Bochum-Stiepel. Die DLRG Bochum-Süd weiht ihren 1,25 Millionen Euro teuren Neubau an der Kemnader Brücke in Stiepel ein. Die Kosten sind noch einmal gestiegen.
Stolz und Erleichterung waren die vorherrschenden Gefühle, rot und gelb die Farben, und das zum eigentlich blau-weißen Maiabend-Wochenende: Aber tief im Süden von Bochum, unterhalb der Kemnader Brücke in Stiepel, konnte endlich die Eröffnung und Einweihung der neuen Rettungsstation für die DLRG-Ortsgruppe gefeiert werden. Obwohl die Kosten für das Millionen-Projekt Neubau noch einmal gestiegen sind.
Bochum: 1,25 Millionen Euro fließen in DLRG-Projekt an der Ruhr
Die Baukosten beziffert die DLRG OG Bochum-Süd letztlich nämlich mit insgesamt 1,25 Millionen Euro, davon 815.000 für den ersten Abschnitt, 370.000 für den zweiten, 65.000 für den Innenausbau. Ingenieurleistungen schlagen mit rund 65.000 Euro zu Buche, Möbel und Ausstattung mit rund 80.000 Euro. Das Ganze wurde dann also noch einmal um rund eine Viertelmillion Euro teurer als vor einem Jahr gedacht, bedingt durch Preissteigerungen und Lieferengpässe im Zuge des Ukraine-Konflikts, so DLRG-Schatzmeisterin Anna Lange.
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Finanziert werde der Neubau über rund 920.000 Euro an Fördermitteln, 30.000 Euro an Spenden und gut 50.000 Euro an Eigenleistungen. 250.000 Euro flossen an Eigenmitteln, 40.000 davon müssen noch für die restlichen Möbel und für die Ausstattung vorgesehen werden. Die Eigenleistungen entsprechen laut DLRG rund 3350 von Vereinsmitgliedern geleisteten Stunden.
Nach dem Hochwasser war die Station im Bochumer Süden nicht mehr nutzbar
Die Außenanlagen sind noch nicht fertig gestaltet, in der Küche müssen noch ein paar Schränke gewechselt werden, aber sie haben es doch noch geschafft. Die Geschichte für den dringend nötigen Ersatz-Neubau des Vereinsheim der Ortsgruppe Bochum-Süd ist von Rückschlägen gekennzeichnet, vor allem aber von Kostensteigerungen. Um so glücklicher zeigte sich die Mannschaft, mit einer schier endlosen Liste von Gästen nun mit dem schmucken Gebäude einen Schlusspunkt unter diese Geschichte zu setzen.
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Entstanden ist ein zweistöckiger Bau. Schatzmeisterin Anna Lange beschreibt: „Wichtig war uns der große Seminarraum mit 80 Quadratmetern für rund 20 Leute. Unten sind die Sozialbereiche mit Duschen, Toiletten und Küche, oben die Büros.“ Strahlend verweist sie auf die Spuren des Provisoriums über das gesamte Jahr 2022: „Nach dem Hochwasser im Jahr davor war die Station nicht mehr nutzbar, wir mussten Container und Bauwagen aufstellen.“
Eröffnung ein Jahr und sieben Tag nach dem Richtfest in Bochum-Stiepel
In einer Bierlaune, gab die Vorsitzende Laura Abel in ihrem Grußwort genau ein Jahr und sieben Tage nach dem Richtfest zu, sei die Idee zum Neubau entstanden, „gut, dass sich das nicht als Schnapsidee erwiesen hat“. Immerhin habe auch das Hochwasser noch ein Gutes gehabt, denn bei der Grundsteinlegung gerade vier Wochen nach der Katastrophe setzte Architekt Peter Wieczorek den Gesamtbau 22 Zentimeter höher an, um weiteres Hochwasser künftig höchstens im Keller und nicht im Erdgeschoss zu haben.
Start mit einem Zelt für den Wachdienst
Heinz-Günter „Candy“ Treffer, der in der Ortsgruppe schon eine Menge Vorstandsposten bekleidet hat und dafür die höchste Auszeichnung, das DLRG-Abzeichen Gold mit Brillanten erhielt, raffte bei der Einweihung des DLRG-Neubaus an der Ruhr in Stiepel kurz die „Frühgeschichte“ der Station zusammen: „Ursprünglich stand hier gerade mal ein Zelt für den Wachdienst, dann baute die Stadt das Kameradschaftsheim, 1977 wurde die Rettungsstation eingeweiht. 1980 brach ein großer Brand aus, außerdem krachte noch ein Baum aufs Dach, und 1981 kam dann die zweite, die eigentliche Einweihung.“
Manfred Bindemann, der Ehrenvorsitzende, der bei der Eröffnung den Empfangschef gab, kommentierte breit lächelnd: „Wenn man bedenkt, dass hier zu Zeiten des Kameradschaftsheims eine Kegelbahn war und gegenüber der Bierkeller, ist das sicherlich eine gute Entwicklung.“
Die größte der fünf DLRG-Ortsgruppen in ganz Bochum konnte ihren Mitgliederstand von 475 auch über die Corona-Zeit und die Bauzeit – Start im August 2021 – halten. Laura Abel („Ich bin so aufgeregt, ich muss hier möglichst schnell durch mit der Rede“) nannte einige der ungewöhnlichen Aspekte bis zur Einweihung. „Das Förderprogramm ,Moderne Sportstätten’ sah zunächst ja nur Modernisierungen vor, und das kam hier eher nicht in Frage.“
So sei die Finanzierung letztlicht auch durch eine sechsstellige Summe gestemmt worden, die Mitglieder, deren Familien und der Vorstand aufgebracht hätten. „Sonntags haben uns Besucher Essen gebracht, Heiligabend hat ein Elektriker die Leitungen geschaltet“, gab sie lachend weiter. Großen Dank richtete sie an das Bauteam, das Unmögliches möglich gemacht habe, bis dann „praktisch auf den letzten Drücker der Erbpachtvertrag aufgesetzt worden ist.“
Die Ortsgruppe Bochum-Süd stemmt eine Menge in Eigenleistung
Auf die Eigenleistung könne die Ortsgruppe besonders stolz sein. Alle hätten sich praktisch in allen Gewerken selbst versucht, ob bei den Leitungen oder beim Einbau der Türen, bei der Abdichtung der Bodenplatte oder bei der Trittschall-Dämmung. „Jetzt müssen wir es hier außen noch schön machen und drinnen einräumen, wenn alle Möbel endlich da sind.“
Gaby Schäfer, Vorsitzende des Stadtsportbundes und Bürgermeisterin (SPD), freute sich wie Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD), dass trotz des Maiabendfestes so viele Besucher den Weg hierher gefunden hatten. Das zeige die Verbundenheit und die gemeinsame Freude über diesen Erfolg. „Die DLRG spielt in der Bochumer Sportfamilie eine große Rolle, und das zeigt sich auch daran, dass heute so viele junge Gesichter hier zu sehen sind“, lobte Schäfer die Arbeit der Ehrenamtlichen.