Bochum. Eine Woche lang haben Studierende der Ruhr-Universität Bochum Lehrkräfte der Freien Schule ersetzt. Ein Projekt mit interessanten Erkenntnissen.
Brenda Malik (24) steht vor der dritten und vierten Klasse der Freien Schule in Bochum. Im Stuhlkreis sitzen die Schülerinnen und Schüler rund um die Tafel. Sie stellt eine Frage, die Kinder zeigen auf und antworten. Eine Situation, die sich in Bochum so wohl jeden Tag hundertfach abspielt und doch ist sie außergewöhnlich. Brenda Malik ist nicht etwa die Lehrerin der Klasse, sondern eine Studentin. Trotzdem übernimmt sie gemeinsam mit einer Kommilitonin für eine Woche komplett eigenständig den Unterricht.
„Let’s play Schule“ heißt das Projekt, bei dem 20 Lehramtsstudierende von der Ruhr-Universität die Schule in Wiemelhausen „adoptieren“. Sie organisieren den Unterricht, ganz ohne die eigentlichen Lehrkräfte im Klassenraum.
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Brenda Malik studiert Lehramt. „Die Projektwoche hat wirklich etwas gebracht“, resümiert sie. „Man war auf sich alleine gestellt und hatte viel Verantwortung. Das war wirklich cool.“ Zwar arbeitet die 24-Jährige bereits als Unterstützungskraft an einer Schule, kennt es bisher jedoch nicht alleine als Lehrkraft vor den Schülerinnen und Schülern zu stehen.
Bochumer Studierende übernehmen für eine Woche die Freie Schule
Die Dritt- und Viertklässler beschäftigen sich mit dem Klimawandel. „Wir haben viel gebastelt und experimentiert. Wir haben Plakate gemacht und gelernt, wie man die Tiere im Meer schützt oder wie man Pflanzen einpflanzt“, erzählt Leonie aus der vierten Klasse.
Die Projektwoche – in den Klassen eins bis zehn – unterscheidet sich bewusst vom sonstigen Unterricht. Sie soll Wege aufzeigen, ihn zu modernisieren. „Gleichzeitig können die Studierenden erste Erfahrungen sammeln“, erklärt Lucien Kemper von der Professional School of Education (PSE) an der Ruhr-Universität. Die hat das Projekt koordiniert, gemeinsam mit Kreidestaub, einem Zusammenschluss aktueller und ehemaliger Lehramtsstudierende in Bochum.
Praxiserfahrung für Studierende aus Bochum
Im Mai des vergangenen Jahres haben sich Kreidestaub und die PSE an die Freie Schule gewandt, nach Rücksprache im Kollegium gab es die Zusage. „Es ist gut, wenn die Studierenden mehr Praxiserfahrung sammeln“, findet Schulleiterin Susanne Reick-Partenheimer.
„Sie lernen einen Alltag kennen, der nicht nur Unterricht ist.“ Genauso würden auch die klassischen Erzieheraufgaben dazugehören, also: Was macht man, wenn Kinder regelmäßig zu spät kommen? Wie schlichtet man Streit. „Es ist eine authentische Praxiserfahrung“, sagt Jan Miksch von Kreidestaub.
In Seminaren haben sich die Studierenden in den vergangenen Monaten auf die Übernahme der Freien Schule vorbereitet. Ab 11.30 Uhr können sich am Freitag auch die Lehrkräfte einen Eindruck von dem verschaffen, was ihre Schülerinnen und Schüler in der vergangenen Woche erarbeitet haben.
„Die Projektwoche hat Spaß gemacht“
In einem der Klassenräume sitzt Florian Vonderhecken (24), ebenfalls Lehramtsstudent, zwischen den Achtklässlerinnen und -klässlern. Gemeinsam mit einer Kommilitonin hat der 24-Jährige dort die Rolle der Lehrkraft eingenommen.
„Wir haben uns zum Beispiel mit dem Treibhauseffekt beschäftigt und waren im Schülerlabor an der Ruhr-Universität“, berichtet Vonderhecken, der Sport und Sozialwissenschaften studiert. Von den Schülerinnen und Schülern bekommt auch er ein Lob: „Die Projektwoche hat Spaß gemacht“, sagt zum Beispiel Alexei (13).