Bochum. Urlaub für 50.000 Euro gefällig? Anbieter hochwertiger Waren und Dienstleistungen in Bochum kennen keine Krise. Das sind die gängigen Preise.

„Man gönnt sich wieder etwas und will Freude daran haben.“ Heidi Boxbücher strahlt wie die Preziosen, die in ihrem Juwelier-Fachgeschäft in der Bochumer Innenstadt funkeln. Während weite Teile des Einzelhandels unter den Folgen von Krise, Krieg und Inflation leiden, geht’s im Premium-Segment in die andere Richtung. Die Umsätze steigen.

Der Handelsverband Deutschland (HDE) schlug in dieser Woche Alarm. Das Ladensterben halte an. 9000 Geschäften drohe noch in diesem Jahr das Aus. Sinkende Kaufkraft und steigende Kosten machten den Betrieb vielfach unattraktiv, beklagt der HDE.

Premium-Klasse in Bochum: Schmuck-Lieferanten kommen kaum nach

„Die Schmuckbranche ist nach wie vor im Plus. Unsere Lieferanten kommen kaum nach“, entgegnet Heidi Boxbücher. Derzeit feiert sie Jubiläum. Vor zehn Jahren hat sich die Juwelierin am Kurt-Schumacher-Platz selbstständig gemacht. Seit 2019 bietet sie mit drei Mitarbeiterinnen an der Huestraße Schmuckstücke aller Art an. Die Qualität: top. Die Preise: entsprechend. Der teuerste Ring, ein Zweikaräter, kostet 25.000 Euro.

Auch interessant

Ja, ein Kauf in dieser Preisklasse sei auch eine Wertanlage, weiß die Geschäftsfrau. Aber nein: Das sei vielfach nicht der ausschlaggebende Grund. Gerade nach Corona werde Schmuck als Bereicherung, als Quell der Freude, empfunden. Für sich selbst. Als Geschenk für die Partnerin oder den Partner. „Die Bereitschaft zum Kauf von Luxusartikeln ist da. Es gibt viele Neukunden. Die Nachfrage hat nochmals zugenommen“, konstatiert Heidi Boxbücher.

Das Geschäft mit Maßanzügen läuft besonders gut, sagt Alexander Eiskirch, hier im Ausstellungsraum „Das Zimmer“ auf dem Dr.-Ruer-Platz.
Das Geschäft mit Maßanzügen läuft besonders gut, sagt Alexander Eiskirch, hier im Ausstellungsraum „Das Zimmer“ auf dem Dr.-Ruer-Platz. © FUNKE Foto Services | Sebastian Sternemann

Eiskirch-Maßanzüge für 600 Euro aufwärts sind stark gefragt

Alexander Eiskirch bestätigt den Trend. „Im mittleren Preissegment sind die Verkaufszahlen zurückgegangen“, berichtet der Modehändler, der zwei Geschäfte in der City und Weitmar-Mark betreibt. In seinem Maßatelier indes herrsche Hochbetrieb. Maßgeschneiderte Herrenanzüge und Damenmode zeigten „eine extrem positive Entwicklung“.

Auch interessant

Deutlich angestiegen sei auch die Zahl junger Kunden, die lange darauf sparen, um sich einen zweiteiligen Maßanzug für 600 Euro aufwärts zu leisten. „Dabei spielt auch das Thema Nachhaltigkeit eine zunehmende Rolle“, beobachtet Alexander Eiskirch.

Einrichtungshaus Blennemann: „Von Krise spüren wir nichts“

Auch bei Blennemann ist von Krisenstimmung keine Spur. Das Einrichtungshaus bedient mit Designermöbeln eine Klientel weit jenseits der Möbeldiscounter auf der grünen Wiese. „Der Zulauf ist unvermindert groß. Von Krise spüren wir nichts. Wir sind sehr zufrieden“, erklärt Sebastian Blennemann. Gerade beim Küchenverkauf gehe es steil nach oben – bei Durchschnittspreisen zwischen 20.000 und 40.000 Euro.

Auch interessant

In nochmals anderen Kategorien bewegen sich die Vollausstattungen, mit denen Blennemann in Zusammenarbeit mit Bauherren und Architekten Häuser und Wohnungen in ganz Deutschland bestückt. Auch hier gelte: „Die Menschen investieren, kaufen und machen es sich schön.“

Zwei Monate im Voraus ausgebucht ist das Menü-Restaurant „Five“ am Hellweg (hier ein Archivbild mit Nicolai Menting, li., und Tibor Werzl).
Zwei Monate im Voraus ausgebucht ist das Menü-Restaurant „Five“ am Hellweg (hier ein Archivbild mit Nicolai Menting, li., und Tibor Werzl). © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Menü-Restaurant „Five“ ist zwei Monate im Voraus ausgebucht

Lecker essen gehört dazu. Die „Livingroom“-Restaurantgruppe hat sich dabei als Ausgehtreff der gehobenen Kulinarik etabliert. „Die Konsumfreudigkeit ist sehr groß. Das spüren wir in allen Lokalen“, sagt Geschäftsführer Lukas Rüger. Besondere Exklusivität verspricht das „Five“ am Hellweg: ein kleines, aber feines Restaurant mit zwei Fünf-Gang-Menüs, die alle zwei Monate wechseln. Aktuell kommen u.a. Shrimps und Lamm sowie Austernpilze und Grilled Cheese auf die Teller.

79 bzw. 69 Euro (vegetarisch) werden für die Menüs aufgerufen. Mit einem Weinchen wird’s schnell dreistellig. Die gerade mal 16 Plätze im „Five“ sind dennoch begehrt – und regelmäßig zwei Monate im Voraus ausgebucht. Erst für Ende Juni sind wieder Plätze frei. „Die Menschen wollen es sich gut gehen lassen“, sagt Lukas Rüger.

TUI-Reisecenter: „Kunden sind auch bereit, viel Geld auszugeben“

Das gilt auch für den Urlaub. Im TUI-Reise-Center in der Bochumer City spricht man vom umsatzstärksten Jahresbeginn aller Zeiten. „Die Preise sind im Vergleich zu 2019 um 20 bis 30 Prozent gestiegen. Die Nachfrage ist dennoch sehr hoch. Dabei sind die Kunden auch bereit, viel Geld auszugeben“, sagt Geschäftsführer Oliver Schaeffer. 8000 Euro kosten zwei Wochen im Robinson-Club auf Fuerteventura in den Sommerferien für zwei Erwachsene und ein Kind. Für 50.000 Euro bleiben für drei Wochen auf einem Luxus-Kreuzfahrtschiff in der Südsee keine Wünsche offen.

Entspannung in eigenen Wohlfühl-Oasen: Bei „My Wellness“ am Castroper Hellweg (hier ein Archivbild mit Geschäftsführer Thomas Kanitz)  sind freie Termine rar.
Entspannung in eigenen Wohlfühl-Oasen: Bei „My Wellness“ am Castroper Hellweg (hier ein Archivbild mit Geschäftsführer Thomas Kanitz) sind freie Termine rar. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Bei „My Wellness“ hat exklusive Entspannung ihren Preis

Wer Entspannung vor Ort sucht, wird bei „My Wellness“ fündig. Seit 2018 ist der Wohlfühltempel am Castroper Hellweg am Start. In separaten Wellness-Bereichen sind die Besucher (meist Paare) unter sich.

Auch interessant

Die „Superior Suite“ u.a. mit Sauna, Whirlpool, Hydromassage und Multimedia-Ausstattung kostet pro Person und Stunde 26 Euro. Macht bei einem Paar für drei Stunden (drunter lohnt es sich kaum) 156 Euro. Dafür kann im Freizeitbad Heveney an sieben kompletten Tagen geschwitzt und geschwommen werden. Na und? Das „My Wellness“-Buchungsportal weist für die nächsten Wochen nur wenige Lücken auf.