Bochum. Gigabitcity ist in Bochum für viele Haushalte und Firmen ein Reizwort. Seit Jahren warten sie auf schnelles Internet. Jetzt gibt’s neue Hoffnung.

3000 Haushalte und 900 Unternehmen sehen beim Internet in Bochum schwarz. Sie leben in sogenannten weißen Flecken: Daten fließen dort mit weniger als 30 Megabit pro Sekunde durch das Internet – Pferdekutsche statt Ferrari. 2017 kündigte Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD) bereits schnelle Hilfe an. Bochum sollte binnen eines Jahres die erste Gigabitcity werden – Deutschlands schnellste Internet-Stadt. Jetzt erneuert der SPD-Politiker sein Versprechen.

Bochum investiert 185 Millionen Euro in eigenes Glasfasernetz

Von einem „Digitalisierungsschub für Bochum“ spricht Eiskirch. 185 Millionen Euro will die Stadt in den kommenden zehn Jahren in den Ausbau des eigenen Glasfasernetzes investieren. Hinzu kommen 21 Millionen Förderung für den Anschluss der weißen Flecken. Da der Ausbau für Unternehmen nicht wirtschaftlich ist, hilft der Bund mit Steuergeld.

„Glasfaser ist die Basis für das Internet der Zukunft“, sagt Eiskirch. „Glasfaser ist so schnell und vor allem stabil wie keine andere Technologie. Die Daten werden mit Lichtgeschwindigkeit übertragen.“ Insbesondere die synchronen Geschwindigkeiten bei Up- und Download seien ein enormer Fortschritt und ermöglichten „stabiles Arbeiten, auch im Homeoffice“.

Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (Mitte) und die Geschäftsführer der Glasfaser Ruhr Patrick Helmes (links) und Christian Graumann versprechen einen flächendeckenden Ausbau des Glasfasernetzes in Bochum.
Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (Mitte) und die Geschäftsführer der Glasfaser Ruhr Patrick Helmes (links) und Christian Graumann versprechen einen flächendeckenden Ausbau des Glasfasernetzes in Bochum. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

In sechs Stadtteilen werden seit Anfang des Jahres Glasfaserkabel verlegt, mehr als zwölf Kilometer sind in Steinkuhl, Gerthe, Grumme, Langendreer, Linden und Stiepel schon in der Erde verbuddelt worden. Rund 600 Hausanschlüsse seien komplett fertiggestellt worden, heißt es.

Die Ziele für die kommenden Jahre sind ehrgeizig: Sechs Ausbaugebiete und 150 Kilometer Glasfaserkabel jährlich sollen garantieren, dass Jahr für Jahr etwa 5000 Häuser mit bis zu 20.000 Wohneinheiten an das Netz angeschlossen werden. Für Anwohner erfolge der Anschluss kostenfrei, auf Wunsch auch innerhalb der Gebäude „bis zur letzten Dose“ (Eiskirch).

„Wir bauen FTTH – Fiber to the home“, erläutert Patrick Helmes, Geschäftsführer der Glasfaser Ruhr GmbH. Wenn die Glasfaser einmal bis in Haus gelegt sei, müssten hinterher keine alten Teilstücke aus Kupfer mehr ausgetauscht werden. Das Unternehmen, das den Ausbau in Bochum mit Hilfe der Bochumer Firmen HTK und STG Braunsberg durchführt, ist eine hundertprozentige Tochter der Stadtwerke Bochum.

Die sogenannten weißen Flecken in Bochum sind auf dieser Karte blau dargestellt.
Die sogenannten weißen Flecken in Bochum sind auf dieser Karte blau dargestellt. © WEG

Auf Kupferkabel hatte die Stadt 2017 bei der Kooperation mit Unitymedia, später Vodafone gesetzt. Der Breitband-Ausbau in Bochum sollte vorwiegend über das vorhandene Kabelnetz erfolgen. Der schon damals versprochene Anschluss der weißen Flecken scheiterte auch an Fehlern bei den Ausschreibungen, die die Wirtschaftsentwicklung Bochum auf den Weg brachte.

Jetzt soll alles besser werden. Bis 2032 soll das Glasfasernetz stehen. „Das hört sich lange an, ist aber mit Blick auf das, was man unter die Erde bringen muss, extrem ambitioniert“, so Eiskirch. Möglich, weil wirtschaftlich macht den Ausbau eine Kooperation mit der Telekom. Sie hat sich verpflichtet, das Netz für mindestens 30 Jahre zu mieten.

„Grundsätzlich aber ist das Netz offen für alle Anbieter“, sagt Eiskirch. Open Access heißt das Stichwort. „Unser Vorteil am Ende wird sein, dass wir der Eigentümer der Infrastruktur sind.“ Profitieren werden alle Mobilfunkanbieter. Glasfaserkabel zwischen den Sendemasten sind eine wichtige Basis für 5G-Netze. Zwei Mobilfunkbetreiber, so Helmes, nutzen bereits die Bochumer Glasfasern.

Und wann werden die weißen Flecken vergessen sein? „Spätestens in zweieinhalb Jahren müssen diese angeschlossen sein“, sagt Helmes. „Das schreiben die Förderbedingungen so vor. Wir verheiraten daher das vom Bund geförderte Projekt mit dem eigenen Netzausbau.“