Das Planetarium Bochum verrät, was die Sterne über Bochum im Mai zeigen werden, denn richtig dunkel wird es nicht. Ein Highlight: die Venus.
Im Mai beginnt die Zeit der kurzen Nächte: Steht die Sonne Anfang des Monats in Bochum noch gut neun Stunden unter dem Horizont, sind es Ende des Monats nur noch weniger als acht Stunden. Ab dem 24. Mai wird es – wenn man es sehr genau nimmt – gar nicht mehr richtig dunkel.
Monatlich erklärt uns die Leiterin des Planetariums Bochum, Prof. Dr. Susanne Hüttemeister, an dieser Stelle den aktuellen Sternenhimmel.
Dann steht die Sonne selbst an ihrem tiefsten Punkt weniger als 18 Grad unter dem Horizont. Aufmerksame Beobachter können im Norden noch eine Aufhellung wahrnehmen, die die Beobachtung der Sterne stört. Sie sprechen von „Weißen Nächten“, die natürlich weiter im Norden viel ausgeprägter sind. Im Ruhrgebiet mit seinem immer von künstlichem Licht aufgehelltem Himmel bemerkt man nur wenig davon.
Gegen 23 Uhr ist es – ungeachtet der Weißen Nächte – dunkel genug, um bei vielleicht schon milden Temperaturen den Sternenhimmel des Frühjahres zu genießen.
Sommersternbilder gehen im Osten auf
Der Große Wagen, der Rücken und Schwanz des viel größeren, aber viel weniger leicht erkennbaren Sternbilds Große Bärin bildet, steht an einem Maiabend sehr hoch am Himmel im Süden. Es ist jetzt besonders leicht, ihn als Himmelwegweiser zu benutzen: Verbindet man die äußeren Kastensterne des Wagens miteinander und verlängert ihren Abstand etwa fünfmal, findet man den Polarstern, die Deichselspitze des Kleinen Wagens oder Kleinen Bären. Die kürzeste Verbindung vom Polarstern zum Horizont zeigt die Nordrichtung an.
Rutscht man die Deichsel des Großen Wagens herunter, gelangt man zu einem sehr auffälligen, rötlichen Stern. Das ist der Arktur, der hellste Stern im Bärenhüter. Er gehört zum Frühjahrsdreieck. Die anderen Sterne dieser Figur sind die hellsten Sterne der Tierkreissternbilder Löwe und Jungfrau. Unterhalb der Jungfrau ist auch das kleine Sternbild Rabe gut zu sehen.
Im Osten gehen bereits die Sternbilder auf, die im Sommer die gesamte Nacht zu sehen sind. Dazu zählt der als Heldenfigur schwer erkennbare Herkules. Aber auch der viel einprägsamere Schwan steht am späten Abend mit etwa 20 Grad schon gut sichtbar über dem östlichen Horizont.
Frühaufsteher können auch den Planten Saturn sehen
Der Planet Venus ist das mit Abstand hellste Objekt am Abendhimmel. Dagegen ist der Mars schon sehr unauffällig geworden. Der äußere Nachbarplanet der Erde geht zwar erst gegen 2 Uhr unter, erscheint aber nur noch wie einer der helleren Sterne.
Frühaufsteher können im Mai auch den Planeten Saturn sehen: Der Ringplanet klettert etwa gegen 3.30 Uhr, zwei Stunden vor Sonnenaufgang, über den Horizont. Er ist aber noch kein auffälliges Objekt.
Venus geht so spät unter wie seit 50 Jahren nicht mehr
Der auffälligste Stern am Abendhimmel im Mai ist gar keiner: Hinter dem Objekt, das bereits in der Dämmerung als erstes etwa 30 Grad hoch im Westen sichtbar wird und erst weit nach Mitternacht untergeht, verbirgt sich der Planet Venus.
Die Venus kreist wie die Erde um die Sonne, ist ihr aber um fast dreißig Prozent näher. Da sie also von der Erde aus gesehen auf der „Innenbahn“ um die Sonne läuft, kann sie sich am Himmel nie mehr als etwa 45 Grad von ihr entfernen. Sie kann deswegen nie mitten in der Nacht hoch am Himmel stehen. So erklärt sich auch die Bezeichnung „Abendstern“ oder – wenn sie auf der anderen Seite der Sonne steht – „Morgenstern“ für die Venus.
Um den 18. Mai herum stellt die Venus in diesem Jahr einen Rekord auf: Sie geht für Beobachter in Bochum erst um 1.13 Uhr (Sommerzeit) unter. Das ist der späteste Untergang der Venus seit über 50 Jahren und Grund genug, einen etwas genaueren Blick auf den inneren Nachbarplaneten der Erde zu werfen.
Von der Größe ist die Venus beinahe der Erde gleich
Was die Größe betrifft, ist die Venus beinahe eine Zwillingsschwester unserer Erde, denn sie ist nur etwa fünf Prozent kleiner. Daher gab es früher Vermutungen, unter der undurchdringlichen Wolkendecke der Venus könnte sich eine feuchte, tropische Welt verbergen. Zutreffend ist leider nur, dass die Venus tatsächlich sehr heiß ist. Eine Oberflächentemperatur von im Mittel 464 °C hat aber alles Wasser längst verdampfen lassen.
Und es hat sich nicht etwa in den Wolken gesammelt, sondern ist ganz verloren gegangen. Die Wolken bestehen überwiegend aus Schwefelsäure und die dichte Atmosphäre aus Kohlendioxid, was einen enormen Treibhauseffekt verursacht. Der Druck auf der Oberfläche entspricht dem der irdischen Tiefsee.
So erscheint der Planet, der dank seiner Helligkeit nach der römischen Liebesgöttin benannt ist, eher wie eine höllische Welt. War das aber immer so? Es ist tatsächlich möglich, dass die Venus in ihrer Jugend, vor mehr als vier Milliarden Jahren, Ozeane besaß.
Das ist aber schwer herauszufinden, denn die heutige Venus ist fast vollständig von Vulkangestein bedeckt. Kein Teil der Oberfläche der Venus ist älter als etwa 500 Millionen Jahre. So sind alle möglichen Spuren früherer vielleicht lebensfreundlicher Bedingungen verschwunden. Was diese Periode von extremem Vulkanismus verursachte, wissen wir noch nicht.
Aktive Vulkane auf der Venus? Das war lange umstritten
Ob heute noch aktive Vulkane auf der Venus existieren, war lange umstritten. Nun gibt es aber eine erst vor wenigen Wochen veröffentlichte neue Auswertung von Daten, die schon in den 1990er Jahren von der Raumsonde Magellan gemessen wurden, die die Oberfläche der Venus mit Hilfe von Radar kartierte. Die Daten zeigen Veränderungen an einem Schlot des 5000 Meter hohen Venusvulkans Maat Mons über acht Monate hinweg. Hier scheint also ein frischer Ausbruch stattgefunden zu haben.
Wenn wir die Venus in den nächsten Wochen strahlend hell am Himmel sehen, blicken wir auf eine Welt, die sich trotz ähnlicher Ausgangsbedingungen ganz anders als unsere Erde entwickelt hat. Unser Schwesterplanet ist nicht nur leuchtender „Abendstern“, sondern wir können auch viel von ihm lernen.