Bochum. Ein Radfahrer (75) ist nach einem Sturz in alten Straßenbahngleisen in Bochum gestorben. Die Gefahrenstelle an der Alleestraße war lange bekannt.
Ein Radfahrer (75) ist nach einem Sturz in den Straßenbahngleisen an der Alleestraße in Bochum im Krankenhaus gestorben. Der Bochumer war nach Angaben der Polizei am Samstag, 15. Oktober, mit seinem Pedelec gegen 22 Uhr in Höhe der Alleestraße 26a in die alten Gleise geraten, hatte die Kontrolle über sein Rad verloren und war gestürzt. Am Dienstagabend starb der Mann im Krankenhaus.
Wegen der Baustelle für das neue B&B-Hotel und einem benötigten Kran ist eine Fahrspur gesperrt worden. Auto- und Radfahrer mussten die verbliebene Spur – mit den Gleisen – nutzen. Und wie gefährlich die alten Straßenbahngleise an der Alleestraße für Radfahrerinnen und Radfahrer sind, das ist lange bekannt. „Ein Befahren von Gleisbereichen stellt grundsätzlich eine potenzielle Gefahr für Radfahrende dar, die sich aber nicht immer ganz vermeiden lässt“, so heißt es von der Stadt. Vom ADFC heißt es: „Wenn noch Regen auf die alten Gleise kommt, dann geht das da echt gar nicht. Das wird spiegelglatt.“
Gummilippen in Straßenbahnschienen sollten Gefahrenstelle beseitigen
Um die Gefahrenstelle zu entschärfen, hatte der Bauherr nach einer Auflage der Stadt zum Schutz der Radfahrer sogenannte „Gummilippen“ – oder bürokratisch „Rillensicherungsprofil“ – in den Gleisen verbaut. Eigentlich sollen das – eingelassen in die Gleise – verhindern, dass Fahrräder in die Lücken geraten.
„Aber die Gummilippen haben die Situation vor Ort sogar verschlimmbessert“, kritisiert Martin Krämer vom Bündnis Radwende Bochum. Häufig hätten Autos und andere Fahrzeuge diese aus den Gleisen geschoben. Die Gummilippen, die nach Angaben der Stadt erstmals zur Baustellensicherung genutzt wurden, hätten dann auf der Straße gelegen.
Fahrrad-Bündnis kritisiert: „Straßenbahngleise sind unglaublich gefährlich“
Auch bei der Stadt war das aufgefallen. „Da dies regelmäßig vorkam, wurden auf Anforderung der Stadt die Profile gegen Asphalt ausgetauscht“, so heißt es. Doch auch diese Lösung hat nach Ansicht des Fahrrad-Bündnisses seine Tücken. „Der Asphalt soll dafür sorgen, dass die Gleise ebenerdig sind. In den Randbereichen fehlen aber mehrere Zentimeter Asphalt, es sind Lücken entstanden“, sagt Martin Krämer. In eine dieser Lücken müsse der 75-jährige Radfahrer geraten sein.
Die Stadt hat nun erneut reagiert. So wird die Baustelle wieder von der Straße abrücken, um für Radfahrer zusätzlich Platz zu schaffen. „Dies war vorher nicht möglich, aufgrund eines in der Fläche aufgebauten Baukranes“, so heißt es.
Gleise an der Hans-Böckler-Straße warten weiter auf eine Lösung
Bei der Radwende zeigt man sich dennoch nach dem tödlichen Unfall weiter besorgt. „Die Straßenbahngleise sind für Radfahrer unglaublich gefährlich“, sagt Martin Krämer. „Mich ärgert, dass wir an verschiedenen Stellen auf Gefahrenstellen hingewiesen haben, dann aber in der Verwaltung nichts mehr passiert.“
Für die (noch genutzten) Straßenbahngleise an der Hans-Böckler-Straße etwa war bereits im Mai 2021 beschlossen worden, Gummilippen einzubauen. Auch dort war es regelmäßig zu Fahrrad-Unfällen gekommen. Doch passiert ist bisher nichts. „Seit dieser Woche liegt uns ein aktuelles Angebot vor, das die Stadt und Bogestra jetzt, da alle technischen Fragen geklärt sind, prüfen“, so heißt es von der Stadt.