Bochum. Der gefeierte Pianist bietet beim Klavierfestival Ruhr in Bochum eine Reise durch fünf Jahrhunderte Klaviermusik. Das Publikum ist hingerissen.
Es ist ein wagemutiges, aber auch faszinierendes Unterfangen, dem sich der gefeierte Pianist Kit Armstrong am Wochenende beim Klavierfestival Ruhr im Musikforum in Bochum gestellt hat. Bei fünf Konzerten an zwei Tagen spielt er sich einmal quer durch die Musikgeschichte.
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Faszinierende Zeitreise im Musikforum Bochum
500 Jahre in zehn Stunden, und die Bandbreite könnte kaum größer gewählt sein: Von John Bull bis Franz Liszt, von Händel bis Mozart, von Debussy bis Gershwin geht die wilde Fahrt. Das Publikum im teils recht gut besuchten Saal ist hingerissen.
„Das ist eine unglaublich schöne Zeitreise“, strahlt der scheidende Intendant Prof. Franz Xaver Ohnesorg zu Beginn des letzten Konzerts am Sonntagabend. Nicht wenige im Saal haben an beiden Tagen den kompletten Reigen mitgemacht. Am Sonntag begann die erste Schicht bereits um 11 Uhr und endete am späten Abend mit modernen Stücken von György Ligeti und Arvo Pärt. „Jedes Konzert hatte seine spezielle Qualität und war für viele ein echter Augen- und Ohrenöffner.“
Mit 31 Jahren ein enormes musikalisches Fachwissen
Dabei vergisst man gelegentlich, dass Kit Armstrong erst 31 Jahre jung ist. Sein musikalisches Fachwissen, aber auch seine Fähigkeiten am Klavier und der gehörige Spielwitz sind verblüffend. Beinahe zu jedem der Stücke, die er an den Abenden auf dem edlen Flügel spielt, hält er zuvor eine kleine Einführung, sodass man beim Zuhören sogar noch einiges Wissenswertes mitnimmt. Die Vorträge des perfekt Deutsch sprechenden Kaliforniers sind dabei zum Glück so unterhaltsam gestaltet, dass keine Fachseminare draus werden.
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Kit Armstrong gewinnt die Herzen seiner treuen Zuhörer, die die kompletten zehn Stunden eisern mit ihm gemeinsam verbringen, schnell. Das liegt an seinem sympathischen, fast schon bescheidenen Auftreten – und an der Wucht, mit der er zu spielen versteht. Die meisten Stücke seiner epochenumspannenden Weltreise kennt er auswendig, nur gelegentlich zieht er Noten (auf einem Laptop) zurate.
Leichte Stücke erinnern an die Jazz-Ära
Forschen Schrittes schreitet er unermüdlich zum Flügel, das Licht im Saal ist leicht gedimmt, und die Konzentration ist enorm. Bei der Etüde „Der Zauberlehrling“ von György Ligeti und bei „Für Alina“ von Arvo Pärt am letzten Abend könnte man die berühmte Stecknadel fallen hören. Mit welcher Leichtigkeit er hingegen einige Stücke aus dem Songbook von George Gershwin fallen lässt und dabei kurz an die Ära des Jazz erinnert, hat hingegen eine Menge Witz.
Am Ende verneigt sich der Saal mit stehenden Ovationen vor Kit Armstrong und seinem enormen Talent. Sein Format „Fünf Jahrhunderte Klaviermusik“ will er weiterführen: demnächst im japanischen Fernsehen.