An der Schillerschule hat die Bundestagswahl 2009 schon stattgefunden. Wähler waren mit Begeisterung dabei.

Merkel, Steinmeier und Co. können sich zurücklehnen: Das Ergebnis der Bundestagswahl 2009 steht schon fest. Zumindest an der Schillerschule, denn dort setzten Schüler und Lehrer bereits heute ihre Kreuzchen auf den Stimmzettel. Ein Sozialwissenschaftskurs der Jahrgangsstufe 13 hatte zur Wahl gerufen – und die Schillerwähler strömten in Scharen an die Urnen.

Seit Wochen führt an dem Gymnasium fast jeder Schritt an der Bundestagswahl vorbei. Schon an der Eingangstür kleben Hinweisschilder, im Foyer informieren Plakate, in den Klassenzimmern hängen Flyer. Wofür ist eigentlich die SPD, wogegen die CDU? Und was hat es mit den verflixten Überhangmandaten auf sich? „Wir wollten den Schülern die Chance geben, einfach mal zu sehen, wie das geht”, erklärt Kursmitglied Katharina Bekemeier das Projekt Schillerwahl. Kursleiterin Elif Saral ergänzt: „Die Intention ist einfach zu informieren. Das ist das Gute an unserer Demokratie, dass wir mitentscheiden können. Und nur wer informiert ist, kann auch mitentscheiden.”

Die Rechnung scheint aufzugehen. Von Politikverdrossenheit keine Spur – von den Kleinsten in der Fünf bis zum kommenden Abiturjahrgang drängen alle mit Begeisterung in die zum Wahllokal umfunktionierte Aula der Schule. „Ich dachte, ich mach' hier einfach mal mit, weil ich auch am Sonntag auf jeden Fall wählen gehe”, erklärt Oberstufenschüler Robin Salter seinen Gang zur Schiller-Urne. Schließlich sei es wichtig, „seine Stimme zum großen Ganzen dazu zu tun”. Mitschüler Kamran Rezapoor macht sein Alter von 17 Jahren am Sonntag zwar noch einen Strich durch den Stimmzettel, gestern hat er aber seine Kreuze gemacht. „Ich würde gern wählen, ich will ja auch, dass meine Stimme zählt”, bedauert er, dass er in diesem Jahr noch nur an der Schule wählen darf. Auch Zehntklässlerin Theresa Bosl findet Wählen wichtig. „Wir wollen später auch mal mitbestimmen, was in unserem Land passiert.”

Schulleiter Hans Rinke schätzt die simulierte Bundestagswahl als praktische Ergänzung zum theorielastigeren Unterricht. „Wenn man jetzt hier einen Zettel in der Hand hat und wirklich ein Kreuz machen muss, dann muss man sich entscheiden.” Genau das wünscht sich Rinke für Sonntag auch von seinen wahlberechtigten Schülern. Deren Wahlbeteiligung soll den bundesweiten Schnitt toppen. „Alles unter 80 Prozent würde mich enttäuschen.”

Lehrerin Saral erwartet durchaus, „dass da ernsthafte Ergebnisse rauskommen”. Ihre Prognose: Unter der CDU als stärkster Kraft käme es an der Schillerschule zu einer schwarz-gelben Koalition. In der Urne der jüngeren Wähler von der fünften bis zur zehnten Klasse könnte allerdings eine Überraschung stecken: „Das könnte anders ausfallen. Da kamen auch einige zu mir und sagten: Da fehlen die Piraten”, verrät die Kursleiterin.

Wie nah an der Realität die Wahl an der Schillerschule ist, wird sich am Sonntag zeigen. An der Begeisterung der Schüler kann sich so mancher Wahlberechtigter jedenfalls ein Beispiel nehmen.