Bochum. Der Botanische Garten Bochum erblüht. Manch ein Besucher scheut nicht davor zurück, Zweige abzureißen oder gar ganze Pflanzen zu stehlen.
Der Pfad zwischen den Gewächshäusern und dem Alpinum ist bedeckt von dicken, weiß-rosafarbenen Blüten. Der japanische Wildrhododendron blüht schon einige Tage, bald wird es für ihn vorbei sein. Er ist nur einer von vielen Frühblühern im Botanischen Garten an der Ruhr-Universität Bochum, die auf den Frühling nicht warten können. Ein Rundgang mit denen, die sich auskennen in den unterschiedlichen Biotopen.
Gärtnermeister Tillmann Reif (47) zeigt nur zu gerne, was zwischen den kleinen Steinwegen schon die Blüten geöffnet hat und was Besucherinnen und Besucher in den Osterferien bestaunen können. Die Vielfalt der Farben ist beeindruckend: von sonnengelb bis samtblau schimmert es zwischen den steinigen Hängen.
Botanischer Garten Bochum: Eine Tour durch die Blütenvielfalt
Im Alpinum haben die Gärtnerinnen und Gärtner ein Sammelsurium von Pflanzen aus höheren Regionen angelegt. Gelbe Kugelprimeln und grüner Nieswurz, der zur Gattung der Christrosen gehört, blühen hier, aber auch eine eine Lonicera aus Kamtschatka, deren Früchte ähnlich wie Blaubeeren schmecken.
Viele bekannte Pflanzen aus dem heimischen Garten gibt es hier auch – nur in der Wildform, meist kleiner und früher in der Blüte. Die Wildtulpe hat ihre roten Köpfe schon geöffnet und nur einen Meter weiter breitet sich ein Teppich kurios geformter Blumen aus: Wildnarzissen. Die sind hier ein Star im Beet, bei der selbst gestandene Biologen für ein Foto stehenbleiben müssen.
Dazu folgt eine kleine Lehrstunde zu Pflanzenkunde. „Viele Leute kennen nur die überordnete Gattung oder eine von vielen Arten. Meistens die, die es im Gartencenter zu kaufen gibt. Dabei gibt es noch viele mehr“, erklärt Gärtnermeister Reif. „Von allen Narzissen finde diese am schönsten.“ „Da stimme ich zu“, sagt Christopher Grefen, der Leiter des Botanischen Gartens, und lacht.
Manche Gartenbesucher reißen Zweige ab oder stehlen ganze Pflanzen
Man merkt: Die Gruppe sprüht vor Leidenschaft für ihren Garten, doch sie hat auch mit respektlosem Verhalten von Besucherinnen und Besuchern zu kämpfen. „Sie laufen durch die Beete und reißen Zweige ab. Es werden sogar Pflanzen gestohlen“, erklärt Christopher Grefen. Eine mögliche Lösung wäre unpopulär: „Man könnte Eintritt verlangen. Was umsonst ist, wird leider auch so behandelt“, sagt er, „aber eigentlich möchten wir das nicht.“
Während er spricht, inspiziert Gärtnermeister Reif einen unscheinbaren Strauch am Wegesrand: eine Berberitze. Ihre Blüten sind nur wenige Millimeter groß, doch beim genauen Hinsehen wunderschön. Sie zeigt, dass der Botanische Garten vor allem etwas für diejenigen zu bieten hat, die aufmerksam sind und sich Zeit nehmen, die versteckten Schätze zu entdecken. Für diejenigen, die dabei den wahren Wert des Gartens erkennen, wird es in Zukunft einen Förderkreis geben, in dem jeder Mitglied werden und so dessen Erhalt beitragen kann.
In den kommenden Wochen können Bochumerinnen und Bochumer noch viele Blüten der Begeisterung in sich wachsen lassen: Der Frühling verspricht bunt zu werden. Bald werden die Kastanien blühen, und mit ihnen die Anemonen, aber auch Exoten wie der Maiglöckchenstrauch oder der persische Schlafbaum. Grund genug, sich in den Osterferien seine Liebsten zu schnappen und dem Botanischen Garten einen Besuch abzustatten – mit Respekt und Auge fürs Detail.
Führungen durch den Botanischen Garten
Der Botanische Garten bietet geführte Touren zu unterschiedlichen Themen an. Für die Anmeldung einfach eine E-Mail an boga-fuehrungen@ruhr-uni-bochum.de senden. Kosten: 4 Euro für Erwachsene und 2 Euro für Kinder
Die nächsten Termine sind: Sonntag, 16. April, 11-12.30 Uhr: Müssen unsere Pflanzen jetzt schwitzen? Pflanzen und Klima(wandel). Sonntag, 14. Mai, 11-12.30 Uhr: Wasserwelten – warum Pflanzen nicht ertrinken. Sonntag, 21. Mai, 11-12.30 (für Kinder): Zaubertränke, Kräuterkunde & Hexerei – kleine Arzneipflanzenkunde für Kinder. Weitere Infos: www.boga.ruhr-uni-bochum.de