Bochum. In Bochum gibt es mehr Schuleingangsuntersuchungen – aber auch mehr Kinder, die nicht direkt ins Schulleben starten. Das hat verschiedene Gründe.

In Bochum ist die Zahl der Kinder, die bei einer Schuleingangsuntersuchung zurückgestellt wurden, im vergangenen Jahr deutlich gestiegen. Das könnte damit zusammenhängen, dass es nach der Hochphase von Corona wieder mehr Untersuchungen gab. Allerdings zeigt sich auch: Die Pandemie hat Spuren hinterlassen.

41 Schulanfängerinnen und Schulanfänger sind zum Schuljahr 2022/23 zurückgestellt worden. Diese Zahl nennt die Bezirksregierung Arnsberg auf Anfrage. Im Vorjahr waren es 33 Kinder, untersucht wurden damals allerdings auch nur 196 Mädchen und Jungen. Solche, bei denen ein erhöhter Bedarf festgestellt wurde.

Kitas in Bochum: Immer mehr Kinder haben einen besonderen Bedarf

Zum Vergleich: In den Vor-Corona-Schuljahren wurden 44 (2018) bzw. 26 (2019) Schülerinnen und Schüler zurückgestellt. „Zu bedenken ist, dass die Anzahl der Bochumer Schülerinnen und Schüler in den Grundschulen gestiegen ist“, so eine Sprecherin der Bezirksregierung.

Auch Kitas in Bochum stellen fest: Immer mehr Kinder haben einen besonderen Bedarf, Inklusionsanträge würden häufiger gestellt. „Das merken wir flächendeckend in den evangelischen Kitas“, erklärt Susanne Gosch, Leiterin der Kita Birkhuhnweg. Woran das liegt, könne sie nicht sagen, würde die Ursache aber nicht nur auf Corona zurückführen. Doch: Die Isolation sei nicht förderlich für die Entwicklung der Kinder gewesen.

Schuleingangsuntersuchung: Wann werden Kinder zurückgestellt?

Normalerweise beginnt für Kinder, die bis zum 30. September sechs Jahre alt werden, im selben Jahr die Schulpflicht.

„Allerdings können schulpflichtige Kinder aus erheblichen gesundheitlichen Gründen für ein Jahr zurückgestellt werden“, heißt es aus dem Schulministerium zur Erklärung.

Eltern seien in jedem Fall vor der Entscheidung anzuhören und könnten die Zurückstellung auch selbst beantragen.

Ähnliches schildert auch Marianne Liebich, Leiterin der katholische Kindertageseinrichtung St. Theresia vom Kinde Jesu: „Die Anzahl der Kinder mit emotionalen Entwicklungsstörungen wird seit 15 Jahren immer mehr.“ Manche Ursachen – zu große Kita-Gruppen oder eine verstärkte Berufstätigkeit beider Eltern – gebe es schon seit längerer Zeit. Durch die Pandemie seien Kinder aber noch mehr aus der Balance geraten, Grundbedürfnisse wie soziale Verbundenheit zu Gleichaltrigen sei nicht erfüllt worden. Gerade für Inklusionskinder sei es gravierend, dass Kitas so lange geschlossen waren.

Untersuchungen sollen vermehrt in Kitas stattfinden

Auch interessant

„Wir haben Auswirkungen durch Corona“, erklärte auch Cordula Kloppe, Leiterin des Gesundheitsamtes, am Dienstag im Schulausschuss. Bei den Schuleingangsuntersuchungen erfasse man, ob Kinder eine Kita besuchen. Allerdings: „Die Häufigkeit geht nicht in die Statistik ein“, so Kloppe. So seien manche Kinder auch nach dem Lockdown nur einzelne Tage in der Kita gewesen.

Zum kommenden Schuljahr wurde etwa die Hälfte der Kinder untersucht, bei 19 gab es eine Zurückstellung, erklärte die Leiterin des Gesundheitsamtes. „Wir sind guter Dinge, bis zu den Sommerferien alle Schüler untersucht zu haben.“ Das habe auch mit einer neuen Strukturierung der Untersuchung zutun. Sie sei in zwei Teile gegliedert, bei manchen Kindern sei es möglich, auf den zweiten Teil zu verzichten.

Verstärkt werden die Checks nun und künftig in den Kitas durchgeführt, eine ganze Reihe von Einrichtungen habe diesbezüglich Interesse geäußert. Das bestätigt Susanne Gosch, die auch Sprecherin der Leitungen der evangelischen Einrichtungen in Bochum ist. „In einigen Kitas hat die Untersuchung bereits stattgefunden, das wurde von den Kolleginnen und Kollegen durchaus positiv bewertet.“ Allerdings gibt die Leiterin auch zu bedenken: Nicht überall ist das möglich, auch aufgrund der personellen Situation.