Bochum-Querenburg. Eine Bochumer Künstlerin hat nach ihrem Tod einem Förderverein all ihre Gemälde vermacht. Damit sollen soziale Projekte gefördert werden.
Über eine ungewöhnliche Erbschaft freut sich der Förderverein Hustadt. Eine Künstlerin hat den Ehrenamtlichen nach ihrem Tod all ihre Gemälde vermacht – 176 an der Zahl. Ein Teil der Bilder wird nun in der Bücherei Bochum-Querenburg im Uni-Center ausgestellt. Gegen eine Spende kann man sie erwerben, denn der Verein hat keinen Platz für so viele Kunstwerke – und kann Geld gut gebrauchen.
Überraschende Erbschaft: Verein aus Bochum freut sich über 176 Gemälde
Das war wohl auch ein Grund für Alice Kühle, ihre Gemälde dem Förderverein zu vererben. „Sie wollte damit die sozialen Projekte des Fördervereins unterstützen“, berichtet Schatzmeister Eberhard Völker, der die Werke allesamt gesichtet, nummeriert und digitalisiert hat. „Zu diesem Zweck haben wir diese Ausstellung organisiert und hoffen, viele Interessierte für die Bilder zu finden, die dem Förderverein mit einer entsprechenden Spende weiterhelfen.“
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Seit Anfang der 70er Jahre wohnte die 1921 im Schwarzwald geborene Alice Kühle in der Hustadt, direkt am Brunnenplatz, wo auch der Förderverein Hustadt seinen Sitz hat. „In ihren letzten Jahren rief sie öfter aus ihrem Fenster nach uns und bat für Dies und Das um Hilfe“, erinnert sich Eberhard Völker. „Einer von uns war immer zur Stelle.“ Diese Hilfsbereitschaft hat Alice Kühle offenbar nicht vergessen. Nachdem sie 2017 verstarb und der Förderverein auch die Wohnungsauflösung organisierte, zeigten Kühle und ihre Angehörigen ihre Dankbarkeit für diese Stütze ihres Lebensabends, indem sie dem Förderverein ihre selbst gemalten Gemälde vermachten.
Alice Kühle war Hobby-Malerin, „aber eine wirklich ambitionierte“, ordnet Eberhard Völker das Talent der Verstorbenen ein. Er ist in den vergangenen Monaten, in denen er sich mit der Gemäldesammlung beschäftigt hat, ja zu einem kleinen Experten geworden. Sie habe in den 80er Jahren Kurse bei den Malern Schlieker, Schalla, Münch und weiteren gehabt, weiß er zu berichten. Auch Torsten Eilks von der Bücherei spricht von einer gehobenen Qualität, die sich gut einreihe in die vielen Ausstellungen, die in der Stadtteilbibliothek schon stattgefunden haben.
Projekt gescheitert: Bochumer Förderverein hat Geldsorgen
Für den Förderverein Hustadt sei es „das erste Mal, dass wir etwas geerbt haben“, sagt Eberhard Völker. „Der Umfang hat uns schon ein bisschen erschlagen. Wir hatten mit ein paar Bildern gerechnet, aber nicht mit 176.“ 30 Werke von ihnen werden nun bis Sommer die Wände der Bücherei zieren. Die übrigen Gemälde kann man vor Ort in einer Übersicht und auch auf Wunsch im Original ansehen.
Verein wurde 1989 gegründet
Der ehrenamtlich geführte Förderverein Hustadt (FVH) – gegründet 1989 – ist eine unabhängige Vereinigung engagierter Menschen aus der Hustadt und Umgebung. Zwecke des Vereins mit ca. 50 Mitgliedern sind die Förderung sozialer Kontakte sowie Schaffung und Erhalt besserer Lebens- und Wohnbedingungen für Jung und Alt in der Hustadt. Mit der Unterstützung vieler Spenden sei es gelungen, das Stadtumbauprojekt Hustadt zu verstetigen, heißt es von Vereinsseite.
Zu den sozialen Projekten zählen u.a. Quartiersmanagement, Beratung von Eltern, Kindern und Jugendlichen, Unterstützung bei Behördengängen, Schulstart-Projekt von Kita zur Schule „Schulfit“, Elternbegleitung in Erziehung und Bildung der Kinder, Förderung der Kultur in der Hustadt. Zudem bietet der Verein Hilfe bei Umzügen, Renovierungen, Gartenarbeit an, eine Fahrrad-Werkstatt und dazu Sprach- und Smartphone-Kurse.
Kontakt und Info: Hustadtring 49, 44801 Bochum (am Brunnenplatz), fvhustadt@gmx.de www.huisthu.de .
Die Motive sind vielfältig. „Frau Kühle hat alles gemalt, was ihr gerade in den Sinn kam – und vor die Augen“, erzählt Völker. Viele Landschaftsmalereien, u.a. aus Bochum, sind dabei. „Aber auch auf ihren Urlaubsreisen hat sie ihre Mal-Utensilien immer dabei gehabt“, weiß er. So habe sie etwa in Brasilien aus dem Hotelzimmer heraus gemalt.
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Die kleinsten Bilder sind 30 mal 30 Zentimer, das größte ein Meter mal 80 Zentimeter. Die Spendenwünsche des Vereins liegen zwischen 30 und 100 Euro. „Wer möchte, darf aber auch gerne mehr spenden“, sagt Schatzmeister Völker mit einem Augenzwinkern. Denn Geld kann der Verein gut gebrauchen. Ohnehin für die sozialen Projekte in der Hustadt, und speziell aktuell, „weil wir in ,Kochs Kotten’ unsere Produktionsküche samt Catering für soziale Einrichtungen aufgeben mussten“, so Völker. „Wir stehen vor hohen Auflösungskosten, mussten die Gastronomie räumen und haben eine hohe Schuldlast zu bewältigen.“ Da komme jede Spende recht.
Die Ausstellung ist zu den Öffnungszeiten der Bücherei Querenburg, Querenburger Höhe 270 im Uni-Center, zu besichtigen: wochentags (außer mittwochs) von 11 bis 18 Uhr. Kontakt zu Eberhard Völker: Tel. 0171 822 38 59, eberhard.voelker@evoelker.de .