Bochum. Polizei, Forschung und Politik diskutieren an der Uni Bochum über Rassismus bei der Polizei. Ein Polizist, der Missstände meldete, packt aus.

Als Armin Kurtović, in Deutschland geboren und im Besitz eines deutschen Passes, vom Tod seines Sohnes Hamza erfuhr, schickte ihm die Polizei die Ausländerbehörde und eine Übersetzerin vorbei. Hamza war in Hanau von einem Rassisten ermordet worden. Das sei nur einer von vielen Fällen von Rassismus und Respektlosigkeit, die Kurtović nach dem Tod seines Sohnes erlebt habe und von denen er am Montag in der Ruhr-Universität Bochum erzählt.

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Der Hörsaal ist prall gefüllt. Der Hinterbliebene ist auf Einladung des Asta gekommen, um zu diskutieren: mit Vertreterinnen und Vertretern von Polizei, Forschung und Politik. Darüber, wie mit rassistischem Verhalten vonseiten der Polizei umgegangen werden soll. Die Positionen dazu fallen erwartungsgemäß unterschiedlich aus, trotzdem gibt es an diesem Abend einen Konsens: Rassismus bei der Polizei ist ein Problem, das gelöst werden kann.

Rassismus bei der Polizei ist kein Kavaliersdelikt

Nach dem tödlichen Attentat fand eine Kommission bei der hessischen Polizei Textnachrichten, die Menschen mit anderer Hautfarbe diskriminierten, den Holocaust verharmlosten und Frauenhass vermittelten. Die hessische Landtagsabgeordnete Eva Goldbach (Grüne) hatte auch deshalb an diesem Abend keine leichte Position. Ihre Vorschläge: Fortbildungen und Anti-Rassismus-Trainings.

Ikram Errahmouni-Rimi, Lehrbeauftragte für Hasskriminalität, geht das nicht weit genug. Sie fordert mehr Disziplinarmaßnahmen. Dem schließt sich Armin Kurtović an: Er möchte, dass Rassismus unter Strafe gestellt wird. Professor Karim Fereidooni, der an der Ruhr-Universität zu Rassismus forscht, nimmt einen politischen Unwillen nach mehr Transparenz wahr. Etwa beim Tod des 16-jährigen Senegalesen Mouhamed D., der bei einem Polizeieinsatz im August erschossen wurde.

Ein Polizist packt aus

Ein weiterer Gast ist der Thüringer Polizist Mario Melzer. Als ehemaliger Ermittler der NSU-Mordfälle habe er viel erlebt, was ihn an den Behörden zweifeln lasse. Seit er sich für eine flächendeckende Aufklärung von polizeilicher Verantwortung für Rechtsextremismus einsetzt, erfahre er vor allem Ablehnung und Sabotage aus den eigenen Reihen. Er selbst sieht sich aber als eine Art „Aufräumer“ und sagt: Das Problem Rassismus kann nur bekämpft werden, wenn diejenigen, die sich trauen Kritik zu äußern auch gefördert und nicht dafür bestraft werden. Denn dann, so Melzer: „Ist Polizist der schönste Beruf der Welt.“

Mit der Veranstaltung zeigen sich alle Beteiligten sichtlich zufrieden. Dass das Thema polarisiert, war im Vorhinein klar. Taban Abas, Initiatorin der Veranstaltung, brauchte vier Monate, um alle Plätze auf dem Podium zu besetzen. Gerade bei polizeilichen Behörden stieß sie auf Desinteresse, sich an einer Diskussion zu beteiligen, so Abas.