Bochum. Die „Extraschicht“ ist zurück. Vier Spielorte gab’s am Samstag in Bochum – mit weniger Besuchern als zuletzt, aber mit manchen Glanzlichtern.
Die „Extraschicht“ ist wieder da. Zwar entwickelte die lange Nacht der Industriekultur in Bochum nicht ganz so viel Zugkraft wie vor der Corona-Zwangspause 2019. Für Spannung an den vier Spielorten jedoch war gesorgt. Für Entspannung auch.
Die Rückkehr des Bergbaumuseums stand besonders im Blickpunkt. Vor sechs Jahren war es zuletzt eine „Extraschicht“-Station. Dann kam der Umbau, danach die Pandemie. Wie sehr das Museum als Spielstätte gefehlt hat, zeigte sich am Samstag bei rockiger Live-Musik im Atrium unterm Förderturm, Walk-Acts, Sandmalerei, Seifenblasenkunst und einer Feuershow.
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Zahlreiche Gäste schauten sich zwischen Kultur, Bier und Bratwurst die Montan-Ausstellung an. Wer aufs Fördergerüst wollte, musste Geduld mitbringen: Bis zu 30 Minuten betrug die Wartezeit für eine Turm-Fahrt. Auch vor dem Museum herrschte noch zu nächtlicher Stunde reichlich Trubel – auch wenn es keine Lasershow wie 2016 gab.
„Extraschicht“ in der Jahrhunderthalle: Blues, Longboards und XXL-Schaukeln
Komplett drinnen spielte sich die „Extraschicht“ in der Jahrhunderthalle ab. Blues-Musiker gaben sich bei Sessions ein stimmungsvolles Stelldichein. Jugendliche und junge Erwachsene zeigten ihr Können auf Longboards. Auf XXL-Schaukeln und Sitzsäcken ließen die Besucher die Seele baumeln.
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Den Feier-Abend wie in den Vorjahren unter freiem Himmel zu präsentieren, sei nicht möglich gewesen, erklärt Hallenchef Andreas Kuchajda. „Um die Zugangskontrollen zu gewährleisten, müssten wir das Außengelände einzäunen. Das bedeutet deutlich mehr Kosten und Personal. Das können wir in diesen für die Veranstaltungswirtschaft nach wie vor schwierigen Zeiten nicht leisten, zumal wir in der Halle über 8000 Quadratmeter Aktionsfläche verfügen.“
„Extraschicht“ in der Zeche Hannover: Multi-Media-Schau und Comedy
Als ob die riesigen Schubstangen der Dampffördermaschine aus dem Jahr 1893 durch die Mauern der Halle der Zeche Hannover scheinen wollten: Spektakulär setzte Phönix Ruhr mit einer digitalen Show die Erinnerung an den Ruhrbergbau zur „Extraschicht“ in Szene.
Geradezu als Zeitraffer wischte die Lichtinszenierung über die Backsteinmauern des Malakowturms. Gebäudeteile schienen geradezu einzustürzen und zur Musik zu tanzen. Die Zechenstandorte des Reviers blitzten als Momentaufnahme auf und fassten Zeit und Orte für Augenblicke zusammen. Auch das Zechensterben und den Strukturwandel hin zu Forschung und Umwandlung in Industriedenkmäler hatten die Digital-Künstler eingearbeitet.
Ruhr-Touristik meldet knapp 200.000 Besucher
Nach der zweijährigen Corona-Pause ging die 20. „Extraschicht“ an 43 Spielorten in 23 Städten neu an den Stadt.Die Ruhr-Touristik GmbH meldet knapp 200.000 Besucher. Das sind rund 100.000 weniger als zuletzt 2019. Geschäftsführer Axel Biermann zeigt sich dennoch zufrieden: „Die ,Extraschicht’ begeistert die Menschen nach wie vor. Sie haben Lust, wieder etwas zu erleben.“Der Termin für das nächste Jahr steht bereits fest: der 24. Juni 2023.
Auf der großen Wiese zwischen dem Turm und der Zeche Knirps hatten bis dahin die Besucher, die schon ab dem späten Nachmittag in Hordel Station machten, die entspannte Atmosphäre zur Folk-Musik der „Feuersteins“, diesmal als Tochter-Vater-Duo mit Emily und Guntmar, genossen und sich über Comedy von Helmut Sanftenschneider beim Heimspiel, Hans Gerzlich und „The Royal Squeeze Box“ sowie das Aktionstheater Traumbaum/Freier Vogel amüsiert.
„Extraschicht“ im Eisenbahnmuseum: Entschleunigung bei historischen Loks
Das „Extraschicht“-Quartett in Bochum vervollständigte das Eisenbahnmuseum. Hier gab es zwar kein eigenes Kulturprogramm. Die Eisenbahnfans konnten aber die historischen Loks und Züge ausgiebig in Augenschein nehmen. Die Ehrenamtler in Dahlhausen (es sind mehr als 100) standen bei den Entschleunigungs-Touren als fachkundige Gesprächspartner bereit.
Die besten Bilder der „Extraschicht“ in Bochum gibt es hier!