Bochum-Querenburg. Weil ein Bergbauschacht im Untergrund nicht standsicher erschien, musste eine Straße in Bochum gesperrt werden. Deutlich länger als geplant.
„Die Geräte und Maschinen werden abgefahren. Die Straße dürfte bald wieder frei sein“, berichtet Johannes Westrich der WAZ-Redaktion. Er wohnt in Bochum-Querenburg genau dort, wo die Stadt Bochum in den vergangenen Monaten kräftig gearbeitet hat – im Bereich Semperstraße und Schinkelstraße. Weil ein Bergbauschacht im Untergrund nicht standsicher erschien, musste der Bereich voll gesperrt werden. Deutlich länger als geplant. Westrichs Beobachtungen sind richtig: Aller Voraussicht nach wird die Sperrung in Kürze aufgehoben.
Nach langer Vollsperrung: Stadt Bochum will Straße freigeben
Im Grunde scheint dies irgendwie schon jetzt am Wochenende der Fall zu sein. Obwohl für den Baustellenbereich auf der Semperstraße ab Einmündung Schinkelstraße nach wie vor ein Durchfahrverbot gilt, fahren die meisten Autofahrer trotzdem hindurch, als gebe es die Schilder nicht. Was wohl auch daran liegt, dass die Absperrungen zur Seite geschoben sind und die Durchfahrt ohne Probleme möglich ist.
Auch interessant
Offiziell ist die Sperrung aber noch nicht aufgehoben. „Voraussichtlich Ende kommender Woche“, teilt Stadtsprecher Peter van Dyk auf WAZ-Anfrage mit. Zugleich schränkt er ein: „Aber nur, wenn sich keine gravierenden Schäden an den Kanalleitungen herausstellen sollten.“ Diese würden jetzt untersucht und gereinigt.
Wegen des Kanals habe die Semperstraße zuletzt länger als vorgesehen gesperrt bleiben müssen, erklärt van Dyk. „Bei der abschließenden Kanaluntersuchung wurde Baustoff im Kanal gefunden, der noch unter der Vollsperrung freigefräst werden muss.“ Die bergbaulichen Erkundungs- und Sicherungsarbeiten hingegen seien beendet.
Stadt Bochum stieß auf weitere Bergbauflöze
Auch diese haben mehr Zeit in Anspruch genommen als ursprünglich veranschlagt. „Bei bergbaulichen Sicherungs- und Erkundungsmaßnahmen wird mit sehr altem Bild- und Kartenmaterial gearbeitet“, berichtet Peter van Dyk. „Dadurch kommt es hin und wieder zu unvorhergesehenen Lageabweichungen von Schächten und Flözen, die den Prozess verzögern.“
Auch interessant
Mitte März hatte die Stadt Bochum die Kreuzung Semperstraße/Schinkelstraße komplett gesperrt, nachdem ein Hinweis von Eon eingegangen war. Das Unternehmen als „Grubenfeld-Eigentümer“ hatte auf einen möglicherweise instabilen alten Bergbauschacht und Steinkohleabbau an diesem Punkt aufmerksam gemacht. Der Verdacht war aufgekommen, weil in der Nachbarschaft der Kreuzung auf einer Privatstraße eine Senke entstanden war. „Dort hat dann die Bezirksregierung verfüllt“, berichtet Uwe Hertel vom Tiefbauamt.
Erbe des Kleinbergbaus?
Im Rathaus wird vermutet, dass der marode Schacht im Zuge des Kleinbergbaus angelegt wurde. Die Zeche, die sich damals im betroffenen Gebiet befunden hat, ist die Zeche Dannenbaum. Sie begann bereits im 18. Jahrhundert als Stollenbetrieb im Bereich von Laer. Der erste Schacht wurde im 19. Jahrhundert, genauer im Jahr 1861, errichtet. Der zweite Schacht folgte dann 1873.
Im Jahr 1958 wurde die Förderung auf der Zeche eingestellt, zwei Jahre später wurde die Zeche ganz stillgelegt. Auf dem Gelände der stillgelegten Schachtanlage I wurde im Anschluss in den 1960er Jahren das Opel-Werk errichtet. Dieses ist inzwischen auch schon wieder Vergangenheit. Aktuell wächst dort auf Mark 51/7 in atemberaubendem Tempo ein Gewerbe-, Wissenschafts- und Technologiequartier.
Ob im Bereich Semperstraße und Schinkelstraße noch weitere instabile Schächte im Untergrund schlummern, darüber kann die Stadt Bochum laut Peter van Dyk „keine Aussagen treffen, da dies in die Zuständigkeit der Bergbehörde bei der Bezirksregierung Arnsberg fällt“.
Für alle weiteren Maßnahmen im Straßenbereich sei hingegen die Stadt zuständig gewesen. „Aus dem einfachen Grund, weil wir die Straße erst nachträglich gebaut haben“, erklärt Uwe Hertel.
Damals sei versäumt worden, nach möglichen Gefahren im Untergrund zu fragen. „Von daher stehen wir jetzt in der Pflicht.“ Die Stadt Bochum trägt demzufolge auch die Kosten, die sich laut Peter van Dyk auf etwa 400.000 Euro belaufen.
Auch interessant
Ursprünglich hatte die Sicherungsmaßnahme bereits im Mai beendet sein sollen. Weil man im Untergrund der Schinkelstraße aber zusätzlich zu dem alten Bergbauschacht auf weitere Flöze stieß, die nicht ordnungsgemäß verfüllt wurden und sich in die Semperstraße hineinzogen, verlängerte sich die Baustelle immer wieder. Insgesamt seien rund 350 Tonnen Baustoff verfüllt worden, so Peter van Dyk.
Mit Freigabe der Semperstraße sind dann auch die Umleitungen für die Linien 339,356, die Nachtexpresslinien NE7 und NE8 sowie Einsatzwagen der Bogestra passé.