Bochum. Einer der bekanntesten Bochumer Sänger bangt nach einer Operation um seine Gesangsstimme. Seinen Job beim VfL will er in jedem Fall behalten.
Sänger, Moderator, Stadionsprecher: Für Michael Wurst ist die Stimme sein Kapital. Nun droht ein Ende seiner Gesangskarriere. Nach einer Operation an den Stimmbändern bangt der 47-Jährige um die Rückkehr auf die Bühne, verspricht aber: „Dafür werde ich alles geben!“
Bochumer Sänger: TV-Dokus sorgten für bundesweite Bekanntheit
Mit „Star Search“ fing es an. 2003 schaffte es Michael Wurst ins Halbfinale der Sat1-Castingshow. Zum Star hat’s nicht gereicht. Sowohl als Solokünstler als auch mit der Coverband „The Tweens“, in der auch sein Vater Manfred und sein Onkel Werner mitspielen, fasste der Bochumer aber dauerhaft Fuß in der Showbranche. Bundesweit bekannt wurden er und seine herrlich verrückte Familie mit TV-Doku-Formaten sowohl auf Vox als auch im WDR-Fernsehen („Familie Wurst – Mit Herz und Haaren“). Vor wenigen Wochen war Wurst in der (bereits im Herbst 2021 aufgezeichneten) Sat1-Show „All together now“ zu sehen.
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Seine Versicherungsagentur an der Castroper Straße, unweit des Vonovia-Ruhrstadions, ist sein berufliches Hauptstandbein. Als Stadionsprecher (zusammen mit Ansgar Borgmann) verkörpert er seit 15 Jahren ein starkes Stück VfL. Auch als Moderator u.a. des Bermuda-Talks (zusammen mit Olli Bartkowski) ist er in Bochum dauerpräsent. Die Musik ist für den Familienvater längst mehr als ein Hobby. Das dokumentieren im Schnitt 200 Auftritte in normalen Jahren: von Gastspielen bei Geburtstagen und Hochzeiten bis zu großen Konzerten u.a. mit der Deluxe Radioband. Immer Vollgas. Immer Power bis zum letzten Ton.
HNO-Arzt diagnostizierte krankhafte Schwellung der Stimmlippen
Die raue Stimme ist das Markenzeichen von Michael Wurst. „Zuletzt war sie immer knuspriger geworden. Das fand ich gar nicht schlecht“, sagt er. Doch die Regeneration fiel immer schwerer. „Erst habe ich nach Auftritten nur noch gekrächzt. Später habe ich gar nichts mehr rausbekommen. Das war ein schleichender Prozess, der mir angst machte.“
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Vor sechs Wochen ließ er sich von einem HNO-Arzt untersuchen. Der hielt eine gute und eine schlechte Nachricht bereit. Es ist kein Kehlkopfkrebs. Diagnostiziert wurde aber das „Reinke-Ödem“: eine Schwellung, bei der sich gallertartige Flüssigkeit in den Stimmlippen ansammelt, die dadurch verdicken. Die Ursachen dürften Wurst allzu bekannt vorkommen – eine permanente Überlastung der Stimme und: Rauchen.
Open-Air-Konzert beim VfL-Familienfest musste gestrichen werden
Seit der Operation vor einem Monat hat der langjährige starke Raucher keine Kippe mehr angefasst. Die Sprechstimme hat sich dank der mehrwöchigen Schonung so weit erholt, dass Wurst am vergangenen Samstag das Familienfest des VfL Bochum moderieren konnte.
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Ein zunächst geplantes Open-Air-Konzert zum Ausklang am Samstagabend musste jedoch gestrichen werden. Jo Hartmann rockte „anne Castroper“. „Bei mir ist ans Singen derzeit nicht zu denken“, sagt Michael Wurst traurig.
Fans drücken die Daumen und hoffen bald wieder auf „gute Mucke“
Ob und wann er wieder Party-Stimmung auf einer Bühne entfachen wird, ist ungewiss. „Es besteht die realistische Gefahr, dass ich nie wieder singen kann, zumindest nicht mehr so wie vorher“, weiß „Michi“. Seine Auftritte lebten von seiner speziellen, druckvollen Gesangstechnik. „Ich trainiere hart und werde alles daransetzen, wiederzukommen.“ Aber halbe Sachen gebe es bei ihm nicht. „Wenn ich das nicht hinbekomme, höre ich besser auf.“
HNO-Chefarzt macht Mut
Prof. Stefan Dazert, Direktor der HNO-Klinik im St.-Elisabeth-Hospital, macht Michael Wurst Mut.
Zwar führe das Reinke-Ödem (das deutlich häufiger bei Frauen vorkommt) zu einer schwerwiegenden Einschränkung des Stimmvermögens.
„Es gibt jedoch auch für Sänger eine Chance“, so Dazert auf WAZ-Anfrage. Voraussetzungen: die Heilung nach der OP erfolgt ohne Komplikationen und der Patient tritt eine Therapie bei einem Phoniater (gibt’s im „Elli“) an.
Unverzichtbar sei zudem, komplett mit dem Rauchen aufzuhören.
Seine Fans drücken die Daumen. „Gute Genesung, wird schon wieder“, heißt es auf seiner Facebook-Seite. Er möge „schnell wieder gute Mucke machen“, hofft eine Anhängerin.
„Engel“-Kirchenkonzerte zum Jahresende sind ungewiss
Doch Fakt ist: Für Juli wurden alle Auftritte gestrichen. Für August werden derzeit „Lösungen mit den Veranstaltern gesucht“. Ob die beliebten „Kleiner Engel“-Weihnachtsmärchen mit Michael Wurst als beflügelter Rudy zum Jahresende in die Bochumer Kirchen zurückkehren, ist offen.
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An einem Termin indes gibt es keinen Zweifel. Samstag, 6. August, Liga-Auftakt des VfL Bochum gegen Mainz 05. „Stadionsprecher“, bekräftigt Wurst, „bleibe ich in jedem Fall!“