Bochum-Stiepel. Beim „Einheitsbuddeln“ können alte Obstbaumsorten auf einer städtischen Fläche gepflanzt werden. In Bochum-Stiepel greifen die Spender zum Spaten

Die Namen allein sind schon wert, genauer betrachtet zu werden. Da steht die „Frühe von Trevoux“ neben der „Guten Luise“, die „Goldrenette von Bienheim“ neben dem „Eifeler Rambour“. Die adligen Herrschaften müssen allerdings noch kräftig Wurzeln schlagen, denn sie sollen die jüngste Obstbaumwiese bilden, die beim „Bochumer Einheitsbuddeln“ angelegt wurde.

Alte Sorten sind es, Äpfel, Birnen und Kirschen, die das Umwelt- und Grünflächenamt wieder als Halb- oder Hochstämme angeboten hat. Einzeln oder als Gemeinschaft konnten die Bochumer sie erwerben und dann auch selbst in den Boden bringen.

Zum Spaten greifen wollten doch noch einige Baumpflanzer beim Einheitsbuddeln auf der Wiese nahe der Ruhr.
Zum Spaten greifen wollten doch noch einige Baumpflanzer beim Einheitsbuddeln auf der Wiese nahe der Ruhr. © FUNKE Fotos Services | Bastian Haumann

Flächen in allen Bochumer Stadtbezirken im Wechsel

Eine städtische Fläche in der Nähe des Wasserwerks an der Ruhr, etwas abseits der Brockhauser Straße, war diesmal dafür ausgesucht worden. Marcus Kamplade, städtischer Baum-Manager und ausgewiesener Gärtner, beschreibt: „ Unser Ziel ist es, in jedem Stadtbezirk immer im Wechsel eine städtische Fläche für diese Aktion bereit zu stellen. Für die nächsten Male sind der Bochumer Osten und der Südwesten an der Reihe.“

Er überlegt auch bereits, wo die nächsten Obstbäume im Bereich des Ümminger Sees gepflanzt werden könnten, wenn dort die Umbauarbeiten abgeschlossen sind.

Auch das Stiepeler Wild freut sich über Obst

In Stiepel bekam Kamplade mit seinem Team sogar noch unerwartete Ratschläge. Auf seinem Trecker machte Dieter Haarmann kurz Halt, als er die Pflanzer entdeckte. Der örtliche Jagdpächter, offiziell „Jagdausübungsberechtigter“, begrüßte die Pflanzaktion ausdrücklich, und das aus einem ganz eigenen Grund: „Endlich gibt’s auch mal Obst für das Wild.“

Der städtische Baummanager Marcus Kamplade.
Der städtische Baummanager Marcus Kamplade. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Und Kamplade machte er darauf aufmerksam, dass die jungen Bäume zwar kaum Schaden bei Hochwasser der nahen Ruhr nehmen würden, aber das Wild könnte ihnen zusetzen.

„Die Rehböcke fegen gern ihr Geweih an den Stämmen, und dann ist die Rinde ganz schnell weg, die Bäume können eingehen“, beschrieb er aus Erfahrung er. Die Bäumchen sollten also Manschetten zum Schutz bekommen.

Mitmachen bei den Pflanzaktionen

Die Rehböcke, wusste Haarmann zu berichten, kämen übrigens vom Henkenberg herunter. Gerade allerdings wollte er nach den Gänsen sehen, die immer mehr Schäden auf den Wiesen an der Ruhr anrichteten.

Insgesamt war das Echo bei dieser Aktion zum Tag der Deutschen Einheitin Stiepel schwächer als zuvor. „Viele Menschen haben im Moment eigene Sorgen, bei den vielen schlechten Nachrichten und den Preisen, die die Haushalte zu stemmen haben“, räumt Kamplade ein. Die Idee der Obstbaum-Pflanzung auf städtischen Flächen wolle er aber keineswegs aufgeben.

30 Wiesen im gesamten Stadtgebiet

Immerhin gibt es inzwischen über das Stadtgebiet rund 30 Stellen, an denen im Spätsommer und Herbst dann für den eigenen Bedarf Obst gesammelt werden darf und kann. „Auch wenn sich schon einige beschwert haben, dass auf unseren Obstwiesen das Gras kniehoch steht“, erzählt der Baum-Manager schmunzelnd, „aber das ist das Konzept der naturnahen Unterhaltung. Das ist dann eben kein Rasen dort, das ist Wiese, und die wird nicht streichholzkurz gemäht.“

Ziel sind über 1000 Bäume pro Jahr

Die Halb- oder Hochstämme für diese jüngste Pflanzaktion beim Einheitsbuddeln stammten außerdem aus einer Baumschule im nahen Bommerholz in Witten, also aus regionaler Produktion.

Das Stadtbaumkonzept ist Teil der Bochum-Strategie, mit dem die Attraktivität und der Freizeitwert sowohl im Zentrum als auch in den Wohnquartieren gesteigert werden sollen. Dazu wird im städtischen Haushalt jährlich eine Million Euro bereitgestellt. Nähere Informationen dazu im Umwelt- und Grünflächenamt, per E-Mail an:

Zum Mitmachen beim Einheitsbuddeln in Bochum gibt es noch zwei andere Wege: Man kann sechs Euro für die Aufforstung einer Fläche spenden und dazu die Online-Spendenplattform www.einheitsbuddeln-2022.de wählen.

Außerdem dem können Bürgerinnen und Bürger, Vereine, Firmen oder Verbände eine Mitmachaktion auf dem eigenen Grundstück organisieren, auf der Homepage www.einheitsbuddeln.de/login registrieren und veröffentlichen.

Früchte vom Baum für den eigenen Bedarf

Die Idee zum Einheitsbuddeln am 3. Oktober stammt aus Schleswig-Holstein. Die Stadt Bochum hat sich zum Ziel gesetzt, im Stadtgebiet jedes Jahr mindestens genauso viele Bäume zu pflanzen wie gefällt werden müssen.

Im Rahmen des Stadtbaumkonzepts hat sich das Grünflächenamt das ehrgeizige Ziel gesetzt, pro Jahr mehr als tausend neue Bäume für Bochum einpflanzen. In der City und in den Stadtteilen stehen zurzeit rund 32.000 Straßenbäume, etwa 230.000 Bäume insgesamt.