Bochum. Nach Absage der Deutschen Bahn: Bündnis Radwende Bochum wünscht sich einen zügigen Bau des RS 1 in der Innenstadt. Stimmen aus der Politik.
Nach dem Nein der Deutschen Bahn (DB) zur Abgabe von Flächen für den Radschnellweg Ruhr (RS 1) in der Innenstadt von Bochum, hofft das Bündnis Radwende auf eine schnelle Umsetzung der beschlossenen Trasse. Wünsche und Forderungen gibt es auch aus der Politik.
Radschnellweg in Bochum: Wenig Fortschritte in 2022
Erneut ist fast ein Jahr ins Land gezogen, ohne dass es große Fortschritte für den Bau des RS 1 durch die Bochumer Innenstadt gegeben hat. Auf die Frage, was Verwaltung bzw. Planungsbüro seit März 2022 bezüglich des RS 1 getan hätten, heißt es: „Die Absage der Deutschen Bahn zur Verfügbarkeit der Bahnflächen erreichte das Tiefbauamt im Dezember 2022. Da die Trasse über die Bahnflächen gut und komfortabel ist, sollte sie in der Betrachtung der Varianten nicht aufgegeben werden.“
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Wie beschlossen, habe das beauftragte Planungsbüro die Vorplanung aber auch für die jetzt erforderliche Route durchs Ehrenfeld erstellt. In Kürze sollen laut Stadt die Förderanträge für die weitere Konkretisierung der Planung bis zur Ausführungsreife gestellt werden. „Die Beauftragung für die weiteren Planungsleistungen für den Bauabschnitt Innenstadt soll noch in 2023 erfolgen.“
Radwende fordert Vorfahrt für Radfahrer an Kreuzung Königsallee
Das Bündnis Radwende indes mahnt Tempo an. Die Entscheidung der Bahn komme „nicht überraschend“, schreibt Martin Krämer. „Da das bereits fertiggestellte Teilstück des RS 1 von der Stahlhauser Straße bis zur Bessemerstraße wenig Spielraum für alternative Optionen der Trassenführung in die Innenstadt lässt, liegt es nun an der Verwaltung, einen Ausweg aus dem Dilemma zu finden. Es ist sehr bedauerlich, dass die zahlreichen konstruktiven Anregungen und Vorschläge im Rahmen der Bürger:innen-Beteiligung im Vorfeld der Planung von der Verwaltung nur ungenügend berücksichtigt wurden.“
Beim Bau der Trasse durch die Innenstadt ohne Bahnflächen sei es nun umso wichtiger, die Anforderungen und Standards für Radschnellwege zu berücksichtigen. Insbesondere die Kreuzungen müssten im Sinne der Radfahrerinnen und Radfahrer gestaltet werden. „An den Kreuzungen, wo keine Querung über Brücken möglich ist, muss es eine Bevorrechtigung durch eine Grüne Welle für Radfahrende geben. Die notwendige Technik dazu gibt es seit mehreren Jahren“, so Krämer.
SPD bringt Brücke über Königsallee ins Spiel
Wie berichtet, wird der RS 1 Bessemerstraße, Königsallee, Universitätsstraße und Wittener Straße kreuzen. Für Uni- und Wittener Straße sind Brücken geplant. Die Kosten gibt die Verwaltung mit rund 14 Millionen Euro an – ohne Planungskosten.
Die Kreuzungen hat auch die SPD im Blick. „Kreative Lösungen“ seien jetzt gefragt, sagt Jens Matheuszik, Mitglied der SPD im Rat für das Ehrenfeld – und verweist auf das Smart-City-Konzept. „Eine Lösung wäre beispielsweise eine smarte Ampelschaltung.“ Matheuszik will aber auch herkömmliche Lösungen geprüft wissen, insbesondere für die Königsallee: „Am einfachsten für die Verkehrsteilnehmenden wäre dennoch eine Querung per Brücke. (...) Daher fragen wir auch, ob über weitere Brücken nachgedacht wird.“
Weil viele Parkplätze entfallen: Neues Parkhaus im Gespräch
Die SPD fordert zudem Lösungen für den zu erwartenden hohen Parkdruck, denn für den RS 1 werden zahlreiche Parkplätze in den Wohnstraßen wegfallen. „Viele Menschen suchen meist länger nach einem Parkplatz und auch die Geschäfte und Unternehmen wünschen sich oft mehr Parkfläche. Die wird durch den Ausbau der Straßen zum Radschnellweg aber eher geringer. Daher würden wir gerne wissen, ob die Stadt über Quartiersgaragen auf unterschiedlichen Flächen nachdenkt“, so Matheuszik. Bei einer Fläche verhandelt die Verwaltung bereits. Auf ihrem Parkplatz am Klever Weg planen die Eigentümer ein Parkhaus. Ein weiteres, nämlich das P 9 am Schauspielhaus, könnte aus Sicht der SPD ein Teil der Lösung sein.
„Ein signifikanter Wegfall von Stellplätzen ohne Alternativen für die betroffenen Anwohner wäre hier nicht akzeptabel“, sagt auch der verkehrspolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Stefan Jox. Die nun geplante Strecke des RS 1 weise „ein hohes Konfliktpotenzial für alle Beteiligten auf“.
Stadtgestalter: „Im Schneckentempo durchs Ehrenfeld“
„Die Prüfung der DB-Variante wurde dem Rat als Möhre vor die Nase gehalten, damit das Gremium auch den Weg zur wenig attraktiven Alternativroute mitgeht“, kritisiert indes Volker Steude, Sprecher der Fraktion „Die Stadtgestalter“. Das Bürgerbündnis hatte sich stets für eine Führung des RS 1 durch die Kern-Innenstadt, beispielsweise über Südring oder Boulevard, stark gemacht und sieht sich nun bestätigt.
„Jetzt führt der Radschnellweg nicht nur in einem Umweg weit entfernt an den zentralen Zielen innerhalb des Gleisdreiecks vorbei. Die Radfahrenden werden auch noch kompliziert und im Schneckentempo durch das ‚Viertel vor Ehrenfeld‘ hindurch gequetscht. Mit den Standards, die eigentlich für eine kreuzungsfreie, schnelle, direkte und komfortable Führung sorgen sollen, hat das nichts mehr zu tun“, sagt Steude.