Gerthe/Hamme. Für etliche Fahrgäste ist die direkte Verbindung zwischen Gerthe und Hofstede wichtig. Einige fühlten sich am Donnerstag nicht so gut informiert.

Die Haltestelle Heinrichstraße liegt verwaist an diesem Vormittag. Normalerweise startet hier die Straßenbahnlinie 316, die einzige Direktverbindung ohne Umsteigen zwischen Gerthe und Hamme/Hofestede. Doch nicht so an diesem Donnerstag (7.). Bis zum 15. Juli fällt die Linie komplett aus. Zum ersten Mal seit Beginn der Pandemie vor zweieinhalb Jahren muss die Bogestra die Reißleine ziehen. „Aufgrund der Urlaubszeit und der weiter steigenden Krankenquote sind jedoch nun alle Personalkapazitäten erschöpft“, teilte Bogestra-Sprecher Christoph Kollmann mit. Wer von hier jetzt mit der 308 startet, muss wohl oder übel umsteigen.

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Wichtige Direktverbindung im Bochumer Norden

Ein paar Kilometer weiter in Richtung Innenstadt warten einige Fahrgäste an der Haltestelle Nordbad. Unter ihnen Alla Ashmyanskaya, die eigentlich regelmäßig mit der 316 zum Hannibal-Center fährt oder auch zu ihrem Arzt. „Nein, ich habe noch nicht gehört, dass die nicht kommt“, sagt sie. In der Vergangenheit sei sie schon mit der 308 gefahren und wollte am Rathaus in die 306 umsteigen. „Das hat leider nicht immer so gut geklappt.“ Sie findet es gut, dass es normalerweise Alternativen gibt. „Ich bin doch auf die Bahn angewiesen.“

Alla Ashmyanskaya nutzt regelmäßig die Straßenbahnlinie, um etwa zum Hannibalcenter oder zu ihrem Arzt zu kommen.
Alla Ashmyanskaya nutzt regelmäßig die Straßenbahnlinie, um etwa zum Hannibalcenter oder zu ihrem Arzt zu kommen. © WAZ | Weeke

Ein anderer Fahrgast, der in die gerade einfahrende Bahn einsteigt, ruft, bevor er hastig die Maske überzieht: „Ach Corona, das kriegen die sowieso nicht in den Griff.“ Die Wartenden fühlten sich nicht so gut informiert. Auf den Hinweis, dass ja auf der elektronischen Anzeigetafel ein paar Meter weiter am Haltestellenschild auf den Ausfall der Linie „wegen einer betrieblichen Störung“ hingewiesen werde, entgegnen einige: „Ach, da habe ich noch nie draufgeschaut.“ Denn einen Aushang direkt am Fahrplan gibt es nicht.

Die Bogestra bittet um Verständnis für diese Maßnahme

Christoph Kollmann bittet um Verständnis. Die Bogestra habe auf ihrer Internetseite, die Mutti-App, über die Medien und eben an den Anzeigetafeln auf die Situation hingewiesen. Bisher sei das Unternehmen recht gut durch die Pandemie gekommen. Zwar habe es unter den rund 1200 Fahrerinnen und Fahrern immer mal wieder Corona-Fälle gegeben, genauso wie in den Werkstattbetrieben oder der Verwaltung, eine zeitweise Linien.

Einschnitte durch die Pandemie waren für Bogestra bitter

Das Nahverkehrsunternehmen Bogestra wurde gerade zu Beginn der Pandemie heftig getroffen. Die Kunden liefen in Scharen weg, zu groß die Angst vor einer Infektion mit dem gerade Anfang 2020 noch so unbekanntem Virus.

Einige Zahlen verdeutlichen das: Im Jahr 2020 verlor des Unternehmen im Vergleich zum Vorjahr etwa 10.000 Stammkunden. Und es ging weiter: In den ersten fünf Monaten des Jahres 2021 entschieden sich, gerechnet auf das gesamte Fahrgebiet der Bogestra, 16,9 Prozent weniger Personen in einen Bus oder eine Bahn zu steigen – da machte in absoluten Zahlen einen Verlust von rund 8,5 Millionen Kunden aus.

Der pandemiebedingte Ausfall einer ganzen Linie trifft die Bogestra jetzt zur Unzeit. Gerade beginnt sich das Fahrgastaufkommen nach den heftigen Einschnitten wieder etwas zu normalisieren, wozu etwa auch das noch bis August laufende 9-Euro-Ticket seinen Beitrag leistet.

Schutzkonzept wird regelmäßig neu abgestimmt

Kollmann erinnert in dem Zusammenhang daran, dass durch die Corona-Schutzverordnung bisher die Maskentragepflicht in Bussen und Bahnen bestehen bleibt. „Regelmäßig treffen sich die Verantwortlichen, um über die aktuelle Lage und mögliche Anpassungen zu sprechen.“ Aktuell gebe es allerdings keine konkreten Überlegungen, und auch weitergehende Eingriffe in den Fahrplan mit Einschränkungen im Liniennetz seien nicht geplant.