Weitmar. Im Museum unter Tage in Bochum tauchen Kinder in Farben ein. Sie erleben unterschiedlichste Werke und malen am Ende ganz anders als gewohnt.

Rußschwarz, Schwefelgelb, Ultramarin aus gemahlenem Lapislazuli und Ocker aus Erde und Eisen – die Welt der Farben eröffnete am Montag die Workshop-Reihe „Kinder sprechen über Kunst“ im Museum unter Tage.

Bevor die sieben Kinder zwischen fünf und zehn Jahren selbst mit Pigmentpulver und Gewürzen kreativ wurden, gingen sie mit Julia Kersting und Annabella Ernst auf eine kleine Zeitreise. Sie warfen einen Blick auf die Höhlenmalerei, die Landschaftsmalerei in Ölfarben bis hin zu den spektakulären Werken von Ingeborg Lüscher in der aktuellen Ausstellung „Spuren vom Dasein“.

Bochumer Kinder staunen über Kunstwerk

In Lüschers großformatigem Zehnerzyklus bieten Schwefelgelb und Rußschwarz einen Kontrast, der von Helligkeit und Dunkelheit erzählen kann. „Ich dachte, es kommen noch mehr normale Gemälde und dann kam dieses Gelb, Schwarz-Gelb und am Ende Schwarz“, staunt die zehnjährige Alexia über den Eindruck des drei Meter hohen Kunstwerks.

Mit Pigmenten lernen die Kinder, Farbeffekte zu erzeugen.
Mit Pigmenten lernen die Kinder, Farbeffekte zu erzeugen. © FUNKE Foto Services | Alexa Kuszlik

Generell ist Kindern der Ausdruck von Gedanken mit Farben oft vertraut, malen sie doch selbst im Allgemeinen häufiger als Erwachsene. „Es gibt auch graue Steine, die weiß malen“, überlegt Ruby (6). Und weil in der sommerlichen Landschaft des flämischen Malers Sebastian Vrancx viele Grüntöne vorkommen, ist die Natur als Farbspenderin schnell präsent. „Gras, Blätter und grüne Insekten“, vermutet Jordan (9), könnten dazu dienen, Grün herzustellen.

Schwefel brennt blau

Ingeborg Lüschers Werk überrascht die Kinder wiederum mit dem Feuer als Farbwunder. Nicht nur, dass Flammen und Glut in Rot, Gelb, Orange und sogar Blau zu bieten haben – am Ende hinterlassen sie durch Asche und Kohle auch Schwarz, Grau und Weiß. Styropor mit Rußspuren und gelbe Kartons eröffnen Lüschers künstlerisches Spiel mit dem Feuer. „Sie hat die Schachteln mit Schwefel überzogen und das Gelbe würde blau brennen“, erläutert Julia Kersting.

Annabella Ernst öffnet ganz vorsichtig eine Dose mit strahlendem Ultramarin-Pigmentpulver für die Kinder und gibt so einen Vorgeschmack auf den kreativen Teil des Workshops im Untergeschoss der Pavillons in der Situation Kunst.

Studentinnen werden mit den Kindern aktiv

Hier haben die Studentinnen der Kunstgeschichte Farben bereitgestellt, die so ganz anders sind als fertige Filzstifte. Es gibt Pigment in Ultramarin, Pflanzenfarben aus Roter Beete und Spinat, gemahlenes Gerstengras, Paprika, Kurkuma, Zimt und natürlich Kohle.

Weitere Workshops

Für die Workshops am Mittwoch und Donnerstag sind noch Plätze frei. Teilnehmen können Kinder von fünf bis zwölf Jahre. Die Workshops finden statt von zehn bis 13 Uhr.

Anmeldung unter: kunstvermittlung@situation-kunst.deAm Mittwoch (13.) heißt es „Ingeborg Lüscher trifft Arnulf Rainer“, in dem es um die Fotoveränderung durch Farbe geht. Am Donnerstag (14.) malen die Kinder im Park von Haus Weitmar unter dem Titel „Ab nach draußen: lichtdurchflutete Landschaften aus Farbtupfern“.

Zur Auswahl steht der Farbauftrag des puren Puders mit Klebestift als Unterlage oder die Farbproduktion mithilfe von Öl und Wasser, der Pinselauftrag, das Rieseln des Puders mit oder ohne Sieb, der Auftrag mit Pinseln oder Fingern. „Ich finde es toll, dass wir hier nicht mit Buntstiften, sondern mit Gewürzen und künstlerisch malen“, findet Tilda (6).

Bereits nach 45 Minuten liegen vielfältige Kunstwerke zum Trocknen auf dem Boden. Aufgrund der teils fingerdicken, körnigen bis pudrigen Struktur einiger Bilder dient Haarspray zum Fixieren. Ruby zeigt stolz auf ihr Bild, das eine bläuliche, runde Fläche zeigt. „Das ist ein Auge, weil Mama gesagt hat, du sollst mehr sehen“, erläutert die Sechsjährige. Und es erscheint fast sicher, dass sie nach diesem Workshop in der Situation Kunst die Welt der Farben mit etwas anderen Augen sieht.