Bochum. „Das Zimmer“ sorgt in der Bochumer Innenstadt für manche fragenden Blicke. Das steckt hinter dem neuen Laden, in dem es nichts zu kaufen gibt.
Vom Motorrad bis zum Maßanzug, von Schuhen bis zu Schreibwaren, von Düften bis zum Designersessel: Im „Zimmer“ gibt’s ausgesuchte Produkte für Ihn. Demnächst für Sie. Danach auch fürs Weihnachtsfest, für Kinder, für Hochzeitspaare. Als „gemischte Tüte Stil“ beschreibt Alexander Eiskirch das Konzept für sein neues Ladenlokal, das für manche fragenden Blicke in der Bochumer Innenstadt sorgt.
54 Geschäfte in der City stehen derzeit leer. Auch die einstigen Räume eines Reisebüros auf dem Dr.-Ruer-Platz 3 waren lange Zeit verwaist. Seit vier Wochen sind die 90 Quadratmeter in 1a-Lage wieder belebt. Modehändler Alexander Eiskirch (48) nutzt das Sofortprogramm Innenstadt, das das Land NRW im Frühjahr 2021 aufgelegt hat. Die Miete wird dabei auf ein Fünftel reduziert (siehe Info-Kasten).
„Das Zimmer“ in Bochum: Gekauft werden kann hier nichts
„Wir machen Einzigartiges leichter entdeckbar“, sagt Eiskirch, der die Idee für das „Zimmer“ schon vor Corona hatte und nun mit dem Bochumer Werbe-Profi Guido Beck, Jörg Reineke (Design) und Philipp Niermann (Digitales) verwirklicht hat.
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Wichtigster Unterschied zu regulären Läden: Im „Zimmer“ kann nichts gekauft werden. Die Präsentation ähnelt einer Ausstellung. Die Waren stammen von verschiedenen Fachbetrieben und Einzelhändlern. Wer Interesse hat, erfährt im Beratungsgespräch oder per QR-Code, wo und zu welchem Preis der Wunschartikel erhältlich ist. Inspirieren soll das „Zimmer“, betont Alexander Eiskirch, der sich als Kurator versteht und für die – stetig wechselnde – Auswahl verantwortlich ist.
Showroom ist freitags und samstags bis 18 Uhr geöffnet
Weitere Besonderheit: die Zusammenstellung nach Themen. Zum Auftakt ist es das „Herrenzimmer“, das den stilbewussten Mann ansprechen soll. Als Partner hat Eiskirch aktuell u.a. das Einrichtungshaus Blennemann, das Schreibwarengeschäft Tintenfass, Design + Handwerk Dickerhoff und BMW Ahag gewonnen. Sie alle nutzen das „Herrenzimmer“ als Schaufenster. Klar, dass Eiskirch auch seine Mode nach Maß zur Geltung bringt.
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Ermutigend sei der Zuspruch im ersten Monat gewesen, berichten die „Zimmer“-Macher im WAZ-Gespräch. Zwar sind die Öffnungszeiten – bis auf Sonderveranstaltungen – auf Freitag (12 bis 18 Uhr) und Samstag (10 bis 18 Uhr) beschränkt. Das „Herrenzimmer“ habe bei potenziellen Kunden aber gute Resonanz gefunden. Dem örtlichen Einzelhandel biete sich die Chance, mit seinen Produkten und Dienstleistungen „sichtbarer zu werden“ (Eiskirch).
Sofortprogramm führte bisher zu 17 neuen Mietverträgen
Dazu bestehe hoher Bedarf, konstatiert Jürgen Knoth, der bei der Bochumer Wirtschaftsentwicklung für den City-Handel zuständig ist. „In Bochum hat das vorausschauende Handeln aller Akteure der privaten und öffentlichen Hand dafür gesorgt, dass wir nur sechs Prozent Leerstand in der Innenstadt zu verzeichnen haben“, so Knoth. Durch die Inflation oder den Ukraine-Krieg komme es derzeit aber zu einer Kaufzurückhaltung, „die dem Handel und der Gastronomie insgesamt schadet“.
Mieten werden auf 20 Prozent reduziert
Für Bochum stehen beim „Sofortprogramm Innenstadt“ rund zwei Millionen Euro bereit. Damit finanziert die Stadt vorübergehend subventionierte Mieten für Geschäftsräume bis zu 300 Quadratmeter.
Und so funktioniert’s: Der Vermieter verzichtet auf 30 Prozent der regulären Miete. Der neue Mieter zahlt lediglich 20 Prozent. Die Differenz wird aus dem Fördertopf bezahlt. Die Laufzeit beträgt maximal zwei Jahre.
Alle Infos auf bochum-wirtschaft.de.
Das Sofortprogramm Innenstadt sei ein umso wichtigerer Bestandteil der Arbeit der Wirtschaftsförderer. „17 neue Mietverträge haben wir bisher geschlossen, zwei weitere stehen kurz vor dem Abschluss“, erklärt Jürgen Knoth und hofft auf weiteren Zuwachs: Noch bis Ende 2023 können die Fördergelder eingesetzt werden.
Dem „Herrenzimmer“ folgt am 21. Oktober das „Frauenzimmer“
So lange dauert auch der Mietvertrag für das „Zimmer“ – Verlängerung nicht ausgeschlossen. Der Spielplan für die nächsten Monate steht fest: Auf das „Herrenzimmer“ (noch bis 8. Oktober) folgen am 21. Oktober das „Frauenzimmer“, am 25. November das „Geschenkezimmer“ und am 14. Januar das „Hochzeitszimmer“. In Planung sind zudem ein „Spielzimmer“ und „Kinderzimmer“.