Süd. Was heute der Kiosk ist, war für Bergleute früher die Bierklappe. Als Vorläufer gilt die Gaststätte Lottental, die ein stolzes Jubiläum feiert.
„Wenn diese alten Gemäuer sprechen könnten – sie hätten uns viel zu erzählen“, sagt Marcus Post, der in den Kellergewölben seines Restaurants „Post’s Lottental“ steht. Er hat den Betrieb vor zwölf Jahren übernommen. Doch die Geschichte des Hauses ist viel älter. Eröffnet wurde es am 1. Dezember 1872 – vor 150 Jahren.
Auch interessant
Hinter Marcus Post, in den Kellerräumen verbaut, finden sich uralte Bergbaustempel und Rohrleitungen, die massiven Außenwände sind meterdick. In manche Räume gelangt man nur in gebückter Haltung. Nicht ganz so alt ist der Spültisch in der Küche, an dem Post aber immerhin mit 13 oder 14 Jahren schon selbst ein Praktikum im Haus absolviert hat. „Danach war mir klar: Ich werde Koch. Den Spültisch aus der Zeit habe ich behalten“, erzählt der heute 50-Jährige.
Bochum historisch: Senioren erzählen spannende Geschichten
Die Geschichte des Hauses hat ihn damals wie heute beeindruckt. „Natürlich hört man hier auch die ein oder andere Anekdote über das Restaurant und die Gegend. Für mich ist es immer spannend, wenn Senioren uns die Geschichten erzählen, die sie früher als Kinder hier erlebt oder selbst erzählt bekommen haben.“
Auch interessant
In der damaligen Außenwand, die nach einem Ausbau der Gaststätte heute nicht mehr vorhanden ist, habe es zu früheren Zeiten die weithin bekannte „Bierklappe“ gegeben. Durch sie versorgten die Gastwirte die Bergmänner aus den nahe gelegenen Kohlenabbaugebieten schnell und diskret mit Getränken. Dazu mussten die Gäste den Schankraum nicht betreten. Kassiert und ausgeschenkt wurde durch die Klappe in der Wand.
Haus gilt als Vorgänger der Ruhrgebiets-Büdchen
Damit wäre das Haus so etwas wie ein früher Vorgänger der später so beliebten Ruhrgebiets-Büdchen. „Ob das alles so stimmt, kann ich natürlich nicht nachprüfen“, sagt Marcus Post. „Es ist aber auf jeden Fall eine schöne Geschichte.“
Auch interessant
Durstige Bergleute, so wurde Post versichert, seien lange Zeit ein wichtiger Teil der Kundschaft der alten Gaststätte gewesen. Nicht immer zur Freude ihrer Familien. „Ein älterer Herr hat mir erzählt, dass immer an dem Tag, als auf der Zeche die Lohntüten ausgegeben wurden, die Eltern oder Ehefrauen der Bergleute schon vor der Tür gestanden hätten – um ihnen das Geld abzunehmen. Die Kneipe war ja nicht weit entfernt, und die Sorge war wohl, dass sie es hierhin und nicht nach Hause bringen würden.“
Der Bergbau und seine Folgen sind noch präsent
Doch nicht nur Bergleute, auch müde Wanderer erfrischten sich in den vergangenen 150 Jahren in dem Lokal im Lottental, das bis zur Zwangsversteigerung vor zwölf Jahren noch im Familienbesitz war. Gegründet hatte es 1872 Gottfried Kracht.
Auch interessant
Auch heute sind der Bergbau und seine Folgen in der Gegend nicht nur wegen des nahe gelegenen Bergbauwanderwegs noch sehr präsent. „Erst vor zwei Jahren musste noch ein alter Luftschacht der Zeche Klosterbusch ganz in der Nähe verfüllt werden“, berichtet Inhaber Marcus Post, dessen Großvater bereits als Sprengmeister im Bergbau tätig war. „Da kam eine ganze Menge Sand und Kies rein.“
Chef plant eigenes Menü zum Jubiläum
An den runden Geburtstag und die lange Tradition seines Hauses möchte Post bald auch kulinarisch erinnern. „Es wird definitiv ein Jubiläums-Menü zur Feier der 150 Jahre geben“, kündigt er an. „Wir werden uns da etwas einfallen lassen. Voraussichtlich werden wir es ab dem kommenden Jahr anbieten, vielleicht jeweils mittwochs und donnerstags.“