Bochum. Über 700 frei zugängliche Kunstwerke finden sich in Bochum, doch kaum jemand kennt sie. Um das zu ändern, entwickeln Bochumer Studenten eine App.

Manche sind tonnenschwer wie das „Terminal“ am Hauptbahnhof. Andere sind so klein, dass man sie kaum wahrnimmt: Über 700 Freiluft-Kunstwerke sind überall in Bochum verteilt. Da aber nur in den seltensten Fällen Namensschilder oder gar Erläuterungen draufstehen, fällt es oft schwer, die vielen Skulpturen zu erkennen und zu deuten. Doch das soll sich jetzt ändern: mit einer kostenlosen App, entwickelt von Studierenden der Ruhr-Uni.

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Studierende der Ruhr-Uni Bochum entwickeln Kunst-App

Hinter „Artventure“ (also ein Mix aus Kunst und Abenteuer) stehen Elisabeth Jacobson, ihr Bruder Julius und Annemarie Wrobel, die sich um das Marketing kümmert. Seit dem vergangenen Dezember ist die App online, mittlerweile finden sich darin 1500 frei zugängliche Kunstwerke überall im Ruhrgebiet. „Das ist aber erst der Anfang“, sagt Elisabeth Jacobson. „Die Zahl der Einträge wird noch deutlich steigen. Unser Ziel ist es, das Angebot deutschlandweit auszubauen.“

Bochumer Start-up in Berlin ausgezeichnet

Aus über 700 Bewerbungen wurde das Start-up „Artventure” jetzt in Berlin geehrt: Gemeinsam mit 31 anderen Projekten bekamen die Bochumer App-Entwickler die Auszeichnung „Kultur- und Kreativpiloten“. Bei der Preisverleihung gratulierten Kulturstaatsministerin Claudia Roth und Vizekanzler Robert Habeck (beide Bündnis 90/Grüne).

Die Kunst-App gibt es kostenlos für Android- und iOS-Handys. Infos: artventure-app.de

Auf die Idee für ihre App kam die 22-jährige Studentin der BWL und Kunstgeschichte vor zwei Jahren. Immer wieder fielen ihr etwa in Parkanlagen oder an zentralen Orten Objekte auf, die gemeinhin als „Kunst im öffentlichen Raum“ deklariert werden. „Aber nur ganz selten finden sich dazu Infos, kaum ein Kunstwerk trägt ein Schild.“ Doch wie soll man sich damit näher beschäftigen, wenn jegliche Anhaltspunkte fehlen? Bei Jacobson war der Erfindergeist geweckt.

Versteckte Kunstwerke werden mit einer App erklärt

„Das Konzept war, mittels einer App einen Überblick über die vielen versteckten Kunstwerke zu bieten. Ein Smartphone hat schließlich fast jeder dabei.“ Ein ähnliches Angebot unter dem Titel „NRW Skulptur“ gibt es zwar bereits, doch sei dieses nur auf NRW beschränkt und konzentriere sich eher auf die größeren Kunstwerke. „Bei uns sollen nicht nur Skulpturen und Denkmäler vorkommen, sondern auch Lichtkunst, Graffiti, Installationen und vieles mehr.“

Für ihre „Artventure“-App gründete Elisabeth Jacobson ein Start-up. Ihr Bruder Julius, der als Softwareentwickler arbeitet, schenkte ihr die erste Testversion zum Geburtstag. Teilweise besuchen sie die Kunstwerke selbst, machen Fotos und laden die Infos schließlich gebündelt auf die App hoch. Teilweise zapfen sie auch andere Informationsquellen wie etwa die Onlineangebote in den einzelnen Städten an.

Viele Plastiken wie etwa „Ferro Spezzato Diagonale“ von Giuseppe Spagnulo liegen recht versteckt im Stadtgebiet. Wie sie heißen und was sie bedeuten: Darüber gibt jetzt eine App Auskunft.
Viele Plastiken wie etwa „Ferro Spezzato Diagonale“ von Giuseppe Spagnulo liegen recht versteckt im Stadtgebiet. Wie sie heißen und was sie bedeuten: Darüber gibt jetzt eine App Auskunft. © FUNKE Foto Services | Christof Koepsel

Die Handhabung ist einfach: Über eine Karte findet man die rot markierten Kunstwerke, die man dann entweder einzeln ansteuern kann – oder man lässt sich über Routen von einer Station zur nächsten führen. Zu jedem Eintrag öffnen sich Fotos und nützliche Hintergrundinfos. Ebenfalls kann man erkennen, von welchem Künstler es noch weitere Werke in der Stadt gibt. So finden sich etwa von dem italienischen Bildhauer Giuseppe Spagnulo in Bochum gleich mehrere Plastiken: „Grande Ruota“ thront am Eingang zum Stadtpark, weitere sind am Bergbaumuseum, auf dem Uni-Campus und im Weitmarer Schlosspark zu finden. „Artventure“ gibt darüber „en detail“ Aufschluss.

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App läuft kostenfrei und ohne Werbung

Wichtig dabei: Die App soll für die Nutzer kostenfrei sein und dauerhaft ohne Werbung laufen. „Die Kunstwerke sind ja auch frei zugänglich, da sollen unsere User nichts dafür bezahlen müssen“, meint Annemarie Wrobel. „Kunst ist für alle da, und das trifft auch auf unsere App zu.“ Dafür ist das junge Team auf der Suche nach Finanzierungspartnern und steht auch schon in Gesprächen mit einigen Städten.

Ebenfalls ist geplant, dass sich auch die Nutzer selbst (derzeit sind es etwa 600) mit einbringen können. Wer ein interessantes Kunstwerk findet, kann es fotografieren und an die ambitionierten Gründer schicken. „Wir überprüfen das natürlich erst, damit sich hier keiner einen Scherz erlaubt.“