Bochum. Die neue Vorsitzende des Anwalt- und Notarvereins Bochum, Ruth Nobel, sieht für den Nachwuchs gute Chancen. Das erklärte sie gegenüber der WAZ.

Die Bochumer Rechtsanwältin und Notarin Ruth Nobel (40) ist zur neuen Vorsitzenden des Bochumer Anwalt- und Notarvereins gewählt worden. Sie löst in diesem Amt Rechtsanwalt Jürgen Widder ab, der nach vielen Jahren nicht mehr kandidierte. Seit Gründung des Vereins (ca. 320 Mitglieder) vor 130 Jahren ist sie die erste weibliche Vorsitzende.

Gute Kontakte zur Ruhr-Universität Bochum

WAZ: Haben Sie sich bei der Vertretung der Interessen der Anwältinnen und Anwälte besondere Schwerpunkte vorgenommen?

Ruth Nobel: Die Nachwuchsförderung sehe ich als wichtiges Thema an, weil auch die Anwaltschaft, wie viele Berufszweige, unter Nachwuchssorgen leidet. Insofern ist es erfreulich, dass die Ruhr-Universität über eine juristische Fakultät verfügt und demgemäß, wie es bereits unter meinem Vorgänger gepflegt wurde, ein intensiver Austausch zwischen dem Anwaltverein und der Universität stattfinden kann. Denn es ist auch unsere Aufgabe, den juristischen Nachwuchs bereits frühzeitig die Möglichkeiten dieses vielseitigen und erfüllenden Berufszweiges aufzuzeigen.

„Die Zukunft der Justiz ist weiblicher und vielfältiger“

Auch interessant

WAZ: Wollten Sie selbst schon frühzeitig Anwältin werden?

Ich habe mich damals, zu Beginn meines Studiums, bereits mit dem festen Berufswunsch „Rechtsanwältin“ an der Ruhr-Universität eingeschrieben und dieses Ziel konstant verfolgt. Es wäre wünschenswert, wenn es weiterhin ambitionierten Nachwuchs gibt. Die Zukunft der Justiz ist weiblicher und vielfältiger. Mittlerweile studieren mehr Studentinnen als Studenten Rechtswissenschaften.

WAZ: Welche Kontakte unterhält der Anwaltverein sonst noch?

Die Anwaltschaft ist als unabhängiges Organ ein wichtiger und unverzichtbarer Bestandteil der Rechtspflege. Auch mit dem Land-, Amts- und Arbeitsgericht sowie der Staatsanwaltschaft steht der Anwaltsverein im regelmäßigen Austausch. Ich persönlich engagiere mich noch, wie eine Vielzahl von Kolleginnen und Kollegen des örtlichen Anwaltvereins, für die Referendarinnen und Referendare am Landgericht Bochum im Rahmen des Vorbereitungsdienstes für das 2. Staatsexamen.

Trat nach vielen Jahren als Vorsitzender des Bochumer Anwaltvereins nicht mehr zur Wiederwahl an: Rechtsanwalt Jürgen Widder.
Trat nach vielen Jahren als Vorsitzender des Bochumer Anwaltvereins nicht mehr zur Wiederwahl an: Rechtsanwalt Jürgen Widder. © FUNKE Foto Services | Olaf Ziegler

WAZ: Auf welchen Gebieten sehen Sie für den Nachwuchs im Anwaltsberuf besonders gute Chancen?

Aufgrund des demografischen Wandels haben junge Berufsstarterinnen und Berufsstarter nahezu in allen Rechtsgebieten gute Einstiegs- und Karrierechancen. Hier ist es fortwährend wichtig, dass man sich relativ schnell durch Fortbildungen spezialisiert und zum Beispiel einen Fachanwaltstitel erlangt, weil dies die Etablierung beschleunigt und festigt. Einen Fachanwaltstitel kann man frühestens nach drei Jahren anwaltlicher Zulassung erwerben.

„Die Einstiegschancen sind derzeit gut“

WAZ: Haben es junge Juristen mit 2. Staatsexamen heute schwerer als früher, im Anwaltsberuf solide Fuß zu fassen?

Da die Zulassungszahlen seit mehreren Jahren bundesweit rückläufig sind, ist es nach meiner Auffassung nicht schwieriger, im Anwaltsberuf solide Fuß zu fassen, als bei früheren Generationen. Die Einstiegschancen sind, unabhängig von einer selbstständigen Tätigkeit oder einem Anstellungsverhältnis, derzeit gut. Viele Kanzleien brauchen juristischen Nachwuchs und sind bereit, diesen zu fördern.