Bochum. Aus für „Gorillas“ in Bochum: Der Lieferdienst hat den Betrieb eingestellt und sein Lager in der City geschlossen. Ein Konkurrent will bleiben.
Der Lieferdienst „Gorillas“ hat seinen Betrieb in Bochum eingestellt – nur ein Jahr nach dem Start. Der Standort sei nicht profitabel gewesen, erklärt eine Unternehmenssprecherin. Auch in Dortmund, Gelsenkirchen und Münster haben die „Gorillas“ ihre Lager geräumt.
„Gorillas“ in Bochum: Lager in der Innenstadt ist geschlossen
„10 Minuten“: Die Werbebotschaft prangt noch auf den mit Folie verdunkelten Scheiben des Ladenlokals am Südring/Ecke Viktoriastraße. Hier, an prominenter Stelle mitten in der Innenstadt, hatte „Gorillas“ im Juli 2021 mit der Auslieferung in Bochum begonnen.
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„Lebensmittel geliefert in zehn Minuten – Schneller als du“: So wirbt das Berliner Start-up-Unternehmen mit seinem Gründer Kağan Sümer für seinen Online-Supermarkt, der 2020/21 binnen eines Jahres in 40 Städten im In- und Ausland aufgebaut wurde.
„Rider“ liefern die bestellte Ware bis Mitternacht aus
Per App können die Nutzer nach einer Registrierung aus 2000 Artikeln wählen. Obst, Gemüse und Fleisch sowie Tiefkühlware und Getränke zählen zum Sortiment, das einem kleinen Discounter entspricht. Es gelten Einzelhandelspreise, betont „Gorillas“. Die Liefergebühr beträgt 1,80 Euro. Die Ware wird von Fahrradkurieren, sogenannte „Rider“, in einem Warenzentrum („Warehouse“) abgeholt und von 8 Uhr bis Mitternacht zu den Kunden nach Hause oder an den Arbeitsplatz gebracht.
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Auf Job-Portalen wurden vor einem Jahr mehr als ein Dutzend Mitarbeiter für das Lager am Südring (ehemals „Licht Bazar“) gesucht. Wie viele Lagerarbeiter und „Rider“ in Bochum beschäftigt waren, lässt das Unternehmen auf WAZ-Anfrage offen.
Unternehmenssprecherin: Standort Bochum war nicht profitabel
Für das Aus führt „Gorillas“ wirtschaftliche Gründe an. „Um ein nachhaltiges und profitables Wachstum zu erreichen, müssen wir (...) uns auf die profitabelsten Standorte konzentrieren. Deshalb haben wir nach sorgfältiger Prüfung der verschiedenen strategischen Optionen die schwere Entscheidung getroffen, unrentable Lager in den Städten Münster, Bochum, Dortmund und Gelsenkirchen ab August nicht mehr weiter zu betreiben“, heißt es in einer Presseerklärung. Auf der aktuellen Homepage fehlt Bochum bereits bei der Auflistung der Standorte. Auf Berlin folgt Bonn.
„Flink“: Wir bleiben in Bochum
Nach dem Aus für „Gorillas“ sind in Bochum weitere Lieferdienste aktiv: unter anderem „Picnic“, „Flaschenpost“ und „Flink“.
„Flink“ halte am Standort Bochum fest, bekräftigt Unternehmenssprecher Simon Birkenfeld auf WAZ-Anfrage.
„Wir freuen uns über das bisherige überragend positive Kundenfeedback in Bochum und in der Region“, so Birkenfeld. „Es bestätigt uns, dass wir genau den Service anbieten, den sich Kunden wünschen.“
Die Schließung sei ein notwendiger Schritt. „Wir sind sehr stolz und dankbar für das, was unsere Teams in der vergangenen Zeit erreicht haben, und wir werden alles dafür tun, sie beim Übergang zu neuen beruflichen Tätigkeiten zu unterstützen“, versichert eine Sprecherin.
In Essen will „Gorillas“ weiter am Markt bleiben
In der Fachpresse war zuletzt von massiven Problemen für die lange Zeit erfolgsverwöhnten Neugründer die Rede. In der Berliner Firmenzentrale wurden im Mai 300 Stellen gestrichen. „Gorillas“ verbrenne auf seinem rasanten Expansionskurs viel Geld, bekomme aber kein neues Kapital, schreibt der „Spiegel“. In den vergangenen Tagen deuteten sich neue Finanzspritzen an. Für Bochum käme das zu spät. In der City droht ein weiterer Leerstand.
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Als letzter „Gorillas“-Standort im Ruhrgebiet bleibt das Lager in Essen. Dort soll der Betrieb weiterlaufen, wie das Unternehmen auf WAZ-Anfrage ankündigt: „Gorillas liefert weiterhin im Essener Stadtgebiet. Unser Service erfreut sich bei den Essenern großer Beliebtheit.“