Bochum. Großes Stühlerücken im Theater: Vasco Boenisch wird neuer Co-Intendant, Susanne Winnacker geht – und ein Schauspieler rückt ins Leitungsteam.
Intendant Johan Simons baut seine Chefetage um: Mit Beginn der kommenden Spielzeit werden hinter den Kulissen des Schauspielhauses Bochum kräftig die Stühle gerückt. Simons Stellvertreterin Susanne Winnacker geht von Bord, dafür rückt der bisherige Chefdramaturg Vasco Boenisch nach. Er wird künstlerischer Direktor und neuer stellvertretender Intendant.
Schauspielhaus Bochum präsentiert ein neues Leitungsteam
Eine weitere Personalie überrascht: Der Schauspieler Stefan Hunstein soll neben seiner Tätigkeit im Ensemble künftig den neu geschaffenen Posten des „Assistenten des Intendanten“ bekleiden. Hunstein (65) war bereits von 1986 bis 1990 während der Intendanz von Frank-Patrick Steckel am Schauspielhaus engagiert, Johan Simons (76) kennt er seit gemeinsamen Zeiten an den Münchner Kammerspielen. Mit Rollen etwa in „Hamlet“, „Ödipus, Herrscher“ und demnächst in „Macbeth“ gehört Hunstein zu den führenden Darstellern im Ensemble.
„Kinder der Sonne“ kommt ins Fernsehen
Welche Premieren das Publikum im Schauspielhaus in der kommenden Spielzeit erwartet, wird bei der Vorstellung des neuen Programms am 1. Juni enthüllt.
Mit „Kinder der Sonne“ fährt das Schauspielhaus in diesem Jahr zum Berliner Theatertreffen. Eine Aufzeichnung der gefeierten Inszenierung ist am Samstag, 20. Mai, um 20.15 Uhr bei 3sat sowie in der 3sat-Mediathek zu sehen. Auch „Der Bus nach Dachau“ ist nach Berlin eingeladen, wird jedoch nicht im TV gezeigt.
Eine Beförderung ins Leitungsteam ist für einen Schauspieler ungewöhnlich. „Es geht mir darum, mehr Leute als bislang in die Verantwortung zu nehmen und die Leitung insgesamt breiter aufzustellen“, so begründet Simons diesen Schritt. Hunstein sei im Ensemble ebenso beliebt und gut vernetzt wie auf dem sogenannten „roten Flur“ (also die Chefetage mit Intendanz, Dramaturgie und Betriebsbüro). „Er ist interessiert an der Kommunikation mit vielen Abteilungen und soll überall im Haus Ansprechpartner sein, etwa auch bei den Mitarbeitern im Foyer.“
Langjährige Zusammenarbeit mit Vasco Boenisch
Mit dem Dramaturgen Vasco Boenisch (42) verbindet Simons eine gute Zusammenarbeit, seitdem beide 2015 ihre erste Saison bei der Ruhrtriennale bestritten. Boenisch ist studierter Journalist und arbeitete vor seiner Theaterlaufbahn etwa als Moderator beim WDR.
„Er ist jemand, dem ich komplett vertraue“, so fasst es Simons zusammen. Als Leiter der Künstlerischen Direktion werde er keine Produktionen mehr als Dramaturg betreuen: „Das muss man sorgsam trennen“, sagt Boenisch. Künftig werde er neben dem künstlerischen Budget auch die Zusammenarbeit aller künstlerischen Abteilungen verantworten. Neue Chefdramaturgin wird Angela Obst (44).
Die bisherige stellvertretende Intendantin Susanne Winnacker war vier Jahre am Haus und will sich künftig „neuen Aufgaben widmen“, wie es heißt. „Es war eine herausfordernde Zeit, vom Wasserschaden bis zu den weitreichenden Corona-Folgen, und dennoch haben wir sie erfolgreich gemeistert“, sagt Simons.
In den kommenden drei Jahren bis zum derzeit vereinbarten Vertragsende Mitte 2026 will Simons das Schauspielhaus weiter in Richtung eines Stadttheaters ausbauen, das möglichst viele Zuschauerschichten anspricht. Dieser Weg war bereits während der auslaufenden Spielzeit gut zu erkennen, das Programm präsentierte sich weitaus bunter und populärer als in den Jahren zuvor.
Simons hat in Bochum noch einiges vor
„Als ich 2018 nach Bochum kam, wurde mir vom Kulturdezernenten die Aufgabe gegeben, das Schauspielhaus wieder in die Erste Liga und zum Berliner Theatertreffen zu bringen“, sagt Simons. „Beides habe ich erreicht, aber dabei womöglich das Publikum etwas überfordert.“ Für die Fortsetzung seiner Intendanz habe er in Bochum noch einiges vor – sowohl künstlerisch, als auch bei der Modernisierung des Betriebs: „Das ist nur zu schaffen, wenn wir als Team im Großen wie im Kleinen gut zusammenarbeiten. Das neue künstlerische Leitungsteam ist für mich ein wichtiger Schritt in diese Richtung.“