbot gilt. „Sonst kämen die Busse in diesem Moment hier kaum noch durch“, weiß Diederich.
Parkplätze für die eigenen Pkw gibt es ebenfalls kaum. Links und rechts der Wache werden zwei schmale Einfahrten genutzt, hier stehen die Wagen hintereinander. „Das reicht für sechs Autos“, sagt Diederich. „Wir bräuchten aber 20 Stellplätze.“
Auch das Umziehen ist kompliziert – und zu mehreren gar unmöglich. Denn die Umkleiden am Ambergweg sind sehr eng bemessen, mehr als zwei Personen gleichzeitig finden hier kaum Platz. Getrennte Bereiche? Fehlanzeige. Männer und Frauen müssen sich absprechen. Ebenso, was das Duschen angeht. Diese sind in der ersten Etage – eine für die sechs Frauen, drei für die 24 Männer. Dabei gebe es die Vorgabe „Pro Duschkopf maximal drei Personen“… In der Praxis bedeutet das, dass sich Männlein und Weiblein unten ausziehen, mit Bademantel oder Handtuch bekleidet nach oben zu den Duschen begeben und anschließend unten frische Klamotten überziehen.
Apropos: Die sogenannte „Schwarz-Weiß-Trennung“ ist unter diesen Bedingungen natürlich nicht möglich. „Wir müssen die vom Einsatz kontaminierte Kleidung eigentlich separat ablegen und reinigen können“, erklärt Volker Diederich. Am Amberg nicht umsetzbar. Schlimmer noch trifft es die Kollegen vom Standort Stiftstraße. Dort gibt es in der Fahrzeughalle allenfalls provisorische Spinde, aber keine Duschen. Sie müssen also in voller Montur in den Privatfahrzeugen zum Ambergweg fahren, um sich dort umzuziehen und zu duschen.
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Die Mängelliste der Löscheinheit Langendreer ist damit aber noch nicht zu Ende. Weil ein Querträger in der Decke der Fahrzeughalle am Ambergweg zu schmal ist, konnten die Feuerwehrleute lange Zeit die Räumen oben drüber nicht nutzen. Patrick Dölken, Diederichs Stellvertreter, weist auf diverse Risse in den Wänden hin, die Statikprobleme sichtbar machen. Zwei Stützpfeiler sorgen nun für die provisorische Sicherheit. Allerdings stehen sie zwischen den Einsatzfahrzeugen und erschweren das Ein- und Aussteige
Klar, dass die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Langendreer nur einen Wunsch haben: ein neues Gerätehaus mit ausreichend Platz an nur einem Standort. Dieser ist sogar schon gefunden: auf dem Brachgelände an der Alten Weststraße 26. Doch zunächst muss eine Machbarkeitsstudie gemacht werden und der Löschzug auch erstmal an der Reihe sein.
Politik macht Druck
„Ein Neubau eines Feuerwehrhauses in Langendreer ist alternativlos und zudem zeitlich dringlich.“ So endet eine Anregung von SPD und Grünen in der Bezirksvertretung Ost, der in der jüngsten Sitzung einstimmig beschlossen wurde. Die Koalition sieht die Zustände am Standort Langendreer als unzumutbar an.
SPD und Grüne kritisieren, dass „ein Planungsbeschluss für einen Neubau noch immer ausstehe“. Aus ihrer Sicht lägen bei der Löscheinheit Langendreer „sowohl bauliche als auch einsatztaktische Faktoren vor, die ein sofortiges Handeln und somit eine Priorisierung der Baumaßnahme erforderlich erscheinen lassen“.
Laut aktuellem Brandschutzbedarfsplan haben zwei andere Feuerwehren zunächst Vorrang mit Neubauten: Heide in Wattenscheid und Linden. Dies teilt Feuerwehrsprecher Dominik Iven auf WAZ-Anfrage mit. Die Probleme in Langendreer bestätigt er, sie seien alle bekannt. „Für die Kameraden vor Ort ist das nicht schön.“ Doch auch Einheiten an anderen Standorten hätten Probleme.
Von daher habe man im Brandschutzbedarfsplan nach Priorität entschieden. Nach Heide und Linden sei Langendreer an der Reihe. Einen Zeitplan gibt es laut Iven nicht. Das alles werde „nicht aus dem Bauchgefühlt entschieden“, versichert er, „sondern immer in Absprache mit den Kameraden vor Ort.“