Bochum. Das Planetarium Bochum verrät, welche Besonderheiten es am Himmel im Juli zu entdecken gibt. Diese Sterne sind über der Stadt zu sehen.

Mitte Juli ist zwar schon fast ein Monat seit der Sommersonnenwende vergangen, die Nächte sind aber immer noch recht kurz. Die Sonne geht gegen 5.30 Uhr auf und erst gegen 21.40 Uhr wieder unter, steht also weniger als acht Stunden unter dem Bochumer Horizont.

Ab dem 19. Juli wird es aber wieder vollständig dunkel: Dann steht die Sonne mitten in der Nacht mehr als 18 Grad unter dem Horizont und auch für anspruchsvolle Astronomen ist im Norden kein Rest der Dämmerung mehr zu sehen.

So sieht der Sternenhimmel über Bochum im Juli aus.
So sieht der Sternenhimmel über Bochum im Juli aus. © Unbekannt | Planetarium Bochum

In einer warmen, klaren Julinacht kann die Sternenbeobachtung gegen 23 Uhr beginnen. Dann steht der Große Wagen, der berühmte Himmelswegweiser, der Teil des größeren Sternbilds Große Bärin ist, hoch im Nordwesten. Verlängert man den Abstand seiner äußeren Kastensterne fünfmal, findet man den Polarstern, die Schwanzspitze des Kleinen Bären.

Verfolgt man dagegen den Schwanz der Großen Bärin weiter, stößt man auf den hellen rötlichen Stern Arktur im Bärenhüter. An den Bärenhüter schließen sich in südlicher Richtung die Nördliche Krone und das großflächige, aber nicht sehr auffällige Sternbild Herkules an.

Sterne über Bochum: Milchstraße ist vom dunklen Standort aus zu erkennen

Der sommerliche Himmel wird aber vom großen Sommerdreieck dominiert, sogar bei einem durch Stadtlicht aufgehellten Himmel. Es besteht aus den hellsten Sternen der Sternbilder Leier, Adler und Schwan. Von einem dunklen Standort ist sogar das Band der Milchstraße zu erkennen, die sich durch den Schwan und den Adler nach Süden zieht.

Nahe des Horizonts verläuft die Milchstraße durch die Tierkreissternbilder Schütze und Skorpion, die aus Bochum nie ganz sichtbar werden. Hinter dichten Staub- und Gaswolken verbirgt sich im Schützen das Zentrum der Milchstraße, ein schwarzes Loch, mehr als vier Millionen Mal schwerer als unsere Sonne. Das erste Bild dieses erstaunlichen Objekts machte im Mai dieses Jahres Schlagzeilen.

Erst gegen 23 Uhr geht mit dem Saturn der erste Planet auf. Der Ringplanet, der etwa zehnmal weiter von der Sonne entfernt ist als die Erde, wandert sehr langsam durch das Sternbild Steinbock. Mitte August wird der Saturn von der Erde aus gesehen der Sonne genau gegenüberstehen und die gesamte Nacht zu sehen sein. Der größere und hellere Jupiter erscheint erst kurz nach Mitternacht über dem Horizont. Der rötliche Mars, der durch den Widder wandert, folgt wieder eine Stunde später. Schließlich geht knapp zwei Stunden vor Sonnenaufgang die Venus auf, die als „Morgenstern“ erst in der Dämmerung verblasst.

Highlight des Monats Juli: der Schwan

Der Schwan, mit lateinischem Namen auch Cygnus genannt, zählt zu den auffälligsten Sternbildern am Himmel. In einer Julinacht ist er hervorragend zu sehen. Schon bei Dämmerungsende steht er hoch über dem östlichen Horizont, und mitten in der Nacht ist er beinahe im Zenit zu finden. Der Schwan, manchmal auch als „Kreuz des Nordens“ bezeichnet, gehört zu den wenigen Sternbildern, bei denen Aussehen und Name leicht erkennbar zusammenpassen.

Die Sternensage um den Schwan beginnt mit dem Sonnengott und seinem Sonnenwagen.
Die Sternensage um den Schwan beginnt mit dem Sonnengott und seinem Sonnenwagen. © Planetarium Bochum | Meike WeiSner

Das große Kreuz kann man sich sehr gut als Schwan vorstellen, der mit seinen weit ausgebreiteten Flügeln und dem lang vorgestreckten Hals die Milchstraße entlang fliegt, die man allerdings nur bei dunklem Himmel sehen kann. Wie bei vielen Sternbildern ranken sich auch um den Schwan ganz unterschiedliche Geschichten, die sich schon die Menschen im antiken Griechenland erzählten.

Antike Sage erzählt vom Schicksal des Phaeton

Die vielleicht bekannteste berichtet vom tragischen Schicksal des Phaeton, des Sohns des Sonnengottes Helios. Der junge Phaeton überredete seinen Vater, ihn einmal den Sonnenwagen lenken zu lassen. Bei dem Versuch, das Gefährt über den Himmel zu lenken, verlor er aber die Kontrolle über den Wagen und die rasenden Pferde, die ihn zogen. Der Wagen drohte, auf die Erde zu stürzen. Der Göttervater Zeus griff ein und zerstörte den brennenden Wagen mit einem Blitzstrahl.

Der Sohn des Sonnengottes stürzt in Richtung Erde.
Der Sohn des Sonnengottes stürzt in Richtung Erde. © Planetarium Bochum | Meike Weisner

Der unglückliche Phaeton stürzte in einen Fluss und starb. Sein Freund Cygnus suchte ihn tagelang. Dabei tauchte er immer wieder in den Fluss, beobachtet von Schwänen. Diese Treue rührte Zeus so sehr, dass er Cygnus als Sternbild Schwan an den Himmel versetzte, zur Erinnerung an eine große Freundschaft.

Deneb und Albireo sind mit bloßem Auge sichtbar

Himmelsbeobachter finden im Sternbild Schwan zwei bemerkenswerte Sterne, die leicht mit dem bloßen Auge sichtbar sind. Da ist einmal Deneb, der hellste Stern des Schwans und Teil des großen Sommerdreiecks. Der Stern gehört nicht nur zu den hellsten Sternen am Himmel, sondern auch zu den leuchtkräftigsten in der Milchstraße.

Der blau-weiße Überriese ist etwa 2500 Lichtjahre von der Erde entfernt, mehr als hundertmal weiter als Vega in der Leier und Atair im Adler, den beiden anderen Sternen im Sommerdreieck, die uns ähnlich hell wie Deneb erscheinen. Das zeigt schon, dass Deneb eine extreme Leuchtkraft haben muss. Und wirklich strahlt der Stern etwa 200.000-mal intensiver als die Sonne und ist mehr als 200-mal größer.

Läge Deneb in unserem Sonnensystem, würde der Stern bis über die Erdbahn hinaus reichen. Innerhalb der nächsten wenigen Millionen Jahre – für Astronomen ist das eine kurze Zeitspanne – dürfte der Stern als Supernova explodieren. Deneb markiert den Schwanz des Schwans.

Einzelner Stern entpuppt sich im Fernrohr als Doppelstern

Der zweite auffällige Stern bildet den Kopf des Sternbilds. Er trägt den Namen Albireo und zeigt seine besonderen Eigenschaften besonders, wenn man ihn in einem kleinen Teleskop betrachtet. Während Albireo für das bloße Auge als einzelner Stern erscheint, entpuppt er sich im Fernrohr als Doppelstern.

Die beiden Komponenten haben sehr deutlich unterschiedliche Farben: Ein Stern ist orange-rot, während der andere bläulich leuchtet. Die beiden Sterne sind gut 400 Lichtjahre entfernt. Allerdings ist bis heute unklar, ob sie einander umkreisen oder nur zufällig am Himmel benachbart sind.