Bochum. Beim „Fahrradsommer“ säumten am Sonntag 7500 Menschen den Bochumer Westpark. Es gab ein klares Signal in Richtung Politik und Verkehrsplaner.

Bochum dreht am Rad: Nach zweijähriger Corona-Pause wärmte der „Fahrradsommer der Industriekultur“ am Sonntag wieder die Herzen der Velo-Fans im Ruhrgebiet. 7500 Menschen, so die ersten Schätzungen, säumten beim Aktionstag des Regionalverbands Ruhr (RVR) und der Bochumer Veranstaltungs-GmbH (BOVG) den Westpark.

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Kaum ein Besucher, der bei bestem Ausflugswetter nicht mit dem Drahtesel anreiste. Denn zum 14. Mal kreiste an der Jahrhunderthalle alles um Fahrrad. Der Vorplatz verwandelte sich in eine Messe-, Mitmach- und Aktionsfläche mit tollkühnen Bike-Stuntshows. Von der stylischen Klingel bis zu den aktuell schwer angesagten Lasten- und Liegendrädern, von der Luftpumpe bis zum Pulsmesser: Fahrradhändler und weitere Anbieter offerierten alles, was der Radler (vermeintlich) braucht.

Fahrradsommer in Bochum: Codierung macht es Dieben schwerer

„Das ist wirklich sinnvoll“, sagt Stefanie Mühlenbach (43) und reiht sich in die Warteschlange am Zelt des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) ein. Schon zweimal sei ihr in den letzten Jahren ein Fahrrad gestohlen worden, berichtet die Hernerin. Gern zückt sie 15 Euro, um ihr Elektrorad codieren zu lassen. Auf dem Rahmen wird ein personenbezogener Code eingraviert. „Das macht es Dieben schwerer, die Fahrräder zu verkaufen. Die Codierung zeigt sofort, wer Eigentümer ist“, wirbt der ADFC.

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Derart gesichert, bereiten ausgedehnte Touren noch mehr Freude. Wo es langgeht, wissen die Experten des RVR. Beim „Fahrradsommer“ informierten sie über die schönsten und interessanten Strecken im Revier, wo die Industriekultur auf einem 1200 Kilometer umfassenden Streckennetz auf zwei Rädern erkundet werden kann: auf einstigen Bahntrassen wie der Erzbahntrasse ebenso wie auf lauschigen Kanalwegen.

Kunststücke auf dem Rad zählten zum Programm des „Fahrradsommers“ auf dem Vorplatz der Jahrhunderthalle.
Kunststücke auf dem Rad zählten zum Programm des „Fahrradsommers“ auf dem Vorplatz der Jahrhunderthalle. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Erstmals gab’s auch Gebrauchträder zu kaufen

Lohnenswerte Ziele von Essen mit der Zeche Zollverein bis nach Schermbeck und Unna zeigte eine kleine Tourismus-Messe auf. „Die Rad-Touristik im Ruhrgebiet hat sich enorm entwickelt. Wir sind stolz, mit der Jahrhunderthalle ein Teil davon zu sein“, sagte BOVG-Geschäftsführer Andreas Kuchajda, der sich über den großen Zuspruch zum Neustart des „Fahrradsommers“ freute – erstmals mit einer Gebrauchtrad-Börse, wo gut erhaltene Modelle für kleines Geld den Besitzer wechselten.

Am 28. und 29. Mai folgt „Ruhr International“

Dem Fahrradsommer folgt am nächsten Wochenende eine weitere Großveranstaltung im Westpark: „Ruhr International“.

Am Samstag und Sonntag (28./29. Mai) wird der Kultur die Bühne bereitet. Bei freiem Eintritt erwartet die Besucher ein buntes Happening mit Musik, Tanz, Theater und Literatur.

Veranstaltet wird das Festival vom Bahnhof Langendreer und dem Kulturbüro der Stadt gemeinsam mit der Bochumer Veranstaltungs-GmbH. Bis zu 20.000 Menschen werden erwartet.

Ob Second-Hand-Rad oder High-Tech-Bike zum Preis eines Kleinwagens: Der „Fahrradsommer“ dokumentiert die stetig steigende Bedeutung des Radverkehrs im Ruhrgebiet. „In der Pandemie haben nochmals ganz viele Menschen das Radfahren neu für sich entdeckt, für den Job oder die Freizeit“, weiß Karl-Bernd Lauter (62), der sich am Sonntagmorgen in Wesel zu einer Tagestour nach Bochum aufgemacht hatte.

Radfahrer appelliert: Politik muss mehr für Radfahrer tun

Sein Appell: „Die Politiker und Verkehrsplaner müssen endlich mehr tun, um das Radwegenetz vor allem innerhalb der Städte auszubauen, auch wenn’s den Autofahrern wehtut. Für die Menschen. Für die Umwelt. Das ist bisher oft nur halbherziges Stückwerk.“

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