Bochum. Eine Corona-Prämie für Erzieherinnen in Kitas oder Offenen Ganztagsschulen der Awo fordert die Gewerkschaft Verdi. Jetzt sei das Land am Zug.
Es geht um rund 700 zumeist weibliche Beschäftigte der Arbeiterwohlfahrt (Awo) im Bezirk Ruhr-Mitte. In verschiedenen Aktionen haben die Angestellten in Kitas, Offenen Ganztagsschulen oder Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen einen Corona-Bonus gefordert, wie er etwa zu Anfang der Corona-Pandemie für die Mitarbeitenden in Senioreneinrichtungen oder Krankenhäusern längst gezahlt wurde. Agnes Westerheide ist Gewerkschaftssekretärin bei Verdi: „Wir unterstützen diese Forderung nachdrücklich.“
Verdi: Awo kann auch eine freiwillige Zahlung leisten
Die Gewerkschaft argumentiert, dass diese Beschäftigten, die mehr als die Hälfte der insgesamt rund 1100 Angestellten der Awo im Bezirk Ruhr-Mitte stellen, bisher nicht für ihren besonderen Einsatz während der gesamten Zeit der Pandemie mit einer Bonuszahlung der Bundes- oder Landesregierung berücksichtigt worden seien. „Auch eine freiwillige Leistung des Arbeitgebers Arbeiterwohlfahrt, wie es zum Beispiel bei den kirchlich Beschäftigten honoriert wurde, gab es nicht“, erklärt Westerheide.
Marc Schaaf, Geschäftsführer der Awo Ruhr-Mitte, erkennt grundsätzlich die Forderung der Beschäftigten als berechtigt an. Aber: „Unsere Mitarbeitenden sind einer besonderen Gefährdungslage ausgesetzt, auch weil sie ohne Schutz von Masken mit den Kindern ihr Bestes geben. Ihre Arbeit gehört ebenso wie in den Gesundheitsberufen wertgeschätzt. Deshalb fordern wir eine durch das Land refinanzierte, besondere Corona-Prämie für Kräfte in den Kindertageseinrichtungen, in der Kindertagespflege und in den Offenen Ganztagsschulen.“
Selbstverständlich systemrelevant
Die Gewerkschaft kritisiert, dass es nicht gut für das innerbetriebliche Klima der Arbeiterwohlfahrt sei, wenn ein nur ein Teil der Belegschaft, also die Mitarbeitenden in den Alten- und Pflegeheimen, von dem Corona-Bonus profitieren.Wertgeschätzt werden müsse in jedem Fall auch der Einsatz von Erzieherinnen und Erziehern, die genauso wie andere Berufsgruppen etwas in der Pflege „selbstverständlich systemrelevant“ seien.
Schaaf hatte sich bereits vor einigen Wochen öffentlich geäußert, als die Omikron-Welle sich insbesondere bei den Kitas stark verbreitet hatte und mehr und mehr Beschäftigte aufgrund von Infektionen ausgefallen sind. Das Personal sei „völlig überlastet, weil es die vielen Ausfälle auffangen“ müsse, so Schaaf damals
Yüksel: Keine Prämie ohne Refinanzierung durch das Land
Genau in diesem Punkt argumentiert der Awo-Vorsitzende Serdar Yüksel (SPD), dass es eine freiwillige Leistung ohne Refinanzierung des Landes durch seinen Verband nicht geben werde. Er macht klar, dass die Awo Ruhr-Mitte schon jetzt knapp eine Millionen Euro pro Jahr an Eigenmitteln für den Betrieb der 30 Kitas und 23 Schulbetreuungen in Bochum und Herne selbst aufbringen müsse.
Eine Einmalzahlung, die bisher bei anderen systemrelevanten Berufen zwischen bei zwischen 550 und 1500 Euro gelegen habe, könne die Awo nicht alleine stemmen. „All diese Prämien für sogenannte systemrelevante Berufe wurden bisher vom Land gegenfinanziert. Für Erzieher und Erzieherinnen gibt es dieses Modell bislang leider nicht“, so Serdar Yüksel.
Die Gewerkschaft hält in jedem Fall an ihrer Forderung fest: am Dienstag (5. April), tagt ein Arbeitskreis, der klären will, wie Verdi sich verhält, wenn das Land eine Refinanzierung der Prämie ablehnt und, ob dann die Awo allein als Arbeitgeber für diese Prämie aufkommen solle.