Bochum-Ehrenfeld. Lockere Steine auf Gehwegen im Bochumer Ehrenfeld hält ein Anwohner für eine Unfallquelle. Sie sollen durch Baustellen entstanden sein.
Michael S. ist das selbst schon einmal passiert: Er ist an der Stolzestraße entlang gelaufen und hatte seinen Blick auf das Smartphone gerichtet, als er mit dem Schuh hängen blieb und stolperte. "Zum Glück nichts passiert", sagt der Bochumer, aber damit ist nicht alles gesagt.
Der Grund für das Stolpern des Anwohners waren nämlich lockere Steine. Steine, die eigentlich nicht locker sein dürften. Die etwa 5 mal 5 Zentimeter großen Steinwürfel befinden sich mitten auf dem Gehweg und bilden zusammen mit größeren, quadratischen Platten den Gehweg.
Glasfaserarbeiten im Bochumer Ehrenfeld
"Ich wohne seit etwa einem Jahr hier und alle paar Monate werden die Gehwege für Glasfaserarbeiten aufgerissen und wieder zugemacht", erzählt S. An sich nicht der Rede wert, versprechen die Glasfaserarbeiten doch schnelleres Internet für den Stadtteil.
Problem nur: Die Steine werden im Nachgang nicht wieder ordnungsgemäß eingesetzt. "Das sieht hier aus wie ein Flickenteppich", sagt S. und beschreibt, wo es aus seiner Sicht besonders gefährlich wird. "In den Eckbereichen der Gehwege und an den Übergängen zur Straße sind viele Stolperfallen", sagt er.
Parkende Autos auf Gehweg
Teilweise würden Steine komplett fehlen. "Für Radfahrer, die hier teilweise auch auf dem Gehweg unterwegs sind, oder für Menschen mit Kinderwagen ist das eine Unfallquelle", ist er sich sicher. Teilweise seien die Platten auch zerbrochen oder Sand sei dazwischen geschüttet worden. "Der Weg löst sich nach und nach auf", fürchtet er. Parken auf dem Gehweg, das im genannten Bereich erlaubt ist, verschlimmere die Situation zusätzlich.
Der Anwohner hat sich bereits an die Stadt gewandt, um eine Behebung des Schadens zu erreichen. Bislang wurden seine Rufe nicht vollständig erhört. "Ich möchte nicht als Nörgler dastehen, aber an der Friederikastraße liegt auch eine Schule, sodass die Sicherheit der Kinder beeinträchtigt ist", betont er. Hinzu komme, dass die Arbeiten auch mit Steuergeldern finanziert würden.
Hat die Stadt aufgegeben?
"Da darf es doch nicht sein, dass die Baustellen in einem solchen Zustand hinterlassen werden", ärgert er sich. Er wünscht sich, dass die Stadt die Baufirma besser kontrolliert und zur ordentlichen Instandsetzung der Schäden drängt.
Nicht das einzige Problem im Bereich der Friederikastraße und Stolzestraße, wenn man S. fragt: "Die hier durch die Stadt neu gepflanzten Bäume werden nicht regelmäßig gegossen, die Rotlichtüberwachung funktioniert auch nicht richtig", beschwert er sich. Einmal seien die Schäden schon behoben worden, nun, so scheint es S., habe die Stadt "aufgegeben".
Stadt räumt Schäden ein
Was sagt die Stadt selbst? "Auf der Friedrikastraße, zwischen Gabelsberger Straße und Klepperstraße, zeigten sich nach Abschluss der Kanal- und Straßenneubauarbeiten wiederholt kleinere Schäden im Bereich des Mosaikstreifens", sagt Stadtsprecherin Karolin Breitschädel. Solche Schäden seien nicht unüblich. Insbesondere, weil die genannten Flächen zum Parken befahren würden, habe der technischer Betrieb die Schäden behoben.
"Die Schäden häuften sich jedoch, weshalb unser Tiefbauamt sie untersucht und einen Gewährleistungsmangel festgestellt hat", sagt die Sprecherin weiter. Das bedeute, dass der Mosaikstreifen innerhalb der "Gewährleistungsfrist" Mängel aufgewiesen habe, in der noch sichergestellt sein müsste, dass keine Schäden in dieser Häufung auftreten.
Es handelt sich um einen Begriff aus der Baupraxis. Nicht jeder Mangel, der sich im Verlauf der Gewährleistungsfrist an einem errichteten Bauwerk zeigt, ist von vornherein als Gewährleistungsmangel einzustufen. Eine Haftungsverpflichtung für den Auftragnehmer besteht nur dann, wenn der Mangel zum Zeitpunkt der Abnahme vorlag.
Ein Beispiel verdeutlich, worum es geht: Funktioniert etwa eine Pumpe acht Monate nach ihrer Installation nicht mehr, scheiden Gewährleistungsansprüche dann aus, wenn der Kunde nicht beweisen kann, dass die Pumpe zum Zeitpunkt der Abnahme bereits mangelhaft war.
Stadt reagiert sofort
Stell ein Materialprüfamt aber fest, dass der Ausfall durch einen Mangel bedingt war, der schon zur Abnahme vorlag, ohne dass ihn der Kunde bemerken konnte, bestehen Gewährleistungsansprüche. Das scheint in Bezug auf den Gehweg an der Friederikastraße der Fall zu sein.
"Wir haben die verantwortliche Firma zur Beseitigung der Mängel aufgefordert, dem wird die Firma in Kürze auch nachkommen", kündigt Breitschädel an. Bis dahin werde der technische Betrieb die Verkehrssicherheit gewährleisten.
Glasfaser in Bochum
Ganz Bochum soll Glasfaser bekommen: Deutsche Telekom und die Glasfaser Ruhr GmbH, eine Tochter der Stadtwerke, wollen die Stadt mit einer Gigabit-Infrastruktur ausstatten. Der Ausbau beginnt Anfang 2023. Bis 2032 soll es über 134.000 Glasfaseranschlüsse geben.
Die Glasfaser Ruhr übernimmt Planung und Bau, die Telekom betreibt das Netz und mietet die Infrastruktur für mind. 30 Jahre.